Theurster Bruder!
Mit den wehmüthigsten Gefühl, muß ich Ihnen heute eine Nachricht mittheilen die mich tief erschüttert hat; – Es ist der Tod meines unglücklichen Sohnes, welcher am 9ten dieses erfolgt ist. So sehr ich Ursache habe Gott zu dancken daß er seinen qualvollen Zustand geendet, und ihm von seine Leiden erlöset hat, so blutet doch mein Mutterherz bey den Verlust meines Kindes. Vor ungefähr 14 Tagen, schrieb ich den Medizinalrath in Hildesheim, und bat ihm mir Nachricht zu geben über des Sohnes Befinden und übrigen Ergehen; es ihm auch an nichts fehlen zu lassen, und wenn vielleicht noch Zuschuß nöthig wäre, so wäre ich dazu gerne erböthig, besonders auch zu seiner Beköstigung oder Verpflegung. Üebrigens empfahl ich ihm seiner menschenfreundlichen liebevollen Be[2]handlung und Aufsicht. Hierauf erhielt ich keine Antwort biß gestern wo ich den Brief mit der Todes Anzeige erhielt. Ich lege ihm hier bey und brauche ihm nicht wieder zurük. Sie werden daraus des Medicinalraths Ansichten und Aeuserungen über das den ganzen Zustand des Verstorbnen sehn. – Was hier noch zu entrichten war an Wagen, Wirth und dergleichen, habe ich bezahlt, und wie es in Verden steht darüber hoffe ich wird Matheäi als Curator mir bald Nachricht geben. Meinen Brief vom Anfang dieses Monaths haben Sie hoffentlich erhalten lieber Bruder! Hier hat es sich noch nicht viel geändert, meine Tochter ist noch immer leident und hat viele Schmerzen an der Hand. Der Tod des Bruders hat auch auf sie einen traurigen Eindruk gemacht. Sie empfiehlt sich Ihnen, auch ich, und bitte um die Fortdaur Ihrer brüderlichen Liebe.
Mit traurenden Herzen nenne ich mich,
Ihre
Sie innig werthschätzende
Schwester Ch. Schlegel.
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[1] beantwortet d. 14ten April