an einen Freund.
O Freund, du hast mir da fürwahr
Ein Evangelium verkündet.
In deinem Haus’ ist hell und klar
Ein neues Lebenslicht entzündet,
Daß mit der holden Töchter Paar
Ein Knäbchen nun sich noch verbindet,
Und bald die ganze frohe Schaar,
Mit zarten Armen dich umwindet.
Daß, wenn dir manches flücht’ge Jahr
Beym Kuß der besten Gattin schwindet,
Ihr beyde dennoch immerdar
In ihnen eure Jugend findet.
Es ist gewiß nicht wunderbar,
Da solche Lust dein Herz empfindet,
Daß, was du schreibst und sprichst sogar,
Sich wie von selbst zu Versen ründet.
[2] Gern säng’ ich Jubellieder zwar,
Wenn ihr, o Musen, bey mir stündet.
Allein ich krau’ umsonst mein Haar,
Der Roßquell ist mir zugespündet.
So flink ich sonst zur Dichtkunst war,
Die ich in Hübners Buch ergründet,
Scheint heute doch vom grauen Staar,
Mein geistig Auge ganz erblindet;
Die Reime bieten sich nicht dar,
Erschöpft sind alle schon auf indet.
Wird meine Schande offenbar,
So lauf’ ich vom Apoll Gefahr,
Daß er, wie Marsyas, mich schindet!
Schlegel.