Ich fühle es geliebter Bruder, daß bey Ihren vielen Geschäften, es Ihnen ein Opfer ist mir zu schreiben; ich weiß es aber auch zu schätzen, und es kann sich Niemand so innig über Ihre Briefe freuen wie ich thue, dies war auch bey dem lezten der Fall. Die Nachricht von Ihrem Wohlergehn, habe ich immer mit Theilnahme und Vergnügen in August seine Briefe gelesen, aber ich vermißte immer darin einen freundlichen Gruß von Ihnen als einen Beweis Ihres Andenkens. Wahrscheinlich ist seine Vergessenheit Schuld daran, und weßhalb ich ihm auch Heute Vorwürffe gemacht habe. Was Sie bester Bruder, mir über das Schwürige einer Anstellung für August schreiben, macht mich sehr bekümmert, und wen Sie Ihre Hand von ihm abziehn so weiß ich nicht was aus ihm werden soll weil er sich so wenig zu helffen weiß. In beykommenden Brief, den ich Sie ersuche ihm zu geben habe ich ihm dringend empfohlen mit Ernst auf sein künftiges Fortkommen bedacht zu seyn, und sich alle Mühe zu geben eine Stelle zu erhalten. Ich hoffe er wird meinen Rath befolgen und der Himmel wird sein Gedeien dazu geben.
Mit meiner Gesundheit steht es noch immer schlecht. Wäre [2] es möglich daß ich in Ihrer herrlichen Gegend und einen so milden Clima könte versetzt werden, dann lieber Bruder würde ich von Ihren gütigen Anerbietungen Gebrauch machen, und hätte noch wohl Hofnung zu genesen, aber hier wo die Wittrung so rauh und unbeständig ist zweifle ich daran, und werde meine noch kurze Lebenszeit mich woll mit Kränklichkeit plagen müssen. Die Meinigen sind ziemlich wohl. Mich und sie Alle empfehle ich Ihrem gütigen Wohlwollen, und bitte Sie theurster Bruder, es meinem Uebelbefinden zu Gute zu halten daß ich schließe und Heute nichts weiter hinzusetzen kann, als daß ich bin unaufhöhrlich
Ihre
Sie innig werthschätzende Schwester
Ch. Schlegel.
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