• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Coppet · Date: 06.08.1804
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 06.08.1804
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 71–75.
  • Incipit: „[1] Weimar den 6. A[u]g[u]st [1804].
    Verzeih geliebter Freund und Bruder, das ich dir erst heut, antworte, ich wollte es schon am [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,76
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,4 x 12,9 cm
    Language
  • German
[1] Weimar den 6. A[u]g[u]st [1804].
Verzeih geliebter Freund und Bruder, das ich dir erst heut, antworte, ich wollte es schon am Freitag thun aber ich war so Müde das es mir ohnmöglich war. dein Brief auf Welchen ich antworte ist vom 17. Julius. Sie gehn etwas langsam.
Meine Schwester ist unbegreiflich in kurtzer Zeit hergestellt, und geth Donnerstag nach Töplitz, sie wird dir noch selbst den Mittwoch schreiben.
Dein Brief mit dem Gelde ist richtig angekommen. Verzeih mir geliebter Freund das ich leider die 150 Reichsthaler nicht habe bezahlen können. Ich habe trotz meines Fleißes weniger eingenommen als ich wünsche, und so geht mir es eigentlich knapp, da ich meiner Schwester es an nichts will fehlen laßen. Die 60 Reichsthaler an Otto habe ich meinem Versprechen gemäß mit dem ersten Postag in 12 Fr[iedrich] d’or nach Berlin geschikt, und weil es eine Sache die sich von selbst verstand, hatt es die Schwester vergessen dir zu schreiben.
Ueber Bernhardis Niederträchtigkeit lachen wir hir viel, und die Schwester sieth ohne alle Sorgen immer seinen Briefen entgegen. Ich für meinen Theil bin erstaunlich neugierig wie er sich anstellen wird wenn die Schwester nicht wieder kömmt. Es muß aufs äußerste Spashaft sein
[2] Die Schwester wird dir geschrieben haben, das er hatt herkommen wollen, und von ihr das Geld dazu Borgen, wie er sich ausdrükt. Das sie es sehr nachdrüklich abgeschlagen, und er bis jezt noch gar nicht darauf geantwortet ist in der Regel. Sie hatte sich indeß doch mit nöthigen Pässen versehen, um Augenbliklich im Stande zu sein zu verreisen wenn er etwa käme. Wahrscheinlich sitz er aber in Nennhausen, und frißt. Den Mont Morenci kenne ich auch noch von Paris her, er ist sehr liebenswürdig, aber kindisch schrof.
[Von] J. T weis ich das er sich unter dem Direktorium auch ein großes Gewissen daraus machte mit seiner Frau zu leben, die sich gar fromm hatte von ihm scheiden lassen, um beiden ihr ansehnliches Vermögen zu retten, da das seiner Eltern, gröstentheils oder ganz Confiszirt war.
Das ich auf deinen Vorschlag wegen des Monumentes nicht geantwortet, kommt daher, weil ich auf einen Brief nicht antworten kann den ich nicht gelesen habe, und ich nicht die Briefe meiner Schwester aufbreche, sondern ihr solche uneröffnet nach Liebenstein geschikt habe.
Hier nun also die eiläuftigste Antwort.
Wie lange ich noch hier bleibe weis ich nicht, kann ich so gehe ich noch im Winter fort.
Die Arbeit in Coppet zu machen, würde sehr Unbequem [3] sein, und sehr aufhalten, weil ich ja doch keine Arbeiten mitnehmen könnte. Auch [ist] die Arbeit für die Reisekosten zu klein. Hier nun deshalb ein andrer Vorschl[a]g. Man schike mir das genaue Mas, oder größen, und Ne[c]kers Portrait, so würde ich das Relief, noch hier, oder in Nürnberg machen, wohin ich wahrscheinlich mit meiner Schwester gehn würde, wenn ich hir fertig bin, oder losgelassen werd.
Auf disen Fall würde ich vorschlagen, ob Fr[au] v.[on] St.[aël] es nicht will aus Bronze machen lassen. Die Kosten würden nicht viel größer sein als es in Marmor zu machen. Der Transport aber unendlich viel leichter, weil es leichter an Gewicht, und nicht so zerbrechlich wäre. zugleich ist die Dauer grösser, das ganze prächtiger. Ich glaube es würde alles höchstens 100 Louisdor kosten. Unter 60–70. könnte ich es doch auch in Marmor nicht Unternehmen zu machen.
Für Rom ist all[e]rdings dadurch gewonnen, wenn ich nicht nach Coppet komm, wir bringen dann nach deiner eignen Rechnung, zwei Monathe mit einander in Rom zu.
Ich gebe eine indirekte Antwort, und lasse [4] alles verblümt sprechen. unter Freunden, gliedern einer Familie sollte es nie sein.
Du hast selbst es guth gefunden, von meiner Schwester eine Zeitlang entfernt zu leben, was würden die Leute nicht sagen, wenn sie zu dir nach Coppet käme, und wäre es dann nicht wahr, wäre sie dir nicht nachgereist? Beßer ist es wir treffen uns froher und freier in Romm, wo ich mein heiliges Wort gebe, das wir auf jeden Fall zusammen treffen, die Arbeit für die Stahl ist zu klein um die Reise allein, hin und zurik zu machen. Schlage ihr es vor ob ich in Marmor, oder Bronze, hir oder auf dem Wege es machen soll. Dazu bin ich gern und wilig bereit.
Ich möchte gar Ungern meinen Auffenthalt in Deutschland noch verlängern, Ich fürchte ich werde krank, aus Sehnsucht und Mismuth wenn ich es müßte.
