[1] Nothwendig muß ich noch einige Zeilen zum Briefe meiner lieben Frau hinzufügen. Doch Worte vermögen es nicht, verehrtester Herr Bruder, Ihnen auszudr[ü]cken, wie sehr wir für Ihre so edelmüthige [wi]rksame Theilnahme an dem Gange des Lebens unsrer Tochter Ihnen verbunden sind. In welche Hände hätten wir zuversichtlicher die Leitung ihrer künftigen Ausbildung legen können, als in die Ihrigen. Wir erkennen mit gerührtem Herzen den seegnenden Einfluß der ewigen Vorsehung, daß wir durch Ihre so zärtlich für sie bedachte Mitwürkung nicht mehr mit kummervollen Blicke in die Zukunft hinaussehen dürfen. Nehmen Sie, innigst geliebtester Herr Bruder unser reines Dankgefühl dafür an.
Bei der neuen Forderung an Ihre litterarische Thätigkeit, dem Geschichtsinteresse neue Schätze aus den Tiefen der Erdlagen am Niederrheine zu Tage zu fördern, was wird Ihr Genius der die Indische Weisheit aus grauem Alterthume in unser lebendes Zeital[ter] herüberführte, dazu sagen? [2] Ihr Eifer, theuerster Herr Bruder, wird dennoch Beides zu vereinigen wißen, wenn nur Ihre Freunde nicht dabei zu kurz kämen.
Sie, innigst geschätzter Bruder, noch einmal hier bei uns zu sehen, ist unser Haupt-Wunsch, würde er doch erfüllt.
Ihr
aufrichtigster Freund und Bruder
Ludwig Emmanuel Ernst
Dresden,
d. 12. April
1823.