• August Wilhelm von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

  • Place of Dispatch: Braunschweig · Place of Destination: Berlin · Date: 01.12.1800
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher
  • Place of Dispatch: Braunschweig
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 01.12.1800
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Hans-Joachim Birkner u. Hermann Fischer. Berlin u.a. 1980ff. Abt. 5, Bd. 4. Briefwechsel 1800 (Briefe 850‒1004). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1994, S. 341‒342.
  • Weitere Drucke: Aus Schleiermacherʼs Leben. In Briefen. Hg. v. Ludwig Jonas u. Wilhelm Dilthey. Bd. 3: Schleiermachers Briefwechsel mit Freunden bis zu seiner Übersiedlung nach Halle, namentlich der mit Friedrich und August Wilhelm Schlegel. Berlin 1861, S. 244.
  • Incipit: „[1] Br. d. 1 Dec. 1800. Endlich habe ich die Schadowschen Skizzen von Jena aus erhalten, werthester Freund, die mir besser [...]“
    Manuscript
  • Provider: Berlin, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
  • Classification Number: NL F. D. E. Schleiermacher, Nr. 372.2. Bl. 45–46r
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Br. d. 1 Dec. 1800. Endlich habe ich die Schadowschen Skizzen von Jena aus erhalten, werthester Freund, die mir besser gefallen, als ich nach Ihrem Briefe erwartet hatte. Ich habe daher keinen Posttag versäumt, um ihm sogleich darüber zu schreiben. Damit Sie von allem unterrichtet sind, lasse ich den Brief offen, wenn Sie ihn hinschicken, haben Sie nur die Güte, ihn mit einer Oblate zu siegeln. Allerdings scheint es aus seinen Äußerungen fast, als wenn er keine sonderliche Lust hätte. Indessen rührt dieß vielleicht nur daher, daß er geglaubt hat, es müsse möglichst dabey gespart werden, und aus einer Art von Gefälligkeit von mir nicht so Viel hat fodern wollen, als er bey einem andern gethan haben würde. In der That ist sein Anschlag unerhört wohlfeil, da der Marmor so viel kostet; ich begreife nicht, wie er dabey seine Zeit nur einigermaßen vergütet bekommen sollte. Ich habe daher eine offenherzige Erklärung hierüber für nöthig gehalten.
Meine Absicht ist, noch Rath und Vorschläge von Kunstverständigen einzusammeln, besonders von dem Neapolitanischen Tischbein und von Goethe: doch dieß unter uns. Alsdann wird es noch Zeit seyn, [2] eins und das andre geändert zu wünschen. Für jetzt habe ich nur im allgemeinen ihm etwas angenehmes sagen wollen.
Einer zweyten Skizze nach der andern Idee, daß die Basreliefs an einen Säulenvorsprung kommen sollten, bedarf es nun nicht. Aber Schadow’s Meynung darüber, wenn er sie Ihnen mündlich gesagt hat, möchte ich wohl hören. Die Skizzen von Fiorillo schicken Sie mir gefälligst bey Gelegenheit wieder.
Es ist besser, wenn die Ausführung des Werkes ein wenig verzögert wird, um es desto reiflicher zu überlegen, als wenn es nachher nicht ganz nach meinem Sinn ausfiele.
Ich habe Ihnen vielleicht schon geschrieben, daß ich von einem Bildhauer in Cassel Ruhl, ein kleines Modell in Wachs von den Basrelief-Figuren nach Fiorillo, jedoch mit beträchtlichen Abweichungen, erhalten habe. Es will mir aber nicht recht gefallen, die Figuren sind zu kurz und plump gezeichnet, und haben in den Stellungen zu wenig Ausdruck.
Meine Entschuldigungen, daß ich Sie so viel mit meinen Angelegenheiten behellige, ohne Sie durch unterhaltende Briefe zu entschädigen muß ich wiederhohlen. Ich bin wirklich hier [3] arm an bedeutenden Neuigkeiten. Was ich von Goethe’s Thun erfahre, ist durch die dritte Hand – Sie wissen es gewiß früher unmittelbar von Jena. Das Griechische Trauerspiel, was er in der Arbeit hat, wird gewiß eine neue Epoche in unsrer Poesie gründen. – Von Ihrer Kritik der Moral wünschte ich näher etwas zu wissen, wie weit es schon damit ist. – Einmal in meinem Leben hoffe ich Sie noch zu ergötzen und lachen zu machen, doch muß ich damit auf die Drucker warten. In acht Tagen erscheint es nun gewiß.
Von meinen eignen Arbeiten kann ich nichts melden, da mir eine mechanische, die ich aus Liebe zu einem Freund übernommen für jetzt die Zeit wegnimmt.
Leben Sie wohl.
Ich bin so frey, wieder einen Brief an Tieck beyzulegen, da ich immer noch nicht weiß wo er wohnt.
AWS
In Eil.

