1812
Geliebter Freund u Bruder!
Nach vielen alten Proben treuer Freundschaft, hast du dir von neuem die stärksten Ansprüche auf meine Dankbarkeit erworben. Ich war beym Abschiede zu sehr von andern Bewegungen erschüttert um dir mein Gefühl hierüber auszudrücken. Überhaupt bin ich bey solchen Gelegenheiten nicht von vielen Worten – dergleichen muß sich in Handlungen zeigen u wird es, so lange ich das Leben behalte, jedesmal wenn sich ein Anlaß dazu findet.
Dein Andenken wird mir hier, wenn es nöthig wäre, auf die angenehmste Weise vergegenwärtigt. Mein Schreibzeug ist voll von deinen Geschenken ich sitze wieder in dem hinterm Zimmer, dessen schönste Zierde deine Zeichnungen ausmachen.
Ich bin beschämt, dir noch die Mühe mit dem Koffer zu machen – bey dem Auskramen meiner Sachen habe ich deine Geschickte Sorgfalt beym Einpacken bewundert. Sey nur so gut in allen Schränken u Schubladen herumzusehen, damit nichts von meinen Sachen zurückbleibt, u laß ja den Koffer zeitig genug hinschaffen. Es würde mir doch an vielem gebrechen wenn er eine Woche länger ausbliebe.
Melde mir ja alle Auslagen für mich.
[2] Besorge die Einlage mit Vorsicht – du wirst mit einer ähnlichen jeden Posttag behelligt werden, so lange du dort bist. Melde mir genau, was sie macht, wie sie gestimmt ist – u wie es in ihren Verhältnissen steht. Auch ob u wie man über das alles spricht.
Mit nächsten lege ich einen Brief an deine Schwester bey – ich muß nur erst mich wieder sammeln u zur Ruhe kommen.
Verzeih die Kürze meines Briefes – ich habe noch einen Geschäftsbrief zu schreiben. Lebewohl bis auf Morgen –