Verehrter Herr Oncel!
Sie werden Sich wahrscheinlich meiner nicht mehr errinneren, und ich würde Sie auch nicht mit diesen Zeilen belästigen, wenn ich es nicht für meine Pflicht hielte, Ihnen als einen so nahen Verwandten anzuzeigen, daß es den lieben Gott gefallen hat, meine theure Großmutter zu sich zu nehmen. Sie litt seit einem Jahre an einem bedeutenden Brustübel, welches sich in der letzten Zeit so verschlimmerte, daß sie seit 6 Wochen beständig zu Bett liegen mußte. Vierzehn Tage vor ihrem [2] Tode bekam sie einen schlagartigen Zufall, verbunden mit noch andern gefährlichen Umständen, so daß sie am 11ten October, unter sehr großen Leiden endigte.
Ihr Verlust ist für mich unersetzlich, von meiner frühesten Kindheit an, war die gute Großmutter mir die treuste, liebevollste Pflegerin, weit mehr als meine Mutter, und nur der Gedanke kann mich in etwa[s] beruhigen, Alles gethan zu haben, um wo möglich ihre Leiden zu erleichtern.
In der Hoffnung daß Sie verehrter Herr Oncel, Sich jetzt einer guten Gesundheit erfreuen,
empfele ich mich
Ihnen
ganz ergebenst
Ihre Nichte
Emilie Büchting
[3] [leer]
[4] Sr. Hochwohlgeboren
Dem Herrn Profeßor A. W. von Schlegel
in
Bonn.
frei.
[1] beantw. d. 12ten Nov. 38