Eins darf ich nicht vergessen. Meine Reise nach Berlin ist nicht wie ein kurzer Besuch auf 4 oder 6 Wochen gemeynt, sondern wie ein förmlicher Aufenthalt, wobey ich mich zum Arbeiten einrichte. Doch dieß unter uns. Wenn Ihre Reise nach Jena kurz nach Neujahr wäre könnten wir doch zusammen nach Berlin reisen
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[1] Br. d. 1 Dec. 1800. Endlich habe ich die Schadowschen Skizzen von Jena aus erhalten, werthester Freund, die mir besser gefallen, als ich nach Ihrem Briefe erwartet hatte. Ich habe daher keinen Posttag versäumt, um ihm sogleich darüber zu schreiben. Damit Sie von allem unterrichtet sind, lasse ich den Brief offen, wenn Sie ihn hinschicken, haben Sie nur die Güte, ihn mit einer Oblate zu siegeln. Allerdings scheint es aus seinen Äußerungen fast, als wenn er keine sonderliche Lust hätte. Indessen rührt dieß vielleicht nur daher, daß er geglaubt hat, es müsse möglichst dabey gespart werden, und aus einer Art von Gefälligkeit von mir nicht so Viel hat fodern wollen, als er bey einem andern gethan haben würde. In der That ist sein Anschlag unerhört wohlfeil, da der Marmor so viel kostet; ich begreife nicht, wie er dabey seine Zeit nur einigermaßen vergütet bekommen sollte. Ich habe daher eine offenherzige Erklärung hierüber für nöthig gehalten.
Meine Absicht ist, noch Rath und Vorschläge von Kunstverständigen einzusammeln, besonders von dem Neapolitanischen Tischbein und von Goethe: doch dieß unter uns. Alsdann wird es noch Zeit seyn, [2] eins und das andre geändert zu wünschen. Für jetzt habe ich nur im allgemeinen ihm etwas angenehmes sagen wollen.
Einer zweyten Skizze nach der andern Idee, daß die Basreliefs an einen Säulenvorsprung kommen sollten, bedarf es nun nicht. Aber Schadow’s Meynung darüber, wenn er sie Ihnen mündlich gesagt hat, möchte ich wohl hören. Die Skizzen von Fiorillo schicken Sie mir gefälligst bey Gelegenheit wieder.
Es ist besser, wenn die Ausführung des Werkes ein wenig verzögert wird, um es desto reiflicher zu überlegen, als wenn es nachher nicht ganz nach meinem Sinn ausfiele.
Ich habe Ihnen vielleicht schon geschrieben, daß ich von einem Bildhauer in Cassel Ruhl, ein kleines Modell in Wachs von den Basrelief-Figuren nach Fiorillo, jedoch mit beträchtlichen Abweichungen, erhalten habe. Es will mir aber nicht recht gefallen, die Figuren sind zu kurz und plump gezeichnet, und haben in den Stellungen zu wenig Ausdruck.
Meine Entschuldigungen, daß ich Sie so viel mit meinen Angelegenheiten behellige, ohne Sie durch unterhaltende Briefe zu entschädigen muß ich wiederhohlen. Ich bin wirklich hier [3] arm an bedeutenden Neuigkeiten. Was ich von Goethe’s Thun erfahre, ist durch die dritte Hand – Sie wissen es gewiß früher unmittelbar von Jena. Das Griechische Trauerspiel, was er in der Arbeit hat, wird gewiß eine neue Epoche in unsrer Poesie gründen. – Von Ihrer Kritik der Moral wünschte ich näher etwas zu wissen, wie weit es schon damit ist. – Einmal in meinem Leben hoffe ich Sie noch zu ergötzen und lachen zu machen, doch muß ich damit auf die Drucker warten. In acht Tagen erscheint es nun gewiß.
Von meinen eignen Arbeiten kann ich nichts melden, da mir eine mechanische, die ich aus Liebe zu einem Freund übernommen für jetzt die Zeit wegnimmt.
Leben Sie wohl.
Ich bin so frey, wieder einen Brief an Tieck beyzulegen, da ich immer noch nicht weiß wo er wohnt.
AWS
In Eil.

Eins darf ich nicht vergessen. Meine Reise nach Berlin ist nicht wie ein kurzer Besuch auf 4 oder 6 Wochen gemeynt, sondern wie ein förmlicher Aufenthalt, wobey ich mich zum Arbeiten einrichte. Doch dieß unter uns. Wenn Ihre Reise nach Jena kurz nach Neujahr wäre könnten wir doch zusammen nach Berlin reisen
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