• August Wilhelm von Schlegel an Christian Friedrich Tieck

  • Absendeort: Genf · Empfangsort: Weimar · Datum: 25.09.1804
Editionsstatus: Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert
    Briefkopfdaten
  • Absender: August Wilhelm von Schlegel
  • Empfänger: Christian Friedrich Tieck
  • Absendeort: Genf
  • Empfangsort: Weimar
  • Datum: 25.09.1804
  • Anmerkung: Da der Brief im Druck nur teilweise wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Empfangsort erschlossen.
    Druck
  • Bibliographische Angabe: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 85.
  • Incipit: „[1] Genf d. 25 Sept. 4.
    Liebster Freund!
    Ich habe den Auftrag von Fr. v. St., dir zu schreiben, daß sie sich über [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Berlin, Staatsbibliothek
  • Signatur: NL L. Tieck 42, Mp. 4 Bl. 103-104
    Sprache
  • Deutsch
    Editorische Bearbeitung
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Genf d. 25 Sept. 4.
Liebster Freund!
Ich habe den Auftrag von Fr. v. St., dir zu schreiben, daß sie sich über die große Schwierigkeit des Transportes der Arbeit für das Monument, wenn sie in Rom verfertigt würde, bedacht hat. Zur See ist es unmöglich während des Krieges, weil alle Schiffe von den Engländern weggenommen werden u zu Lande würde es große Umwege u Kosten nöthig machen.
Sie geht also auf den Gedanken ein, daß du es noch in Nürnberg u in Bronze ausarbeiten könntest, was allerdings den Vorzug der Dauerhaftigkeit u der Unzerbrechlichkeit beym Transport hat. Melde daher unverzüglich auf dieses, wann du deine Arbeiten in W. vollendet zu haben u nach Nürnberg zu gehen zu können gedenkst; wie viel die Kosten für den Transport des Basreliefs in Bronze an versteht sich auf die langsamste u wohlfeilste Art, mit Frachtwagen rechnest; wie lange Zeit du mit der Arbeit zubringen u wann es fertig liefern würdest; hauptsächlich aber beruhige sie über den Effect der Bronze [2] in der Façade von schwarzem Marmor, deren Verzierungen dann freylich auch nach deiner Idee ausgeführt werden könnten.
Wenn Fr. v. St. weiter keine Bedenklichkeit dabey sieht, so schicke ich dir alsdann baldigst die beyden Porträte im Kupferstich, das Maaß u den Plan des Gebäudes pp. Da die Figuren des Basreliefs nicht lebensgroß, so muß eine ungefähre Ähnlichkeit schon hinreichen.
Erkläre mir nur, wie Du gerade auf Nürnberg hiebey gefallen. Wolltest du eine Stadt unterwegs wählen, so solltest sollte ich denken, du fändest in München mehr Bequemlichkeit, dir alle Erfodernisse zu verschaffen, u hättest dabey die Benutzung der schönen Kunstsammlungen. Ich fürchte Ihr werdet auch in Nürnb. in Ansehung der materiellen Bedingungen des Lebens, Wohnung u Nahrung übel befinden, u die Betrachtung der Denkmale altdeutscher Art u Kunst möchte doch weit schneller erschöpft seyn als deine Arbeit dauert.
Der Ein Nachtheil bey der Verfertigung des Basreliefs in Deutschland ist es, [3] daß es angenehm gewesen seyn würde, dich in Rom gleich durch eine solche Arbeit bekannt machen zu können. Ich für meinen Theil habe auch nicht mit dem besten Willen die Hand zu dem Vorschlag geboten weil ich befürchte daß es deinen Aufenthalt in Deutschl. sehr verlängert, u unser Zusammentreffen in Rom verkürzt oder gar unmöglich macht. Auf diesen Fall müßt ihr mir nothwendig eine Zusammenkunft in Mailand oder Venedig versprechen.
Lebe wohl geliebter Bruder, ich muß eiligst schließen.
[4] [leer]
[1] Genf d. 25 Sept. 4.
Liebster Freund!
Ich habe den Auftrag von Fr. v. St., dir zu schreiben, daß sie sich über die große Schwierigkeit des Transportes der Arbeit für das Monument, wenn sie in Rom verfertigt würde, bedacht hat. Zur See ist es unmöglich während des Krieges, weil alle Schiffe von den Engländern weggenommen werden u zu Lande würde es große Umwege u Kosten nöthig machen.
Sie geht also auf den Gedanken ein, daß du es noch in Nürnberg u in Bronze ausarbeiten könntest, was allerdings den Vorzug der Dauerhaftigkeit u der Unzerbrechlichkeit beym Transport hat. Melde daher unverzüglich auf dieses, wann du deine Arbeiten in W. vollendet zu haben u nach Nürnberg zu gehen zu können gedenkst; wie viel die Kosten für den Transport des Basreliefs in Bronze an versteht sich auf die langsamste u wohlfeilste Art, mit Frachtwagen rechnest; wie lange Zeit du mit der Arbeit zubringen u wann es fertig liefern würdest; hauptsächlich aber beruhige sie über den Effect der Bronze [2] in der Façade von schwarzem Marmor, deren Verzierungen dann freylich auch nach deiner Idee ausgeführt werden könnten.
Wenn Fr. v. St. weiter keine Bedenklichkeit dabey sieht, so schicke ich dir alsdann baldigst die beyden Porträte im Kupferstich, das Maaß u den Plan des Gebäudes pp. Da die Figuren des Basreliefs nicht lebensgroß, so muß eine ungefähre Ähnlichkeit schon hinreichen.
Erkläre mir nur, wie Du gerade auf Nürnberg hiebey gefallen. Wolltest du eine Stadt unterwegs wählen, so solltest sollte ich denken, du fändest in München mehr Bequemlichkeit, dir alle Erfodernisse zu verschaffen, u hättest dabey die Benutzung der schönen Kunstsammlungen. Ich fürchte Ihr werdet auch in Nürnb. in Ansehung der materiellen Bedingungen des Lebens, Wohnung u Nahrung übel befinden, u die Betrachtung der Denkmale altdeutscher Art u Kunst möchte doch weit schneller erschöpft seyn als deine Arbeit dauert.
Der Ein Nachtheil bey der Verfertigung des Basreliefs in Deutschland ist es, [3] daß es angenehm gewesen seyn würde, dich in Rom gleich durch eine solche Arbeit bekannt machen zu können. Ich für meinen Theil habe auch nicht mit dem besten Willen die Hand zu dem Vorschlag geboten weil ich befürchte daß es deinen Aufenthalt in Deutschl. sehr verlängert, u unser Zusammentreffen in Rom verkürzt oder gar unmöglich macht. Auf diesen Fall müßt ihr mir nothwendig eine Zusammenkunft in Mailand oder Venedig versprechen.
Lebe wohl geliebter Bruder, ich muß eiligst schließen.
[4] [leer]
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