Nach Empfang Ihres gütigen Schreibens vom Aprill d. J. war ich gleich bereit Ihnen höchstverehrter Herr und Freund, zu antworten; allein häusliche und Geschaftsverhältnisse, Besuche von Freunden, endlich aber die Vorbereitung zur damals bevorstehenden Messe, hinderten mich stets daran Die Messe selbst gewährte noch weniger Raum dazu, und von dort aus, mußte ich gleich, nach Vorschrift der Aertze, Kissingen besuchen, von wo aus ich hieher mit meiner Frau ging, um einige Tage bei meiner hier verheiratheten Tochter zu verleben; in wenigen Stunden trete ich meine Ruckreise an.
Eben so wenig als Sie selbst habe ich der Dieterichschen Buchhandlung ein Hinderniß in den Weg gelegt, wegen Benutzung der Charakteristik Bürgers, wenn gleich zu meinem eben so großen Befremden als Bedauern Die Sammlung aus welcher sie jetzt entnommen wird, eine fast ungünstige Aufnahme beim Publikum gefunden hat, und für den Augenblick aller Nachfrage ermangelt, da sie hoffentlich aber später gewinnen wird, und es dann nicht vortheilhaft erscheinen dürfte wenn der Inhalt zum Theil schon anderweitig Veröffentlichung erfahren hätte.
Sie urtheilen sehr gütig über die fortgesetzte Verdeutschung des Shakspeare. Wollte Gott sie wäre in Ihren Händen geblieben! Sie haben sich immer noch nicht ganz davon losgesagt, und ich möchte gar in dieser Beziehung noch einiger Hofnung Raum geben. Was aber Ihre Anfrage wegen Nachzahlung des Honorars anlangt, so sieht es damit nicht eben erfreulich aus. Tieck hat durch seine Zögerung theils, und durch seine Ueberforderung anderntheils (ich mußte 150 r für jedes Stück zahlen), dem ganzen Unternehmen so geschadet, daß noch lange nicht die Zahl des Absatzes erreicht ist, mit welcher unter Bestimmung einer längst vorüber gegangenen Frist, die stipulirte Nachzahlung eintreten sollte. Mir gereicht das in doppelter Beziehung zum Bedauern
Vielleicht ist es möglich daß ich in einigen Monaten nach Bonn komme und ich würde mich als dann freuen Sie wohlauf zu finden, mir die Fortdauer Ihrer Gewogenheit zu erbitten und Ihnen die wahrhafte Verehrung und Ergebenheit persönlich bezeugen zu können mit deren Ausdruck ich hier unterzeichne
G Reimer
Die Einlage empfehle ich zu gütiger Abgabe ergebenst
[2] Herrn Geh. Rath und Professor
Ritter A. W. v. Schlegel
Hochwohlgebohren
Zu Frankfurt
a/M
Bonn
am Rhein