• Friedrich August Rosen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Bonn · Date: 12.11.1826
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich August Rosen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 12.11.1826
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-35028
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.18,Nr.110
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 25,8 x 21,1 cm
  • Incipit: „[1] Berlin den 12ten Novbr. 1826.
    Hochzuverehrender Herr Professor!
    Sehr erfreulich ist mir Herrn Professor Lichtensteinʼs ehrender Auftrag, in Angelegenheiten unsrer Sanskritischen [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Berlin den 12ten Novbr. 1826.
Hochzuverehrender Herr Professor!
Sehr erfreulich ist mir Herrn Professor Lichtensteinʼs ehrender Auftrag, in Angelegenheiten unsrer Sanskritischen Typographie an Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, indem sich mir dadurch eine Aussicht öffnet, nicht nur Ihnen, sondern vielleicht auch den Sanskritischen Studien selbst, einen kleinen Dienst leisten zu können. Vor Allem muß ich um Entschuldigung wegen der Ihnen gewiß unerwarteten Verspätung dieser Zeilen bitten: ich erhielt die Aufforderung dazu erst vor einigen Tagen, als ich von einer Ferienreise zurückkehrte.
Ich schließe aus dem, was Herr Prof. Lichtenstein mir gesagt, daß Sie Herrn Prof. Bopp mit der Einrichtung einer abermals neuen Sanskritschrift, die zwischen den beiden vorhandenen eine mittlere Stelle einnähme, beschäftigt glauben. Genau genommen, ist dieß nicht der Fall. Er war schon seit längerer Zeit auf eine Einrichtung bedacht, wodurch der hier unter seiner Leitung verfertigten kleineren Schrift größere [2] Deutlichkeit verliehen, und der Gebrauch derselben dem Auge minder angreifend gemacht würde. Er wünscht nun zu diesem Zwecke, für diejenigen Fälle, in welchen ein einzelner Consonant oder eine auf einem Stempel geschnittene Gruppe ohne darunter zu setzenden Vocal vorkommt, eine Reihe neuer Stempel schneiden zu lassen, bei welchen der sonst für die Vocale offen bleibende untere Theil des Kegels zur größeren Darstellung des bloßen Consonanten mitbenutzt werden soll. Vor einem Vierteljahre wurde mit dem Schnitt dieser neuen Buchstaben der Anfang gemacht. Leider mußte bald darauf die Arbeit daran unterbrochen werden, und es sind bis jetzt auf diese Weise nur vier Stempel fertig geworden. Mit den danach gegossenen Typen ist die beiliegende Schriftprobe gesetzt worden, aus deren Ansicht man sich am leichtesten von dem beabsichtigten Verhältniß der neuen zu den bisher vorhandenen kleinen Buchstaben unterrichten kann.
An eine eigentliche Erweiterung des Schriftenvorraths durch neu zu schneidende Ligaturen denkt Herr Prof. Bopp zunächst wohl nicht. Er wünscht fürs Erste nur die schon vorhandenen noch einmal, auf die angedeutete Art vergrößert, zu wiederholen. Der Zweck, den er dabei verfolgt, ist vorzüglich der, auf einem möglichst [3] kleinen Raum dennoch die größtmögliche Deutlichkeit der Charaktere hervorzubringen. Allerdings ist auch der hieraus zu schaffende Gewinn beträchtlich genug, um die etwanigen Forderungen einer strengeren Kalligraphie ein wenig zurücktreten zu lassen. Immer wird diese kleinere Schrift vorzüglich zu Paradigmen in grammatischen Werken, zu Scholien, Glossarien und in Anmerkungen von großem Nutzen seyn. Zum Druck großer Werke, zur Herausgabe von Originaltexten wird immer die große Schrift gebraucht werden müssen; mit Recht macht bei ihr die Kalligraphie das ganze System ihrer Forderungen geltend, findet es aber auch gewiß aufs Vollkommenste befriedigt. Ew. Hochwohlgeboren wünschen dieselbe noch durch einige neue Ligaturen zu vervollständigen. Am leichtesten könnte das gewiß hier geschehen, zumal da der hiesige Schriftschneider nun schon durch die kleinere Sanskritschrift, so wie früher durch das Verfertigen zweier Arabischen Alphabete, an das Auffassen dieser fremdartigen Formen gewöhnt ist.
Der Druck meiner Wurzelsammlung wird nun in kurzem beginnen. Ich habe zur Vervollständigung desselben zuletzt besonders die Gesetze des Manus zu benutzen gesucht. Da ich nicht gewiß voraussehe, ob ich länger, als den bevorstehenden Winter in Berlin bleiben werde, schien es mir rathsam, mit der Herausgabe nicht [4] länger zu warten, um während des Drucks wenigstens selbst gegenwärtig seyn zu können.
Ich würde mich glücklich schätzen, Ihnen bei der Ausführung Ihrer Wünsche in Betreff der neu zu verfertigenden Buchstaben auf irgend eine Art hülfreich zu werden, und bitte Sie desfalls um Ihr gütiges Zutrauen! Mit diesem Wunsche verharre ich
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster Diener
Fr. Rosen.
