• August Wilhelm von Schlegel to Johann Friedrich August Tischbein

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Dessau · Date: [Ende März/April 1797]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Friedrich August Tischbein
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Dessau
  • Date: [Ende März/April 1797]
  • Notations: Vermutlich Abschrift. Empfänger, Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. – Datierung: Nach Tischbeins Brief vom 13. März 1797.
    Printed Text
  • Bibliography: Becker, Gottlieb Wilhelm: Almanach und Taschenbuch zum geselligen Vergnügen für 1798. Leipzig 1797, S. 254–255.
  • Weitere Drucke: Schlegel, August Wilhelm von: Poetische Werke. Hg. v. Eduard Böcking. Bd. 2. Leipzig 1846, S. 180–181.
  • Incipit: „[1] Epistel
    an einen Freund.
    O Freund, du hast mir da fürwahr
    Ein Evangelium verkündet.
    In deinem Haus’ ist hell und klar
    Ein neues Lebenslicht entzündet,
    Daß [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.22(4)
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 21,2 x 12,9 cm
    Language
  • German
    Editors
  • Varwig, Olivia
  • Walberg, Marlena
[1] Epistel
an einen Freund.
O Freund, du hast mir da fürwahr
Ein Evangelium verkündet.
In deinem Haus’ ist hell und klar
Ein neues Lebenslicht entzündet,
Daß mit der holden Töchter Paar
Ein Knäbchen nun sich noch verbindet,
Und bald die ganze frohe Schaar,
Mit zarten Armen dich umwindet.
Daß, wenn dir manches flücht’ge Jahr
Beym Kuß der besten Gattin schwindet,
Ihr beyde dennoch immerdar
In ihnen eure Jugend findet.
Es ist gewiß nicht wunderbar,
Da solche Lust dein Herz empfindet,
Daß, was du schreibst und sprichst sogar,
Sich wie von selbst zu Versen ründet.

[2] Gern säng’ ich Jubellieder zwar,
Wenn ihr, o Musen, bey mir stündet.
Allein ich krau’ umsonst mein Haar,
Der Roßquell ist mir zugespündet.
So flink ich sonst zur Dichtkunst war,
Die ich in Hübners Buch ergründet,
Scheint heute doch vom grauen Staar,
Mein geistig Auge ganz erblindet;
Die Reime bieten sich nicht dar,
Erschöpft sind alle schon auf indet.
Wird meine Schande offenbar,
So lauf’ ich vom Apoll Gefahr,
Daß er, wie Marsyas, mich schindet!
Schlegel.
[1] Epistel
an einen Freund.
O Freund, du hast mir da fürwahr
Ein Evangelium verkündet.
In deinem Haus’ ist hell und klar
Ein neues Lebenslicht entzündet,
Daß mit der holden Töchter Paar
Ein Knäbchen nun sich noch verbindet,
Und bald die ganze frohe Schaar,
Mit zarten Armen dich umwindet.
Daß, wenn dir manches flücht’ge Jahr
Beym Kuß der besten Gattin schwindet,
Ihr beyde dennoch immerdar
In ihnen eure Jugend findet.
Es ist gewiß nicht wunderbar,
Da solche Lust dein Herz empfindet,
Daß, was du schreibst und sprichst sogar,
Sich wie von selbst zu Versen ründet.

[2] Gern säng’ ich Jubellieder zwar,
Wenn ihr, o Musen, bey mir stündet.
Allein ich krau’ umsonst mein Haar,
Der Roßquell ist mir zugespündet.
So flink ich sonst zur Dichtkunst war,
Die ich in Hübners Buch ergründet,
Scheint heute doch vom grauen Staar,
Mein geistig Auge ganz erblindet;
Die Reime bieten sich nicht dar,
Erschöpft sind alle schon auf indet.
Wird meine Schande offenbar,
So lauf’ ich vom Apoll Gefahr,
Daß er, wie Marsyas, mich schindet!
Schlegel.
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