Da mein vor mehreren Monaten an Sie erlassener Brief ohne Antwort geblieben ist, und da er besonders so dringende Aufforderungen erhielt, so muß ich entweder vorausetzen daß dieser mein Brief verloren gegangen sei, oder was noch viel schlimmer, und vielleicht unersetzlich wäre: daß Ihrer Manuscriptsendung dies begegnet sei.
Ich bitte Sie mein werther Freund, mich baldigst von dieser Unruhe zu befreien. Sollte aber, was ich kaum fürchten mag, gar nichts bis dahin für den zweiten Band des Spanischen Theaters geschehen seyn, so fände ich mich dadurch in die äusserste Verlegenheit gebracht, und ich sähe mich dann, so ungerne es auch geschieht, in die Nothwendigkeit versetzt Ihr mir wiederholt gemachtes Erbieten in Anspruch zu nehmen, nemlich das des Ersatzes für die über Gebühr lange Verzögerung der Erscheinung des zweiten Bandes. Da es indeß schwer fallen würde, [2] meinen ganzen Verlust zu bestimmen, so begnüge ich mich damit Sie um einen so großen Theil meiner Auslagen zu ersuchen als Ihnen mir zu verschaffen möglich ist, und die ich bis zu derjenigen Ostermesse zu behalten wünsche wo ich die erste Einnahme für den zweiten Band zu machen rechnen darf. Z. B. erschiene der Band zu künftige Ostern so geschähe die Rückzahlung zu Ostern 1806. Meine gesammten Auslagen aber für einen solchen Band an Druck, Papier, Honorar u. s. w. betragen zwischen 900 und tausend Thaler. Wie viel Sie mir nun hievon auf die genannte Zeit (ohne Zinsen) vorzuschießen (oder vielmehr zu restituiren) im Stande sind, das wünschte ich zu Anfange des künftigen Jahres erhalten zu können. Daß dies für einen sehr geringen Schaden-Ersatz anzusehen ist, werden Sie gewiß sehr begreiflich finden; [3] besonders wenn ich Ihnen sage, daß durch die durch Ihre Schuld entstandene Verzögerung dem Absatz des Werks über allen Begriff geschadet worden ist; statt des augenscheinlichen Gewinns, den ich erwarten durfte, wenn alles Ihrem Versprechen gemäß erfolgte, kann ich jetzt eben so klar meinen Schaden an der ganzen Unternehmung absehen: da der Absatz sich so erstaunlich vermindert hat, daß ich seit Ostern kaum zehn Exemplare abgesetzt habe. Diesen Schaden sehe ich nun schon am ersten Theile und bei dem wirklich im Anfange sehr erwünschten Erfolge ab, wie viel mehr wird sich solcher beym zweiten Theile ergeben, da in der Regel Fortsetzungen eines jeden Werkes weniger Käufer wie die frühern Theile, selbst bei einem regelmäßigen Fortgange desselben finden, wie nun nicht gar nach einem solchen Zwischenraume.
[4] Doch ich bin müde zu klagen und wozu auch könnte es mir nützen Ihnen Ihr Unrecht vorzuhalten, während ich selbst davon nicht den mindesten Vortheil habe. Ich wünsche nur daß Sie meinen Vorschlag nicht unbillig finden, und daß es leichtlich in Ihrer Gewalt seyn möge ihn auf die von mir angezeigte Art in Erfüllung zu bringen. Sie fragten früher einmal nach dem sonstigen Stand unserer Rechnung: meine Forderung beträgt, außer dem bereits bezahlten Honorar für den zweiten Band des Spanischen Theaters, für Bücher und baare Auslagen, geleistete Zahlungen an Perthes (6½ L[ouis] dʼor) etwa 30 Fr[iedrich]: dʼors. Eine spezificirte Rechnung hoffe ich Ihnen demnächst senden zu können.
Leben Sie recht wohl.
Der Ihrige
G. Reimer