27 Januar.
Geliebter, guter Schlegel.
Gestern erhielt ich Ihren Brief, heute schon antworte ich mit einem Kourrir, wiewohl nur wenig Worte. Ich kann Ihnen gar nicht sagen wie sehr mich die alten, lieben bekannten Schriftzüge erfreut u gerührt haben. Sie machten die alte Zeit in mir lebendig. Wenige Menschen leben so in meinem Herzen wie Sie. Der treffliche Fürst läßt Ihnen herzlich für Ihre lieben Gesinnungen danken. Die Universität wird in Bonn seyn, nicht in Koblenz. Der Fürst schreibt heute an den Minister von Altenstein über Ihre Angelegenheit. Der Minister von Altenstein ist ein trefflicher, grundgelehrter, religiöser u wahrhaft liberaler Mann von dem ich Ihnen gar nicht Gutes genug sagen kann. Jetzt sollen Sie nicht herkommen, [2] lieber Schlegel, weil die Organisation noch nicht so weit gediehen ist, doch hofft er bestimmt das Vergnügen zu haben Sie noch am Rhein zu sehen u wird Ihnen deshalb selbst schreiben oder durch mich Ihnen Auskunft geben lassen. Wir werden es schon so machen daß es Sie nicht derangirt. Verlassen Sie sich auf Ihren alten Freund der gewiß für Ihr Gutes stets sorgen wird.
Schicken Sie doch gefälligst dem Fürsten das Werk Ihrer seligen Freundin so bald wie möglich u wäre es auch nur Bogen weise. Es wird ihn sehr erfreuen. Schreiben Sie ihm überhaupt doch einige Worte [3] das wird gewiß recht gut seyn. Es ist ein so wahrhaft großer, lieber Mann mit so tief u fein fühlendem Herzen.
Ich bitte Sie auch etwas, nehmlich die zwey Gedichte
Johann von Procida erwache
Und lehre sie den Geist der Rache
u
Kosacken sind der Menschheit Fleck
So spricht der Kaiser in dem Dreck
u um eine Ehrenpforte die nirgends zu kaufen ist.
Behalten Sie lieb
Ihren
treuen Freund
Koreff
[4] [leer]