• Friedrich de La Motte-Fouqué to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Nennhausen · Place of Destination: Berlin · Date: 25.08.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich de La Motte-Fouqué
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Nennhausen
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 25.08.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 164‒166.
  • Incipit: „[1] Nennhausen, am 25ten Aug. 1803
    Werthester Freund,
    So gut es sich will thun laßen, erhalten Sie hierbei das Gespräch zwischen dem Ritter [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.19(6)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23 x 18,9 cm
    Language
  • German
[1] Nennhausen, am 25ten Aug. 1803
Werthester Freund,
So gut es sich will thun laßen, erhalten Sie hierbei das Gespräch zwischen dem Ritter und der Dame musicalisch aufgesetzt. Sollten sich darin Unrichtigkeiten vorfinden, so schieben Sie es auf den unkünstlerischen Genius der protestantischen Geistlichkeit, da ich genöthigt war, meinen Mangel an Kenntniß der Regeln der Composition durch ein Mitglied jenes Corpʼs zu ersetzen, und so auf das Papier zu bringen, was mir in fröhlichen Stunden als Gesang entströmte.
Zugleich übersende ich des H.[eiligen] J.[ohannis] Nepomuceni Märtyrertod zu beliebigem Gebrauche. Es liegt mir nichts daran, die geistlichen Schauspiele früher gedruckt zu sehʼn, wenn Sie meinen, daß deren Erscheinung aus innren oder äußern Gründen beßer noch verzögert werde.
Für die zurückkommenden Blätter von Flaxmann sage ich Ihnen nochmals im Namen der ganzen Gesellschaft den herzlichsten Dank. Es ist mir daraus manches neue Licht aufgegangen. – Meine letzthin geäußerte Muthmaßung über eine früher damit vorgegangne Verwirrung scheint indeßen noch durch das Titelblatt bestätigt zu werden, welches, Ihrem Aufsatze im Athenäum nach, eigentlich zum Purgatorio gehört.
Durch einen glücklichen Zufall sehe ich mich in den Stand gesetzt, Ihnen eine inter[2]eßante Nachricht für Ihren Bruder mitzutheilen. Dieser fragt nämlich in der Europa an, ob ihm Jemand Nachricht von zwei Manuscripten geben könne, welche Olearius, der die Holsteinische Gesandschaft nach Persien begleitete, mit zurückgebracht habe, und welche Uebersetzungen Persischer Werke enthalten. Einʼs davon, Sadiʼs Gülustan, habe ich gedruckt hinter einer Beschreibung jener Reise von demselben Autor angetroffen, unter alten Büchern, die ich von einer Verbannung auf den Boden erlöste. Der vollständige Titel heißt: Persianischer Rosenthal. In welchem viel lustige Historien, scharfsinnige Reden und nützliche Regeln. Vor 400 Jahren von einem sinnreichen Poeten Schich Saadi in Persischer Sprach beschrieben. Jetzo aber von Adamo Oleario mit Zuziehung eines alten Persianers, Namens Hakwirdi, in hochdeutscher Sprache herausgegeben und mit vielen Kupferstücken geziert. Im Jahr 1654. Ich ersuche Sie, Ihrem Bruder Nachricht von dieser Entdeckung zu geben; natürlich hängt es von ihm ab, die Art und Weise zu bestimmen, wie er das Buch etwa benutzen könne.
Wegen der beiden isländischen Werke hat Maurer nach Schweden geschrieben, und ich erwarte mit Ungeduld das Resultat seiner Correspondenz, um an die längst ersehnte Arbeit gehn zu können. Unterweilen übe ich meine Kräfte an kleinern romantischen [3] Dichtungen, worin ich die Herrlichkeit der Ritterwelt von verschiednen Seiten aufzufaßen trachte. Ich habe mich wieder zu dem Weltlichen hingewandt, und ein romantisches Lustspiel in einem Act verfertigt, an deßen Gegenstück ich nun arbeite. Ich denke wenigstens, auf diese Weise immer geübter und rüstiger zu dem großen Werke zu kommen, und verdanke diesen kleinern Arbeiten manche erquickende Stunde. Ob sie noch außerdem einigen Werth haben, mögen Sie bei Gelegenheit einmal entscheiden.
Für jetzt sage ich Ihnen nur, daß unser aller Wunsch für Ihr Wohlergehen und Ihre Gesundheit sich auf das lebhafteste ausdrückt, so oft wir Nachricht von Ihnen erhalten oder erwarten, und daß ich Sie um die Fortdauer Ihrer Freundschaft recht herzlich bitte. Ich käme wohl einmal nach Berlin, wenn nicht die Gesundheits-Umstände meiner Frau mich für jetzt an Nennhausen feßelten. Im October aber bringe ich hoffentlich gute Nachrichten selbst, und lade Sie dann zu der feierlichen Handlung ein.
