Verehrter Herr und Freund.
Ihr freundliches Schreiben vom ii. c. ist an dem Tage hier eingelaufen, wo ich zu dem Rubensfeste nach Antwerpen und von da weiter nach Gent, Brüge und Ostende abgereist war. Ich habe in dem reizenden Flandern, welches ich seit 20 Jahren nicht besuchte, viel Schönes gesehen und werthe Bekanntschaften theils gemacht, theils erneuert. Ist erst die Eisenbahn von hier bis Lüttich fertig, d. h. in zwey Jahren, so muß man das herrliche Land mit all seinen Schätzen für Kunst, Wissenschaft und geschichtlichen Erinnerungen aller Art oft besuchen. Man wird dann in einem Tage von hier nach Ostende fahren können. Die Feste in Antwerpen waren schön u. großartig. Wohl einer Stadt, die auf eine solche Feier 1/2 Million Franken aufzuwenden im Stande ist! Die kölnische Deputation war sehr ehrenvoll dort aufgenommen, weil man unserer Stadt die Ehre zugesteht, daß Rubens in ihr das Licht der Welt erblickte. Zu wünschen wäre nur, daß diese herrlichen Städte mit ihrer politischen Existenz mehr zufrieden zu sein Ursache hätten; allein die Stimmung ist dort wirklich nicht gut. – Nach den gewünschten Büchern habe ich hier alle Nachfrage gethan; allein ich konnte nur den Foppens auftreiben, wovon die gewünschten beiden Bände hier beifolgen. Sie gehören einem Bekannten, der aber mit seiner Bibliothek etwas peinlich ist; ich bitte daher, nach gemachtem Gebrauch mir die Bände alsbald wieder zugehen zu lassen. Sollte ich den Houbraken noch auftreiben, so werde ich ihn nachsenden; bis dahin wünsche ich Ihnen recht wohl zu leben und grüße in Hochachtung u. Freundschaft
Dr Groote
[2] [leer]