• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 30.09.1831
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 30.09.1831
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 75.
  • Incipit: „[1] Paris d. 30sten Sept.
    1831.
    Rue de lʼUniversité 90.
    Meine liebe Marie, ich war sehr erfreut, Ihren Brief vom 17ten Sept zu empfangen. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882, 82
  • Number of Pages: 2 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Paris d. 30sten Sept.
1831.
Rue de lʼUniversité 90.
Meine liebe Marie, ich war sehr erfreut, Ihren Brief vom 17ten Sept zu empfangen. Schreiben Sie nur oft, u immer recht ausführlich von Ihrer Gesundheit. Wir haben hier sehr schönes u warmes Wetter; wenn es in Bonn auch so ist, sollten Sie nur fleißig spazieren gehen. Da Sie das Baden einmal gewohnt sind, so sollten Sie auch zuweilen ein Bad nehmen, so lange die Witterung noch günstig ist: das pflegt Ihnen ja sonst immer gut zu bekommen. Ich bin hier so gesund, wie ich lange nicht gewesen bin; dieß kommt theils von der vielen Bewegung u Aufheiterung, theils von der auserlesenen u nahrhaften Kost, wobei ich jedoch sehr mäßig bin. Nur die Suppen sind bei mir zu Hause besser; das Fleisch ist so vortrefflich, wie es unsre Metzger u Hühnerpflücker gar nicht schaffen können.
Es ist mir lieb, daß der Wild in Arbeit ist. Ich wünsche daß die Lack weiße Lackfarbe, wo sie matt oder gelb geworden ist, überall neu überstrichen werden möge. Ich meyne, es zum Theil schon vor meiner Abreise gesagt zu haben. Zeit zum Austrocknen ist im Überflusse da, indem ich gewiß nicht vor Ende Novembers zurückkomme. Doch könnte es vielleicht auch noch später geschehen. Übrigens ordnen Sie alles für die Verbesserungen im Hause nach eigenem Gutdünken [2] Das Schieferdach des Hintergebäudes wird untersucht werden müssen; es hat vor meiner Abreise in Heinrichs Schlafzimmer durchgeregnet.
Ich bin schon viermal bei großen Mittagsessen gewesen, bei dem Preußischen, Österreichischen u Russischen Gesandten; auch bei der Baronin Salomon von Rothschild auf dem Lande, wo alles ganz herrlich eingerichtet war. Hier in der Familie speise ich alle Tage in der angenehmsten Gesellschaft. Ich habe also bis jetzt für Wohnung u Kost nicht zu sorgen; Meine Ausgaben sind bloß Wäsche, Wagen zum Ausfahren, Schauspiel u dergleichen. Indische Schnupftücher habe ich schon 10 Stück gekauft, auch seidne Strümpfe.
Am Sonntage werde ich bei einem großen Cirkel, der zum erstenmal in den Tuilerien gehalten wird, durch unsern Gesandten dem Könige vorgestellt werden.
Leben Sie recht wohl, meine liebe Marie u schreiben Sie mir oft.
AWvSchl.
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[1] Paris d. 30sten Sept.
1831.
Rue de lʼUniversité 90.
Meine liebe Marie, ich war sehr erfreut, Ihren Brief vom 17ten Sept zu empfangen. Schreiben Sie nur oft, u immer recht ausführlich von Ihrer Gesundheit. Wir haben hier sehr schönes u warmes Wetter; wenn es in Bonn auch so ist, sollten Sie nur fleißig spazieren gehen. Da Sie das Baden einmal gewohnt sind, so sollten Sie auch zuweilen ein Bad nehmen, so lange die Witterung noch günstig ist: das pflegt Ihnen ja sonst immer gut zu bekommen. Ich bin hier so gesund, wie ich lange nicht gewesen bin; dieß kommt theils von der vielen Bewegung u Aufheiterung, theils von der auserlesenen u nahrhaften Kost, wobei ich jedoch sehr mäßig bin. Nur die Suppen sind bei mir zu Hause besser; das Fleisch ist so vortrefflich, wie es unsre Metzger u Hühnerpflücker gar nicht schaffen können.
Es ist mir lieb, daß der Wild in Arbeit ist. Ich wünsche daß die Lack weiße Lackfarbe, wo sie matt oder gelb geworden ist, überall neu überstrichen werden möge. Ich meyne, es zum Theil schon vor meiner Abreise gesagt zu haben. Zeit zum Austrocknen ist im Überflusse da, indem ich gewiß nicht vor Ende Novembers zurückkomme. Doch könnte es vielleicht auch noch später geschehen. Übrigens ordnen Sie alles für die Verbesserungen im Hause nach eigenem Gutdünken [2] Das Schieferdach des Hintergebäudes wird untersucht werden müssen; es hat vor meiner Abreise in Heinrichs Schlafzimmer durchgeregnet.
Ich bin schon viermal bei großen Mittagsessen gewesen, bei dem Preußischen, Österreichischen u Russischen Gesandten; auch bei der Baronin Salomon von Rothschild auf dem Lande, wo alles ganz herrlich eingerichtet war. Hier in der Familie speise ich alle Tage in der angenehmsten Gesellschaft. Ich habe also bis jetzt für Wohnung u Kost nicht zu sorgen; Meine Ausgaben sind bloß Wäsche, Wagen zum Ausfahren, Schauspiel u dergleichen. Indische Schnupftücher habe ich schon 10 Stück gekauft, auch seidne Strümpfe.
Am Sonntage werde ich bei einem großen Cirkel, der zum erstenmal in den Tuilerien gehalten wird, durch unsern Gesandten dem Könige vorgestellt werden.
Leben Sie recht wohl, meine liebe Marie u schreiben Sie mir oft.
AWvSchl.
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