Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochverehrtester Lehrer!
Der Wunsch, die Aufträge, die Ewr. Hochwohlgebohren mir in Ihrem letzten gütigen Schreiben mitgetheilt haben, alle zu bestellen, hat meine Beantwortung über die gesetzmäßige Zeit hinaus verzögert, und ich schmeichle mir daher mit der Hoffnung, daß Sie mit dieser Uebertretung Nachsicht haben werden. ‒
Parbury hat die 25 Exemplare schon vor längerer Zeit empfangen, seinen diesjährigen Catalog kann ich Ihnen in einigen Tagen mit einem Reisenden senden; da er in allen Dingen nachläßig ist, ausgenommen in der Einsendung von Rechnungen, wird er seine Abrechnung, wie er versprochen hat, am Ende dieses Jahres gewiß einsenden. Es thut mir leid melden zu müßen, daß er noch kein Exemplar der Bh[agavad] G[îtâ] abgesetzt habe, was aber wohl vorzüglich an ihm liegt. ‒ Die Sache mit Baldwin würde ich längst berichtigt haben, wenn ich das Verzeichniß der Bücher erhalten hätte; ich habe ihn mehrere Mahle vergeblich daran erinnert, er hat die Bücher verlegt, aber gestern versprochen, mir in einigen Tagen die Bücher selbst aufsuchen und zustellen zu lassen. Sein Stillschweigen hat Herr Richter damit entschuldigt, daß er Ihnen ein gedrucktes Verzeichniß der Subscribenten gern zu gleicher Zeit habe schicken wollen; er habe aber gewünscht, die Sache mit der Subscription der Directoren erst aufs Reine gebracht zu haben. Nun hat mir Wilkins zwar vor ein Paar Tagen aufgetragen, Ihnen zu schreiben, daß die Compagnie gewiß subscribiren würde, aber für a limited number; dieses letztere ist nun zwar wohl bloß sein Wunsch, und Sir Alex[ander] Johnston wird hoffentlich die gewöhnliche Zahl erlangen, da die Mehrzahl [2] der Directoren dafür gestimmt ist und es bloß darauf ankömmt, die günstige Conjectur zu beobachten. Sir Alex-[ander Johnston] ist in der letzten Zeit durch den schmerzlichen Verlust, den er erlitten hat, zwar noch zu niedergebeugt um für irgend ein Geschäft thätig seyn zu können, an dem endlichen gewünschten Erfolge glaube ich aber nicht, daß Sie Ursache zu zweifeln haben dürfen. Richter hat von den 25 Exemplaren 4‒5 abgesetzt. Das Verzeichniß der Ihnen zugesendeten Bücher hat er mit abgeschickt; wenn Sie es nicht erhalten haben, muß es in Paris liegen geblieben seyn. Die Gramm[ar] of the Carn[ataka] Lang[uage] hatten Sie, wenn ich nicht irre, ihm schon vor Ihrer Abreise übergeben; er behauptet sie abgesendet zu haben und sie muß demnach in Paris vergessen worden seyn. Das Verzeichniß der Subscribenten hat er mir versprochen auf diesen Abend zuzustellen. Im Falle ich es vor Ablieferung meines Briefes nicht erhalten habe, muß ich es bis heute über vierzehn Tage beruhen lassen. Um endlich von den Buchhändlern loszukommen, läßt Herr Bohte sich Ihnen bestens empfehlen und mich gebeten, Ewr. Hochwohlgebohren Wunsche gemäß zu schreiben, daß seine Rechnung 17 ₤ 5 Sh. beträgt. ‒ Der XV. Bd. der As[iatic] Res[earches] ist noch nicht angekommen, und die Sache ist diese: Dsr Band wird in London gedruckt und es ist wenig mehr als eben jene Abhandlung davon fertig geworden. Es ist mir unterm Versprechen des Stillschweigens erlaubt worden, jene Abhandlung zu lesen, und in so ferne habe ich eine Indiscretion begangen, Ihnen davon zu schreiben. Durch den Abgang des Baron Werther bin ich in Verlegenheit einer sichern Gelegenheit, Ihnen meine Collationen zustellen zu können. Da noch keiner an seine Stelle ernannt ist, kann es noch einige [3] Zeit dauern, ehe ich dieselben werde [ab]senden können. Wenn ich wagen dürfte, sie einem Reisenden anzuvertrauen, könnte ich übermorgen den Rest der Collationen zum ersten Buche von hier abgehen lassen; ich darf mich aber kaum dazu entschließen. ‒ Darf ich wohl wagen, beim neuen Königl. Preuß. Gesandten mich ohne besondre Empfehlung selbst zu melden? ‒ Frau von Butlar läßt sich Ihnen bestens empfehlen; sie ist mit ihrer Abreise zu sehr beschäftigt, als daß sie das Vergnügen haben könnte, vor ihrer Abreise zu schreiben; sie bittet deswegen um ihre gütige Nachsicht und wird von Hamburg aus gewiß ihre theure Pflicht zu erfüllen nicht ermangeln. ‒ Es ist Ihnen vielleicht nicht unangenehm zu erfahren, daß ich eine Recension der Bhag[avad] Gîta im Edinburg Review durch einen Freund, Herrn Steen, der an jenem Journal mitarbeitet, veranlaßt habe. Da ich vorzüglich dabei im Auge hatte, Ihr Unternehmen mit dem Ram[ayana] in Umlauf zu bringen, habe ich ihm ein Exemplar des Prospectus zugleich zustellen lassen. ‒
Wie kann ich Ihnen genug für die wirklich väterliche Güte danken, womit Sie für meine Zukunft denken und handeln. Mir wäre es freilich weit erwünschter, ununterbrochen bis zum Herbste des nächsten Jahres hier bleiben zu können. Ich glaube, daß die Arbeit, deren Förderung mir anzuvertrauen, Sie die Güte gehabt haben, wesentlich dadurch erleichtert werde, und für die Wieder-Aufnahme jetzt bei Seite geschobener Studien ist mir dieser Plan von unbezweifelhaftem Vortheil. Da ich aber aus den Briefen von meiner Familie sehe, daß ich auf mehr als 300 Thaler jährlich nicht rechnen kann und ein jährlicher Aufenthalt in London nach meinen eigenen Erfahrungen nicht unter 110 ₤ zu stehen kömmt, so fürchte ich sehr, daß Sie den Plan nicht ausführbar finden werden. Im Falle des Gegentheils, werde ich Ihnen nächstens einen genauen Ueberschlag vorlegen, wie viel ich in dieser Zeit würde liefern können. Die vollständige Collation der 4 ersten Bücher halte ich für etwas, was ohne große Anstrengung möglich sey. ‒ ‒
Ihr sehr dankbarer
Chr. Laßen.
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