• August Wilhelm von Schlegel to Friedrich Wilken

  • Place of Dispatch: Lausanne · Place of Destination: Unknown · Date: 06.07.1815
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Friedrich Wilken
  • Place of Dispatch: Lausanne
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 06.07.1815
    Printed Text
  • Bibliography: Körner, Josef: A. W. Schlegel und sein Heidelberger Verleger. In: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 65 (1914), S. 680‒681.
  • Verlag: Universitätsverlag Wagner Innsbruck
  • Incipit: „[1] Lausanne d. 6ten Jul 1815.
    Erlauben Sie mir, hochgeehrtester Herr Professor, nach den herzlichsten Glückwünschen über die für Deutschland so glorreiche [...]“
    Manuscript
  • Provider: München, Bayerische Staatsbibliothek
  • Number of Pages: 2 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
    Language
  • German
[1] Lausanne d. 6ten Jul 1815.
Erlauben Sie mir, hochgeehrtester Herr Professor, nach den herzlichsten Glückwünschen über die für Deutschland so glorreiche Wendung der öffentlichen Begebenheiten, heute nur wenige Zeilen auf Ihren gütigen Brief zu erwiedern.
Gleich nach dessen Empfang verließ ich Coppet mit der dortigen Gesellschaft, um hier den ersten Sturm vorübergehen zu lassen. In vierzehn Tagen denke ich dahin zurückzukehren, und dann soll die Anzeige der altdeutschen Wälder meine erste Arbeit seyn. Hier konnte ich sie nicht vornehmen, weil ich dabey meine Bibliothek zur Hand haben muß.
Es hat ein etwas feindseliges Ansehen, auf ein schon mit Lob angezeigtes Buch noch einmal zurückzukommen, als geschähe es bloß um zu tadeln: vielleicht geben mir aber die altdeutschen Wälder Veranlassung, von einigen schon beurtheilten Arbeiten in diesem Fache ein Wort zu sagen.
Herr Thorkelin in Copenhagen, hat ein Angelsächsisches Heldengedicht von bedeutendem Umfang aus einer in England entdeckten Handschrift abdrucken lassen. Er hat mir ein Exemplar davon versprochen, ich werde auf jeden Fall bald im Besitz dieser wichtigen Erscheinung zu seyn (!), und wünsche daß mir bey dem davon zu erstattenden Bericht niemand [2] in Ihrer Zeitung zuvorkommen möge. – Nach allem was H. Thorkelin davon schreibt, ist es unbegreiflich, daß die Englischen Alterthumsforscher ein so wichtiges Denkmal haben übersehen können.
Bis wir ein vollständiges Corpus scriptt.[orum] Rer.[um] Germanic.[arum] haben, muß man sich freylich mit den einzelnen Sammlungen von Goldast, Steuber, Freher, Leibnitz, Maibom, Schard pp. behelfen. Sie würden mich ungemein verbinden, wenn Sie bey Bücherversteigerungen und sonstigen Gelegenheiten mich bedenken und sie für meine Rechnung erstehen wollten. Ich brauche nichts näheres anzugeben, denn da ich meine Bücher meistens im Auslande gesammelt, so besitze ich noch keine einzige (!) davon, und sie werden mir alle willkommen seyn. Die Preise überlasse ich ganz Ihrer Schätzung.
Leider fehlt es für solche Unternehmungen an Unterstützung. Sollte unser neuer Reichstag nicht dazu die Hand bieten? Die geistlichen Fürsten thaten sonst manches für unsre Alterthümer: ein Bischof von Paderborn hat selbst ein gelehrtes Werk geliefert, einem Bischof von Würzburg verdanken wir Eckharts Comment.[arii] de R.[ebus] Fr.[anciae] Or.[ientalis]. Wieviel brauchbares haben die Klöster geliefert! Wer würde die Arbeiten der Benedictiner von St. Maur jetzt liefern, wenn sie nicht glücklicher Weise schon zu Stande gebracht wären!
[3] Nächstens erhalten Sie von mir die versprochne Sendung. Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ergebenster
A W v Schlegel
[4] Herrn
Professor Wilken Whlgb.
in
Heidelberg
[1] Lausanne d. 6ten Jul 1815.
Erlauben Sie mir, hochgeehrtester Herr Professor, nach den herzlichsten Glückwünschen über die für Deutschland so glorreiche Wendung der öffentlichen Begebenheiten, heute nur wenige Zeilen auf Ihren gütigen Brief zu erwiedern.
Gleich nach dessen Empfang verließ ich Coppet mit der dortigen Gesellschaft, um hier den ersten Sturm vorübergehen zu lassen. In vierzehn Tagen denke ich dahin zurückzukehren, und dann soll die Anzeige der altdeutschen Wälder meine erste Arbeit seyn. Hier konnte ich sie nicht vornehmen, weil ich dabey meine Bibliothek zur Hand haben muß.
Es hat ein etwas feindseliges Ansehen, auf ein schon mit Lob angezeigtes Buch noch einmal zurückzukommen, als geschähe es bloß um zu tadeln: vielleicht geben mir aber die altdeutschen Wälder Veranlassung, von einigen schon beurtheilten Arbeiten in diesem Fache ein Wort zu sagen.
Herr Thorkelin in Copenhagen, hat ein Angelsächsisches Heldengedicht von bedeutendem Umfang aus einer in England entdeckten Handschrift abdrucken lassen. Er hat mir ein Exemplar davon versprochen, ich werde auf jeden Fall bald im Besitz dieser wichtigen Erscheinung zu seyn (!), und wünsche daß mir bey dem davon zu erstattenden Bericht niemand [2] in Ihrer Zeitung zuvorkommen möge. – Nach allem was H. Thorkelin davon schreibt, ist es unbegreiflich, daß die Englischen Alterthumsforscher ein so wichtiges Denkmal haben übersehen können.
Bis wir ein vollständiges Corpus scriptt.[orum] Rer.[um] Germanic.[arum] haben, muß man sich freylich mit den einzelnen Sammlungen von Goldast, Steuber, Freher, Leibnitz, Maibom, Schard pp. behelfen. Sie würden mich ungemein verbinden, wenn Sie bey Bücherversteigerungen und sonstigen Gelegenheiten mich bedenken und sie für meine Rechnung erstehen wollten. Ich brauche nichts näheres anzugeben, denn da ich meine Bücher meistens im Auslande gesammelt, so besitze ich noch keine einzige (!) davon, und sie werden mir alle willkommen seyn. Die Preise überlasse ich ganz Ihrer Schätzung.
Leider fehlt es für solche Unternehmungen an Unterstützung. Sollte unser neuer Reichstag nicht dazu die Hand bieten? Die geistlichen Fürsten thaten sonst manches für unsre Alterthümer: ein Bischof von Paderborn hat selbst ein gelehrtes Werk geliefert, einem Bischof von Würzburg verdanken wir Eckharts Comment.[arii] de R.[ebus] Fr.[anciae] Or.[ientalis]. Wieviel brauchbares haben die Klöster geliefert! Wer würde die Arbeiten der Benedictiner von St. Maur jetzt liefern, wenn sie nicht glücklicher Weise schon zu Stande gebracht wären!
[3] Nächstens erhalten Sie von mir die versprochne Sendung. Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ergebenster
A W v Schlegel
[4] Herrn
Professor Wilken Whlgb.
in
Heidelberg
×
×