• Ludwig Ferdinand Huber to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Stuttgart · Place of Destination: Jena · Date: 17.08.1799
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Ludwig Ferdinand Huber
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Stuttgart
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 17.08.1799
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 362647739
  • Bibliography: Geiger, Ludwig: Dichter und Frauen. Neue Sammlung. Berlin 1899, S. 111‒112.
  • Incipit: „[1] St. den 17. August 99.
    Als ich Ihren Brief empfing, war ich Willens, in wenigen Tagen auf einige Stunden nach Tübingen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33865
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.11,Nr.2
  • Number of Pages: 2S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,1 x 19,2 cm
    Language
  • German
[1] St. den 17. August 99.
Als ich Ihren Brief empfing, war ich Willens, in wenigen Tagen auf einige Stunden nach Tübingen zu gehen, und ich glaubte Ihre Absichten am besten zu erfüllen, wenn ich mit Bestellung der Einlage so lange wartete, um mich mit Cotta mündlich über den Inhalt unterhalten zu können. Das ist nun geschehen und die beiliegende Antwort, die er mir eben zuschickt, wird, wie ich hoffe, Ihnen recht sein, und die Unterhandlung auf gedeihlichen Weg bringen.
Ihr gütiger Wunsch, daß ich von den Furien der heutigen Politik bald wieder zu den Musen übergehen möchte, ist gar sehr auch der meinige. Zwar ist mir die politische Literatur einträglich genug, und der Kampf mit ihren Gefahren hat an sich Interesse; allein als Hausvater kann mir die Möglichkeit, bei dem Kampf endlich doch vielleicht den Kürzeren zu ziehen, nicht gleichgültig sein, und in die Länge verdirbt man sich dadurch für manches was besser und schöner ist. Doch darf keine dieser Rücksichten mich bewegen, nur auf Gerathewohl von meiner jetzigen Beschäftigung abzugehen; ich muß also vor der Hand noch zuwarten.
Was Sie abhielt, so gegen B. zu schreiben, wie Sie vielleicht thun würden, wenn Sie ihn weniger kennten, begreife ich wohl. Für die A. Z. hat seine Polyhistorie indessen wirklich Nutzen ‒ am wenigsten freilich in den Artikeln, welche deutsche literarische Verhältnisse betreffen, und die ich künftig [2] sorgfältiger prüfen werde; aber andere Gegenstände, z. B. die englischen Miscellen, die Anzeigen von Erfindungen u. dgl. behandelt er doch immer so, daß C. schwerlich jemanden auftreiben würde, der das Fach so gut bearbeitete, und dann käme ich in den Fall, mir selbst noch mehr Arbeit aufzuladen.
Noch kam mir Lucinde nicht zu Gesicht. Prinz Zerbino und sie sollen mir aber nicht lange entgehen. Selbst vom Lesen hält mich die tägliche Arbeit der A. Z. nur zu sehr ab. Tiecks Volksmärchen kenne ich wohl und habe am gestiefelten Kater, wie auch am blonden Ekbert viel Freude gehabt ‒ im Grunde an Allem, sofern Alles von ihm gleich originelle Simplizität und Reinheit bezeugt. Auch in der verkehrten Welt, in den Bambocciaden traf ich ihn neulich wieder an....
Leben Sie beide wohl und vergnügt. Meine Frau grüßt herzlich. Das Frühkind Adele gedeiht allerliebst. Luise geht in die Strickschule, und ist die Ehrlichkeit selbst. H.
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[1] St. den 17. August 99.
Als ich Ihren Brief empfing, war ich Willens, in wenigen Tagen auf einige Stunden nach Tübingen zu gehen, und ich glaubte Ihre Absichten am besten zu erfüllen, wenn ich mit Bestellung der Einlage so lange wartete, um mich mit Cotta mündlich über den Inhalt unterhalten zu können. Das ist nun geschehen und die beiliegende Antwort, die er mir eben zuschickt, wird, wie ich hoffe, Ihnen recht sein, und die Unterhandlung auf gedeihlichen Weg bringen.
Ihr gütiger Wunsch, daß ich von den Furien der heutigen Politik bald wieder zu den Musen übergehen möchte, ist gar sehr auch der meinige. Zwar ist mir die politische Literatur einträglich genug, und der Kampf mit ihren Gefahren hat an sich Interesse; allein als Hausvater kann mir die Möglichkeit, bei dem Kampf endlich doch vielleicht den Kürzeren zu ziehen, nicht gleichgültig sein, und in die Länge verdirbt man sich dadurch für manches was besser und schöner ist. Doch darf keine dieser Rücksichten mich bewegen, nur auf Gerathewohl von meiner jetzigen Beschäftigung abzugehen; ich muß also vor der Hand noch zuwarten.
Was Sie abhielt, so gegen B. zu schreiben, wie Sie vielleicht thun würden, wenn Sie ihn weniger kennten, begreife ich wohl. Für die A. Z. hat seine Polyhistorie indessen wirklich Nutzen ‒ am wenigsten freilich in den Artikeln, welche deutsche literarische Verhältnisse betreffen, und die ich künftig [2] sorgfältiger prüfen werde; aber andere Gegenstände, z. B. die englischen Miscellen, die Anzeigen von Erfindungen u. dgl. behandelt er doch immer so, daß C. schwerlich jemanden auftreiben würde, der das Fach so gut bearbeitete, und dann käme ich in den Fall, mir selbst noch mehr Arbeit aufzuladen.
Noch kam mir Lucinde nicht zu Gesicht. Prinz Zerbino und sie sollen mir aber nicht lange entgehen. Selbst vom Lesen hält mich die tägliche Arbeit der A. Z. nur zu sehr ab. Tiecks Volksmärchen kenne ich wohl und habe am gestiefelten Kater, wie auch am blonden Ekbert viel Freude gehabt ‒ im Grunde an Allem, sofern Alles von ihm gleich originelle Simplizität und Reinheit bezeugt. Auch in der verkehrten Welt, in den Bambocciaden traf ich ihn neulich wieder an....
Leben Sie beide wohl und vergnügt. Meine Frau grüßt herzlich. Das Frühkind Adele gedeiht allerliebst. Luise geht in die Strickschule, und ist die Ehrlichkeit selbst. H.
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