Durchlauchtigster Prinz!
Ew. Königliche Hoheit bitte ich ehrerbietigst um Erlaubniss, auf den Wunsch meines verehrten Amtsgenossen, des Herrn Dr. Scholz, Professors der katholischen Theologie und Domcapitulars zu Cöln, eine Angelegenheit vorzutragen und zu gnädiger Berücksichtigung zu empfehlen, welche zwar zunächst die Verherrlichung der altberühmten Stadt Cöln und ihrer Metropolitan-Kirche betrifft, aber auch die Theilnahme aller Kenner und Freunde der mittelalterlichen Baukunst lebhaft in Anspruch nimmt.
Ew. Königlicher Hoheit ist gewiss bekannt, dass unser hochherziger Monarch mit Begeisterung den Gedanken ergriffen hat, diesen Dom mit seinen Thürmen nach dem ursprünglichen Plan zu vollenden. Es ist diess frei[2]lich beinahe ein riesenhaftes Unternehmen, theils wegen der grossen Dimensionen des Grund- und Aufrisses, theils weil diese Cathedrale, da der Bau schon seit viertehalb Jahrhunderten unterbrochen worden, mehr als irgend eine andere ein Bruchstück geblieben ist. Der hochselige König hatte schon eine gründliche Reparatur des Einsturz drohenden Chores, des einzigen fertigen Theiles besorgt. Friedrich Wilhelm der IV hat nun zum ferneren Ausbau grosse jährliche Summen angewiesen; die Bürger von Cöln und die Bewohner der Diöcese haben nach Kräften aus eignen Mitteln unterzeichnet. Nicht allein diess: sondern in ganz Deutschland haben sich Vereine gebildet, welche den Eifer anregen und die gesammelten Geldbeiträge einliefern. Es schien eine National-Angelegenheit zu seyn, unsere westliche Gränze durch ein sowohl wegen der Reinheit des Styls, als wegen des majestätischen Umfanges in seiner Art einziges Meisterwerk zu schmücken. Im verwichenen Sommer hat der König in Gegenwart vieler erlauchten Einheimischen und [3] Fremden den Grundstein feierlich gelegt, und seitdem ist die Arbeit in vollem Gange.
Das dirigirende Comité in Cöln hat sich nun an die in Oxford gestiftete gelehrte Gesellschaft für die Aufbewahrung und Förderung der Denkmale Gothischer Architektur gewendet, mit einer Einladung, zu dem Cölner Dombau thätig mitzuwirken. Wir bitten Ew. Königliche Hoheit um ein huldreich gewährtes Zeichen Ihres Beifalls und Ihrer Gönnerschaft, wodurch der Erfolg unseres Anliegens auf das nachdrücklichste gesichert werden würde, da Ihr zweites Vaterland schon gewohnt ist, Ihren erlauchten Namen an der Spitze jedes edlen und uneigennützigen Bestrebens zu sehen.
Eingedenk der Zeit, wo die Universität das Glück hatte, Sie, durchlauchtigster Prinz, zu ihren akademischen Mitbürgern zu zählen, ergreife ich diese Gelegenheit, den Ausdruck der ehrerbietigsten Gesinnungen zu [4] erneuern, womit ich die Ehre habe, zu seyn
Ew. Königlichen Hoheit
unterthänigster
A. W. von Schlegel
Bonn, den 27sten März
1843.