Wenn ich Ihnen noch immer nicht geschrieben, mein hochverehrter Freund, Ihnen nicht für Ihren geistreichen französischen Brief, die Zusammenstellung Ihrer classisch geschriebenen, bisher zerstreuten Abhandlungen, für die (ich denke) nicht verlorenen Rathschläge uber die Werke des Grossen Konigs gedankt, so schreiben Sie es, das weiss ich, nicht einer erkaltenden Jugendfreundschaft, sondern bloss meiner schwer zu bezeichnenden Lage zu. Der König hat gleich nach dem unglücklichen Tode des Herzogs beschlossen, mich nach Paris zu senden, auf welchen Wegen, weiss ich selbst noch nicht, aber (wie Bn Bülow meint) in wenigen Tagen. Ich werde diese Reise nicht antreten, ohne Sie zu besuchen, mein edler Freund, und bitte zugleich, wenn es Ihnen nicht zu lästig wird, um Gastfreundschaft auf eine Nacht in Ihrem indischen Hause. Sie sehen, wie frei ich Ihre Güte anspreche. Ich entziehe mich nie der Freundlichkeit des Gesprächs auch mit denen, die mir weniger bekannt sind, aber ich bitte Sie ja, alles den freien Lebens-Genuss Storende von Anreden und Feierlichkeit durch Ihren mächtigen Einfluss zu verhindern. Auch mein Freund Dechen hatte mir diese „Lebensversicherung“ gegeben. Ich schreibe Ihnen noch einmal. Empfangen Sie, der älteste und berühmteste meiner Jugendfreunde, den wiederholten Ausdruck meiner Verehrung und Liebe.
AlHumboldt.
[2] [leer]
[3] [leer]
[4] An den Herrn Professor Wilhelm v. Schlegel
Hochwohlg.
in
Bonn
AlHumboldt