[1] So lange geliebter Bruder habe ich nichts von mir hören lassen daß ich billig mich darüber bey Ihnen endschuldigen solte; da Sie aber durch Malchen immer Nachricht von uns erhielten, so mochte ich Sie bey Ihren vielen wichtigen Geschäften, mit meinem unbedeutenden Briefe nicht belästigen, auch hielt mich mein fortwährendes Uebelbefinden vom Schreiben ab. Heute aber drängt mich mein Herz Ihnen theurster Bruder, meinen tief gefühlten Dank zu sagen, für die vielen vielen Beweise Ihrer Liebe und Aufmerksamkeit, die Sie meiner Malchen und ihren Herrmann erwiesen haben. Sie fühlten sich so glücklich bey Ihnen, daß Malchen mir schreibt, es würde die ihr die Trennung von Ihnen und allem was Ihre Güte ihr bereitet hatte, recht schwer werden. Ungerne geht sie nach Lingen zurük wo nur Mühseligkeiten und Sorgen ihrer warten. Ich hoffe indeß, daß der der bißher über sie waltete, sich auch ferner ihrer annehmen wird. Hiemit tröste ich mich auch bey den mancherley Wiederwärtigkeiten die mich und meiner Minchen treffen, und die durch ihr kränckelndes Befinden noch vermehrt [2] werden.
Mögen Sie, bester Bruder, sich stets einer guten Gesundheit erfreun; das ist mein innigster Wunsch. Und nun noch die Bitte, daß Sie mir und meinen Kindern ferner Ihr Wohlwollen und Ihre Liebe erhalten.
Ich wiederhohle Ihnen meinen Dank, und empfehle mich Ihren freundlichen brüderlichen Andenken,
Ihre
Sie innig werthschätzende Schwester
Ch. Schlegel.
Harburg
d. 16ten Sept
1834.
[3] [leer]
[4] An
Herrn Professor und Ritter
A. W. von Schlegel
Hochwohlgeboren
in
Bonn
d.E.