Die nächste Veranlassung dieser Zeilen ist, Ihnen den Ueberbringer derselben, Herrn Studiosus der Philologie Urlichs aus Aachen zu empfehlen. Er gehört einer Familie an, die mit der meinigen zwar nicht verwandt, aber lange durch die innigste Freundschaft verbunden gewesen ist. Sie werden es mir daher verzeihen, wenn ich seinen schon lange im Stillen gehegten Wunsch erfülle, und ihm durch dieses Schreiben eine Gelegenheit eröffne, sich Ihnen persönlich nähern zu dürfen. Jeder Rath für die Fortsetzung seiner Studien, die er bisher in Bonn und wie ich höre mit günstigem Erfolg betrieben hat, würde von ihm mit der größten Dankbarkeit aufgenommen werden.
Seit Ihrer Abreise von hier ist eine neue Sendung Sanskritischer Bücher aus Calcutta angelangt: die Ausgabe des Manu mit den Scholien des Kullukabhatta, und vier Dramen sind darunter. Ohne Zweifel werden Ihnen die für Sie bestimmten Exemplare sofort zugeschickt seyn.
Von meinen Studien kann ich wenig rühmen, da die [2] mir dafür frei bleibende Zeit ziemlich beschränkt ist. Die Oriental Translation Committee hat kürzlich von mir ein Anerbieten einer Text-Ausgabe mit auserlesenen Scholien und Lateinischer Uebersetzung von dem ersten Buche der Hymnen-Sammlung des Rig-Veda angenommen. Ich widme dieser Arbeit um so mehr meine ganze Aufmerksamkeit, als ich darauf bedacht seyn muß, Manches dessen ich mich früherhin schuldig gemacht habe, dadurch in Vergessenheit zu bringen.
Von Lassen erhielt ich vor Kurzem einen Brief, den ich leider jetzt noch nicht beantworten kann, da ich über einige seiner Anfragen noch nicht Erkundigung eingezogen habe. Gewiß schreibe ich ihm aber an einem der nächsten Posttage.
Mit der Bitte um die Fortdauer Ihres gütigen Wohlwollens empfehle ich mich Ihnen hochachtungsvoll
Ihr
gehorsamster
F. Rosen.
London
16. Speldhurst Str, Burton Crescent.
22sten Juny. 1832.
[1] Geschr. d. 25sten Sept. 32.