Leben Sie wohl, und grüßen Sie Bernhardi von uns allen.
Ewig der Ihrige
Fouqué
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[1] Nennhausen, am 25ten Aug. 1803
Werthester Freund,
So gut es sich will thun laßen, erhalten Sie hierbei das Gespräch zwischen dem Ritter und der Dame musicalisch aufgesetzt. Sollten sich darin Unrichtigkeiten vorfinden, so schieben Sie es auf den unkünstlerischen Genius der protestantischen Geistlichkeit, da ich genöthigt war, meinen Mangel an Kenntniß der Regeln der Composition durch ein Mitglied jenes Corpʼs zu ersetzen, und so auf das Papier zu bringen, was mir in fröhlichen Stunden als Gesang entströmte.
Zugleich übersende ich des H.[eiligen] J.[ohannis] Nepomuceni Märtyrertod zu beliebigem Gebrauche. Es liegt mir nichts daran, die geistlichen Schauspiele früher gedruckt zu sehʼn, wenn Sie meinen, daß deren Erscheinung aus innren oder äußern Gründen beßer noch verzögert werde.
Für die zurückkommenden Blätter von Flaxmann sage ich Ihnen nochmals im Namen der ganzen Gesellschaft den herzlichsten Dank. Es ist mir daraus manches neue Licht aufgegangen. – Meine letzthin geäußerte Muthmaßung über eine früher damit vorgegangne Verwirrung scheint indeßen noch durch das Titelblatt bestätigt zu werden, welches, Ihrem Aufsatze im Athenäum nach, eigentlich zum Purgatorio gehört.
Durch einen glücklichen Zufall sehe ich mich in den Stand gesetzt, Ihnen eine inter[2]eßante Nachricht für Ihren Bruder mitzutheilen. Dieser fragt nämlich in der Europa an, ob ihm Jemand Nachricht von zwei Manuscripten geben könne, welche Olearius, der die Holsteinische Gesandschaft nach Persien begleitete, mit zurückgebracht habe, und welche Uebersetzungen Persischer Werke enthalten. Einʼs davon, Sadiʼs Gülustan, habe ich gedruckt hinter einer Beschreibung jener Reise von demselben Autor angetroffen, unter alten Büchern, die ich von einer Verbannung auf den Boden erlöste. Der vollständige Titel heißt: Persianischer Rosenthal. In welchem viel lustige Historien, scharfsinnige Reden und nützliche Regeln. Vor 400 Jahren von einem sinnreichen Poeten Schich Saadi in Persischer Sprach beschrieben. Jetzo aber von Adamo Oleario mit Zuziehung eines alten Persianers, Namens Hakwirdi, in hochdeutscher Sprache herausgegeben und mit vielen Kupferstücken geziert. Im Jahr 1654. Ich ersuche Sie, Ihrem Bruder Nachricht von dieser Entdeckung zu geben; natürlich hängt es von ihm ab, die Art und Weise zu bestimmen, wie er das Buch etwa benutzen könne.
Wegen der beiden isländischen Werke hat Maurer nach Schweden geschrieben, und ich erwarte mit Ungeduld das Resultat seiner Correspondenz, um an die längst ersehnte Arbeit gehn zu können. Unterweilen übe ich meine Kräfte an kleinern romantischen [3] Dichtungen, worin ich die Herrlichkeit der Ritterwelt von verschiednen Seiten aufzufaßen trachte. Ich habe mich wieder zu dem Weltlichen hingewandt, und ein romantisches Lustspiel in einem Act verfertigt, an deßen Gegenstück ich nun arbeite. Ich denke wenigstens, auf diese Weise immer geübter und rüstiger zu dem großen Werke zu kommen, und verdanke diesen kleinern Arbeiten manche erquickende Stunde. Ob sie noch außerdem einigen Werth haben, mögen Sie bei Gelegenheit einmal entscheiden.
Für jetzt sage ich Ihnen nur, daß unser aller Wunsch für Ihr Wohlergehen und Ihre Gesundheit sich auf das lebhafteste ausdrückt, so oft wir Nachricht von Ihnen erhalten oder erwarten, und daß ich Sie um die Fortdauer Ihrer Freundschaft recht herzlich bitte. Ich käme wohl einmal nach Berlin, wenn nicht die Gesundheits-Umstände meiner Frau mich für jetzt an Nennhausen feßelten. Im October aber bringe ich hoffentlich gute Nachrichten selbst, und lade Sie dann zu der feierlichen Handlung ein.
Leben Sie wohl, und grüßen Sie Bernhardi von uns allen.
Ewig der Ihrige
Fouqué
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