Verzeihen Sie es, mein höchstverehrter Freund, wenn ich dazu veranlaßt und aufgefodert von Frau v. Knorring, die vor kurzem hier durch nach Kurland ging, Sie dringend ersuche mir, sobald es nur seyn kann, die versprochene Vorrede zu Flore und Blanschfur zu senden, da der Druck nun schon seit 3 Monaten fast beendigt, und die Ausgabe des Büchleins allein daran Anstand nimmt, daß die von Ihrer Seite gütig versprochene und das günstige Schicksal desselben gewiß vorbereitende Vorrede fehlt. Frau v. Knorring wollte Ihnen selbst noch von hieraus schreiben; ob es geschehen weiß ich nicht, allein sie hat es mir dringend zur Pflicht gemacht Ihnen zu schreiben, und ich verbinde daher meine Bitte mit der ihrigen
Wie sehr freue ich mich dieser Veranlassung wenn auch nur auf eine leichte Art wieder mit Ihnen in literarischen Verkehr zu treten, und wie viel lebhafter wünsche ich noch, daß es bald auf unmittelbarere Weise statt finden und mir dazu von Ihnen Gelegenheit geboten werden möchte
Ihre Voraussagung wegen Tieck und seiner Fortsetzung des Shakspeare hat sich leider nur zu sehr und auf eine nachtheilige Art für mich bestättigt; indem er sogleich eifrig ans Werk zu gehen bereit war, hat er dennoch bisher auch nicht das Geringste geleistet, ungeachtet loveʼs labours lost und Macbeth übersetzt sind und nur noch der letzten Feile bedürfen. Ich mag die Ankündigung nicht eher geschehen lassen, als bis ich der Ausführung einigermaßen gewiß bin und das ohnehin ungeduldige Publikum nicht abermals zu täuschen gezwungen werde.
Erhalten Sie mir Ihr freundschaftliches Wohlwollen und bleiben Sie meiner Verehrung und treuen Ergebenheit versichert
G. Reimer
[2] Herrn Rath und Professor
Ritter A. W. v. Schlegel
Hochwohlgeboren
d. G.
Bonn
durch AvMarczy.