Hochzuverehrender Hrr Professor! (Brief an Hrn v Schlegel)
Durch mehrere öffentliche Blätter ist die Nachricht hieher gelangt, daß Ew. Hochwohlgeboren von unseres Königs Majestät den ehrenvollen Ruf nach Berlin zu kommen erhalten haben, um unter Ihren Auspizien eine neue Herausgabe sämtlicher Werke Friedrichs des Großen zu veranstalten.
Diese in französischer Sprache verfassten Oeuvres posthumes sind meiner Erinnerung zufolge bereits im Jahr 1787 deutsch übersetzt im Druck erschienen. Neuere Ausgaben sind mir nicht bekannt. Demungeachtet bezweifle ich, daß irgend etwas davon metrisch übersetzt worden sey.
Eine solche theils metrische, theils in Jamben dargestellte Übersetzung der auserlesensten*) Oden, Episteln und Gedichte des großen Königs habe ich in meinen Nebenstunden geschrieben, und überreiche solche Euer Hochwohlgeboren hierbey mit der bescheidenen Bitte, sie Dero [2] gütigen Beurtheilung zu unterwerfen.
Meine Absicht ist, daß diese Blätter in der Reihe von übersetzten Schriften, welche die sämtlichen genanten Werke ausmachen, alsdann mit aufgenommen werden, wenn sie dessen würdig befunden sind, und nicht etwa schon eine ganz ähnliche Arbeit vorhanden oder im Entstehen begriffen ist, die unbezweifelt den Vorzug verdienen würde.
Möge der lebhafte Wunsch, mich als einen vaterländischen Bewunderer des Philosophen von Sanssouci, und als Verehrer von Dero eigenen Schriften, thätig zu beweisen, meine Entschuldigung ausmachen, daß ich, der Ihnen völlig unbekannt ist, mich in der vorliegenden Angelegenheit direkt an Dieselben wende.
In der angenehmen Hoffnung, die Verzeihung dafür in einer gütigen Antwort zu lesen, habe ich die Ehre, mich zu nennen
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster Diener,
Hempel,
vormaliger Land-Rentmeister.
Coblenz,
den 3ten Juny, 1841.
*) Das Französische Original ist im Jahr 1760. zu Potsdam gedruckt heraus gekommen.
[1] beantwortet nebst Zurücksendung des Packets, d. 16ten Jul
AWvSchl.
B. Hr v. Schlegel, welcher die Beantwortung dieses Briefes übernommen hatte (da derselbe an ihn adressirt war), hat [i]n dieser Antwort, die mir [v]orgekommen, angegeben, er habe Brief u Ms. in der zunächst [a]uf den Empfang folgenden [S]itzung der Akad. und insbesondere der Commission, der er angehöre, vorgelegt. Ich bemerke hierbei, dß Hr. v. S. mir das Ms. (nebst Briefe) zugefertigt hatte, u daß es nur in der Sitzung des Ausschusses vorgelegt worden. Hr v. S. hat am Schluß gesagt: Gebrauch könne davon nicht gemacht werden, „da der von Sr Maj. der Akad. ertheilte Auftrag einer neuen Ausg. d. Werke Fr. d. Gr. zu besorgen, sich nur auf die in französ. Sprache abgefaßten Originalschriften bezieht.“
Freilich nicht auf Übersetzungen; setze ich hinzu, und insofern genügt die Antwort, welche ich daher habe abgehen lassen, obgl. sie zu dem Mißverstand Anlaß geben könnte, als ob durchaus nichts Deutsches solle publicirt werden.
Bh.
16/7 41.