Meine Addresse:
Mark[graf]enstraße N[o.] 57
[1] Berlin den 12ten Novbr. 1826.
Hochzuverehrender Herr Professor!
Sehr erfreulich ist mir Herrn Professor Lichtensteinʼs ehrender Auftrag, in Angelegenheiten unsrer Sanskritischen Typographie an Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, indem sich mir dadurch eine Aussicht öffnet, nicht nur Ihnen, sondern vielleicht auch den Sanskritischen Studien selbst, einen kleinen Dienst leisten zu können. Vor Allem muß ich um Entschuldigung wegen der Ihnen gewiß unerwarteten Verspätung dieser Zeilen bitten: ich erhielt die Aufforderung dazu erst vor einigen Tagen, als ich von einer Ferienreise zurückkehrte.
Ich schließe aus dem, was Herr Prof. Lichtenstein mir gesagt, daß Sie Herrn Prof. Bopp mit der Einrichtung einer abermals neuen Sanskritschrift, die zwischen den beiden vorhandenen eine mittlere Stelle einnähme, beschäftigt glauben. Genau genommen, ist dieß nicht der Fall. Er war schon seit längerer Zeit auf eine Einrichtung bedacht, wodurch der hier unter seiner Leitung verfertigten kleineren Schrift größere [2] Deutlichkeit verliehen, und der Gebrauch derselben dem Auge minder angreifend gemacht würde. Er wünscht nun zu diesem Zwecke, für diejenigen Fälle, in welchen ein einzelner Consonant oder eine auf einem Stempel geschnittene Gruppe ohne darunter zu setzenden Vocal vorkommt, eine Reihe neuer Stempel schneiden zu lassen, bei welchen der sonst für die Vocale offen bleibende untere Theil des Kegels zur größeren Darstellung des bloßen Consonanten mitbenutzt werden soll. Vor einem Vierteljahre wurde mit dem Schnitt dieser neuen Buchstaben der Anfang gemacht. Leider mußte bald darauf die Arbeit daran unterbrochen werden, und es sind bis jetzt auf diese Weise nur vier Stempel fertig geworden. Mit den danach gegossenen Typen ist die beiliegende Schriftprobe gesetzt worden, aus deren Ansicht man sich am leichtesten von dem beabsichtigten Verhältniß der neuen zu den bisher vorhandenen kleinen Buchstaben unterrichten kann.
An eine eigentliche Erweiterung des Schriftenvorraths durch neu zu schneidende Ligaturen denkt Herr Prof. Bopp zunächst wohl nicht. Er wünscht fürs Erste nur die schon vorhandenen noch einmal, auf die angedeutete Art vergrößert, zu wiederholen. Der Zweck, den er dabei verfolgt, ist vorzüglich der, auf einem möglichst [3] kleinen Raum dennoch die größtmögliche Deutlichkeit der Charaktere hervorzubringen. Allerdings ist auch der hieraus zu schaffende Gewinn beträchtlich genug, um die etwanigen Forderungen einer strengeren Kalligraphie ein wenig zurücktreten zu lassen. Immer wird diese kleinere Schrift vorzüglich zu Paradigmen in grammatischen Werken, zu Scholien, Glossarien und in Anmerkungen von großem Nutzen seyn. Zum Druck großer Werke, zur Herausgabe von Originaltexten wird immer die große Schrift gebraucht werden müssen; mit Recht macht bei ihr die Kalligraphie das ganze System ihrer Forderungen geltend, findet es aber auch gewiß aufs Vollkommenste befriedigt. Ew. Hochwohlgeboren wünschen dieselbe noch durch einige neue Ligaturen zu vervollständigen. Am leichtesten könnte das gewiß hier geschehen, zumal da der hiesige Schriftschneider nun schon durch die kleinere Sanskritschrift, so wie früher durch das Verfertigen zweier Arabischen Alphabete, an das Auffassen dieser fremdartigen Formen gewöhnt ist.
Der Druck meiner Wurzelsammlung wird nun in kurzem beginnen. Ich habe zur Vervollständigung desselben zuletzt besonders die Gesetze des Manus zu benutzen gesucht. Da ich nicht gewiß voraussehe, ob ich länger, als den bevorstehenden Winter in Berlin bleiben werde, schien es mir rathsam, mit der Herausgabe nicht [4] länger zu warten, um während des Drucks wenigstens selbst gegenwärtig seyn zu können.
Ich würde mich glücklich schätzen, Ihnen bei der Ausführung Ihrer Wünsche in Betreff der neu zu verfertigenden Buchstaben auf irgend eine Art hülfreich zu werden, und bitte Sie desfalls um Ihr gütiges Zutrauen! Mit diesem Wunsche verharre ich
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster Diener
Fr. Rosen.
Meine Addresse:
Mark[graf]enstraße N[o.] 57
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 17.11.1826
· Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.72
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