Den Bittsteller ganz ohne Bescheid zu lassen scheint mir weder thunlich noch billig, wiewohl ich nach allen Proben eine sehr ungünstige Meynung von ihm hege. Ich warte nur auf Ihre vollständige Kenntnisnahme von der Sache, [2] um der Facultät den Entwurf meines Antwortschreibens vorzulegen.
Ich war seit mehreren Tagen von einer hartnäckigen Heiserkeit geplagt, die gestern fast in eine Erlöschung der Stimme überging. Deswegen konnte ich noch keinen Tag für das Magister-Examen des Candidaten Hoch vorschlagen, dessen Angelegenheit ich doch gern fördern möchte. Wäre Ihnen der Donnerstag oder Mittwoch genehm? Donnerstag fällt Himmelfahrt. Am Freitage wünsche ich mein Publicum zu eröffnen, und muß den Nachmittag frei haben. Am Sonnabend stehe ich wieder zu Dienste, wofern ich anders gesund bin. Die Trennung der Magister- und Doctor-Prüfung ist für mich eine Lebensfrage. Sie werden nicht wünschen, daß ich während eines Examens meinen Geist aufgebe, wiewohl das ein recht professoralischer Tod wäre.
Mit den besten Empfehlungen
Ihr
AWvSchlegel
d. 3ten Mai 39
[3] [leer]
[4] An Herrn
Ober-Bibliothecar u Professor
Welcker
nebst der Acten-Kiste