Liebster bester Göschen!
Seit vielleicht einem Vierteljahre bin ich Ihnen Antwort auf einen sehr werthen Brief schuldig – ich habe entsetzlich in Arbeiten gesteckt, und fange kaum jetzt an freyer zu athmen. Wir sind hier seit einigen Tagen in Weimar und in voller Bewunderung von Iffland. Meine Frau hat Ihnen vor ein paar Tagen geschrieben – ich wußte es nicht, sonst hätte ich gleich ein Briefchen beygelegt. Ich habe mich sehr zu rechtfertigen daß ich Ihren Doolin noch nicht besorgt habe. Jetzt da ich ein wenig vom Shakspeare und Athenäum erlöst bin, ist es mein erster Gedanke. Zu Ihrem Troste muß ich nur sagen, daß es doch gewiß auf keine Weise früher besorgt worden wäre, wenn die Redaktoren es auch [2] jemand anders hätten auftragen wollen. Sie werden bemerkt haben, daß seit einem Vierteljahre fast keine einzige Recension im Fache der schönen Litteratur in der ALZ erschienen ist. Es fehlt darin sehr. Wie gesagt, in wenigen Tagen, sobald ich nach Jena zurückkomme, nehme ich die Arbeit gleich vor, und will sie dann sehr zur baldigen Beförderung empfehlen.
Wollten Sie wohl die Güte haben, inliegenden Brief an Cotta zu schicken. Ich wußte nicht, ob er ohne eine besondre Addresse richtig zu ihm gelangen würde. Es ist nur eine kleine Geldfoderung.
Meine Frau läßt sich mit mir Ihnen und Ihrer lieben Gattin bestens empfehlen. Sie wird später nach Leipzig kommen als Ifflands, die, wie ich höre, schon am Sonnabend über 8 Tage nach Leipzig reisen werden. Wie wünschte ich daß Sie mit Ihrer Familie jetzt [3] hier seyn könnten, da Iffland in Leipzig nicht spielen wird.
Es thut mir leid, daß ich jetzt auf meiner Reise nach Berlin nicht durch Leipzig komme. Ich gehe vermuthlich mit Tischbein auf Dessau. Leben Sie recht wohl und behalten Sie mich in freundschaftlichem Andenken.
Der Ihrige
A.W. Schlegel
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