Lebe wohl für heute mein theurer Bruder, villeicht schreib ich dir am Mittwoch mit meiner Schwester noch einmahl. Leb wohl. Fr:[iedrich] Tieck.
[1] Weimar den 6. A[u]g[u]st [1804].
Verzeih geliebter Freund und Bruder, das ich dir erst heut, antworte, ich wollte es schon am Freitag thun aber ich war so Müde das es mir ohnmöglich war. dein Brief auf Welchen ich antworte ist vom 17. Julius. Sie gehn etwas langsam.
Meine Schwester ist unbegreiflich in kurtzer Zeit hergestellt, und geth Donnerstag nach Töplitz, sie wird dir noch selbst den Mittwoch schreiben.
Dein Brief mit dem Gelde ist richtig angekommen. Verzeih mir geliebter Freund das ich leider die 150 Reichsthaler nicht habe bezahlen können. Ich habe trotz meines Fleißes weniger eingenommen als ich wünsche, und so geht mir es eigentlich knapp, da ich meiner Schwester es an nichts will fehlen laßen. Die 60 Reichsthaler an Otto habe ich meinem Versprechen gemäß mit dem ersten Postag in 12 Fr[iedrich] d’or nach Berlin geschikt, und weil es eine Sache die sich von selbst verstand, hatt es die Schwester vergessen dir zu schreiben.
Ueber Bernhardis Niederträchtigkeit lachen wir hir viel, und die Schwester sieth ohne alle Sorgen immer seinen Briefen entgegen. Ich für meinen Theil bin erstaunlich neugierig wie er sich anstellen wird wenn die Schwester nicht wieder kömmt. Es muß aufs äußerste Spashaft sein
[2] Die Schwester wird dir geschrieben haben, das er hatt herkommen wollen, und von ihr das Geld dazu Borgen, wie er sich ausdrükt. Das sie es sehr nachdrüklich abgeschlagen, und er bis jezt noch gar nicht darauf geantwortet ist in der Regel. Sie hatte sich indeß doch mit nöthigen Pässen versehen, um Augenbliklich im Stande zu sein zu verreisen wenn er etwa käme. Wahrscheinlich sitz er aber in Nennhausen, und frißt. Den Mont Morenci kenne ich auch noch von Paris her, er ist sehr liebenswürdig, aber kindisch schrof.
[Von] J. T weis ich das er sich unter dem Direktorium auch ein großes Gewissen daraus machte mit seiner Frau zu leben, die sich gar fromm hatte von ihm scheiden lassen, um beiden ihr ansehnliches Vermögen zu retten, da das seiner Eltern, gröstentheils oder ganz Confiszirt war.
Das ich auf deinen Vorschlag wegen des Monumentes nicht geantwortet, kommt daher, weil ich auf einen Brief nicht antworten kann den ich nicht gelesen habe, und ich nicht die Briefe meiner Schwester aufbreche, sondern ihr solche uneröffnet nach Liebenstein geschikt habe.
Hier nun also die eiläuftigste Antwort.
Wie lange ich noch hier bleibe weis ich nicht, kann ich so gehe ich noch im Winter fort.
Die Arbeit in Coppet zu machen, würde sehr Unbequem [3] sein, und sehr aufhalten, weil ich ja doch keine Arbeiten mitnehmen könnte. Auch [ist] die Arbeit für die Reisekosten zu klein. Hier nun deshalb ein andrer Vorschl[a]g. Man schike mir das genaue Mas, oder größen, und Ne[c]kers Portrait, so würde ich das Relief, noch hier, oder in Nürnberg machen, wohin ich wahrscheinlich mit meiner Schwester gehn würde, wenn ich hir fertig bin, oder losgelassen werd.
Auf disen Fall würde ich vorschlagen, ob Fr[au] v.[on] St.[aël] es nicht will aus Bronze machen lassen. Die Kosten würden nicht viel größer sein als es in Marmor zu machen. Der Transport aber unendlich viel leichter, weil es leichter an Gewicht, und nicht so zerbrechlich wäre. zugleich ist die Dauer grösser, das ganze prächtiger. Ich glaube es würde alles höchstens 100 Louisdor kosten. Unter 60–70. könnte ich es doch auch in Marmor nicht Unternehmen zu machen.
Für Rom ist all[e]rdings dadurch gewonnen, wenn ich nicht nach Coppet komm, wir bringen dann nach deiner eignen Rechnung, zwei Monathe mit einander in Rom zu.
Ich gebe eine indirekte Antwort, und lasse [4] alles verblümt sprechen. unter Freunden, gliedern einer Familie sollte es nie sein.
Du hast selbst es guth gefunden, von meiner Schwester eine Zeitlang entfernt zu leben, was würden die Leute nicht sagen, wenn sie zu dir nach Coppet käme, und wäre es dann nicht wahr, wäre sie dir nicht nachgereist? Beßer ist es wir treffen uns froher und freier in Romm, wo ich mein heiliges Wort gebe, das wir auf jeden Fall zusammen treffen, die Arbeit für die Stahl ist zu klein um die Reise allein, hin und zurik zu machen. Schlage ihr es vor ob ich in Marmor, oder Bronze, hir oder auf dem Wege es machen soll. Dazu bin ich gern und wilig bereit.
Ich möchte gar Ungern meinen Auffenthalt in Deutschland noch verlängern, Ich fürchte ich werde krank, aus Sehnsucht und Mismuth wenn ich es müßte.
Lebe wohl für heute mein theurer Bruder, villeicht schreib ich dir am Mittwoch mit meiner Schwester noch einmahl. Leb wohl. Fr:[iedrich] Tieck.
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