• Ludwig Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: 22.12.1798
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Ludwig Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 22.12.1798
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 37‒38.
  • Incipit: „[1] Liebster Freund,
    Wie sehr bin ich in Ihrer Schuld! Ich bin mit der Recension recht beschäftigt und schicke sie auch recht [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36934
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.28,Nr.62
  • Number of Pages: 2 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,1 x 19 cm
    Language
  • German
[1] Liebster Freund,
Wie sehr bin ich in Ihrer Schuld! Ich bin mit der Recension recht beschäftigt und schicke sie auch recht bald ab; ich habe mich nur etwas zu sehr mit Geschäfften überladen. Ich danke Ihnen für Ihr freundschaftliches Angedenken, unendlich für Ihre Mühe bei der Correktur. Wenn Sie mir doch über den Zerbin bei Gelegenheit ein kräfftig Wörtchen sagten, denn manchmal bin ich ganz trostlos: – aber nicht, um mir Muth zu machen, sondern Ihre ordentliche Meinung. Daß auch Ihnen einiges im Sternbald so gefällt, ist mir sehr erfreulich: Sie kommen doch auf Ostern gewiß? Außerdem daß Sie mich glüklich machen würden, thäten Sie auch an Unger ein gutes Werk, wenn Sie ihn ent-Wolten / entmannen nicht, denn Wolt und Mann ist eine monströse Mischung, wie es Ihr Bruder in seinen Griechen und Römern nennt. Ich habe den Richter lange nicht gelesen und verfalle heut in seinen Stil, es macht aber bei mir nur die Eile, nicht die Genialität; auch würde ich, wenn ich von diesem Briefe eine neue Auflage veranstalten müste, nicht so wie jener in seinem neuen Hesperus alles so stehn lassen.
Wollen Sie den Sternbald nun wohl an Göthe besorgen? [2] Ich habe nichts dazu geschrieben: entschuldigen Sie es, wenn Sie es nöthig finden, ich hätte, und – enfin –
Grüßen Sie ja Ihre liebe Frau von mir, noch mehr wie ich mich auf Ihr Herkommen freue, freue ich mich, sie kennen zu lernen. Der Phantasus ist mir im Sternbald das liebste Gedicht: es hat mir sehr wohl gethan, daß es ihr besonders aufgefallen ist. – (Da ich Sie schon etwas kenne, können Sie das obige Bekenntniß nicht übel nehmen oder erkennen): NB. seit ich den Don Quixote wirklich übersetze, möchte ich oft ganze Seiten so schreiben, lieber und leichter, als ich so übersetze.
Über Ihren Almanach müssen wir nächstens weitläuftiger sprechen, ich dächte, Sie träfen Anstalten dazu.
Ich gratuliere zum Athenäum, das wieder völlig hergestellt ist. Die ganze Zeit über war ich sehr betrübt.
Adieu!
Ihr ergebener Freund
L. Tieck.
[Berlin], 22. December 1798
Ich schicke Ihnen zugleich die Phantasien etc. – Lesen werden Sie sie wohl, aber vielleicht nicht [in der] Literatur-Zeitung anzeigen: Wie Sie wollen. – Meine Frau läßt grüssen.
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[1] Liebster Freund,
Wie sehr bin ich in Ihrer Schuld! Ich bin mit der Recension recht beschäftigt und schicke sie auch recht bald ab; ich habe mich nur etwas zu sehr mit Geschäfften überladen. Ich danke Ihnen für Ihr freundschaftliches Angedenken, unendlich für Ihre Mühe bei der Correktur. Wenn Sie mir doch über den Zerbin bei Gelegenheit ein kräfftig Wörtchen sagten, denn manchmal bin ich ganz trostlos: – aber nicht, um mir Muth zu machen, sondern Ihre ordentliche Meinung. Daß auch Ihnen einiges im Sternbald so gefällt, ist mir sehr erfreulich: Sie kommen doch auf Ostern gewiß? Außerdem daß Sie mich glüklich machen würden, thäten Sie auch an Unger ein gutes Werk, wenn Sie ihn ent-Wolten / entmannen nicht, denn Wolt und Mann ist eine monströse Mischung, wie es Ihr Bruder in seinen Griechen und Römern nennt. Ich habe den Richter lange nicht gelesen und verfalle heut in seinen Stil, es macht aber bei mir nur die Eile, nicht die Genialität; auch würde ich, wenn ich von diesem Briefe eine neue Auflage veranstalten müste, nicht so wie jener in seinem neuen Hesperus alles so stehn lassen.
Wollen Sie den Sternbald nun wohl an Göthe besorgen? [2] Ich habe nichts dazu geschrieben: entschuldigen Sie es, wenn Sie es nöthig finden, ich hätte, und – enfin –
Grüßen Sie ja Ihre liebe Frau von mir, noch mehr wie ich mich auf Ihr Herkommen freue, freue ich mich, sie kennen zu lernen. Der Phantasus ist mir im Sternbald das liebste Gedicht: es hat mir sehr wohl gethan, daß es ihr besonders aufgefallen ist. – (Da ich Sie schon etwas kenne, können Sie das obige Bekenntniß nicht übel nehmen oder erkennen): NB. seit ich den Don Quixote wirklich übersetze, möchte ich oft ganze Seiten so schreiben, lieber und leichter, als ich so übersetze.
Über Ihren Almanach müssen wir nächstens weitläuftiger sprechen, ich dächte, Sie träfen Anstalten dazu.
Ich gratuliere zum Athenäum, das wieder völlig hergestellt ist. Die ganze Zeit über war ich sehr betrübt.
Adieu!
Ihr ergebener Freund
L. Tieck.
[Berlin], 22. December 1798
Ich schicke Ihnen zugleich die Phantasien etc. – Lesen werden Sie sie wohl, aber vielleicht nicht [in der] Literatur-Zeitung anzeigen: Wie Sie wollen. – Meine Frau läßt grüssen.
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