Insonders Hochgeehrtester Herr Professor!
Ew. Hochwohlgeboren die beifolgenden Versuche meiner ländlichen und einsamen Muse zu übersenden, war längst mein sehnlichster Vorsatz. Aber die große Scheu, mich dem ersten Kritiker Deutschlands zu nahen, überwog so lange meine Sehnsucht, bis nicht sowohl mehrfache öffentliche Stimmen, als insonderheit die Privaturtheile Matthissons, Müllners, Wessenbergs usw. mich erfreulich anregten, und meinen Muth erhoben. Denn ich glaube nun nicht mehr bei Ew. Hochwohlgeboren in den Vorwurf eitler Aufdringlichkeit zu verfallen, wenn ich jenem längst gehegten, sehnlichen Vorsatz hierdurch nachkomme, und Ihnen ver[2]sichere, daß keine andere Eitelkeit, als die, von Ihnen zu lernen, mich zu diesem Schritte bewege.
Ja, mein Herr! wie ungemein würden Sie mich verbinden, wenn ich dies zu hoffen wagen dürfte, und einige Worte von Ihrer Hand, mir so viele mühselige Stunden versüßten, welche ich, geschieden von aller gebildeten Welt, fast ohne Bücher, ohne Umgang, ohne Freunde, in einem unfruchtbaren einsamen Strandlande, nur von Wäldern umringt, und von der einförmigen Stimme der Woge angeregt und begeistert, auf die Ausbildung meines Geistes verwandt habe. Jedoch Sie um eine gelegentliche, öffentliche, wenn auch noch kurze Erwähnung meiner Poesien zu bitten, wage ich nicht zu thun.
Die gütigen Meister, welche Sie bis dahin geleitet, gewähren Ihnen ein frohes und ruhsames Alter, und spät, wie Ihr Ruhm, würden Sie von dieser Welt scheiden!
Mit einem Herzen voll inniger Liebe und Verehrung,
Crummin auf Usedom
bei Wolgast
den 13ten Decbr.
1827.
Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergenster Diener,
W. Meinhold, Pfarrer.