• August Wilhelm von Schlegel an Johann Wolfgang von Goethe

  • Absendeort: Jena · Empfangsort: Weimar · Datum: 01.04.1800
Editionsstatus: Einmal kollationierter Druckvolltext mit Registerauszeichnung
    Briefkopfdaten
  • Absender: August Wilhelm von Schlegel
  • Empfänger: Johann Wolfgang von Goethe
  • Absendeort: Jena
  • Empfangsort: Weimar
  • Datum: 01.04.1800
  • Anmerkung: Empfangsort erschlossen.
    Druck
  • Bibliographische Angabe: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 98‒99.
  • Verlag: Insel Verlag
  • Incipit: „[1] Jena d. 1. April 1800
    Es erfolgen hiebey die Epigramme und Episteln nebst meinen Vorschlägen zurück. In den letzten bedürfen [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Signatur: GSA 28/805 St. 19
  • Provenienz: Klassik Stiftung Weimar
    Sprache
  • Deutsch
[1] Jena d. 1. April 1800
Es erfolgen hiebey die Epigramme und Episteln nebst meinen Vorschlägen zurück. In den letzten bedürfen ziemlich viele Verse eine Veränderung, indessen dünkt mich ist sie in den meisten Fällen ohne große Schwierigkeit zu bewerkstelligen. Ich habe im Reineke Fuchs verschiedne Stellen in metrischer Hinsicht durchgegangen, mir scheint der Versbau darin dem in den Episteln am ähnlichsten zu seyn: ich glaube, man würde dabey auf wenige so hartnäckige Verse stoßen wie in den älteren Elegieen und Epigrammen. Es ist in diesem epischen Gange alles weniger gebunden. Freylich wäre es immer noch eine beträchtliche Arbeit, das ganze Gedicht nach Ihren jetzigen metrischen Grundsätzen zu reformiren, wenn man auch wie billig, alle die Licenzen, welche drollige Namen oder andre vertrauliche Redensarten betreffen, zugestände.
[2] Der Chinese in Rom hat, wo ich nicht irre, unter die Venetianischen Epigramme kommen sollen. Ist er mit Fleiß ausgeschlossen oder nur vergessen worden?
Sie erhalten hiebey nebst den zurückverlangten Büchern den ersten Band des Walpole, worin vielleicht einer oder der andre von den Aufsätzen oder auch von meinen Anmerkungen Sie interessirt.
Meine Frau hat seit meiner Zurückkunft noch verschiedne schlimme Tage gehabt, besonders an Krämpfen gelitten. Die Besserung geht nur langsam fort mit beständigen Rückfällen. Durch die überschickten Weine, die sie noch nicht halb aufgebraucht hat, haben Sie ihr eine große Erquickung verschafft. Sie läßt Ihnen den herzlichsten Dank dafür sagen.
Der so angenehm bey Ihnen zugebrachte Tag hat mich außerordentlich aufgeheitert. Empfehlen Sie mich doch bestens H. Prof. Meyer und H. Buri. Kommt dieser gar nicht [3] einmal nach Jena herüber? Auf diesen Fall rechne ich recht sehr darauf ihn bey mir zu sehen.
Ich wünschte, daß ich nun wieder eine neue Sendung von Manuscript zu erwarten hätte. Aber leider wird es jetzt ein Ende haben, und ich fürs erste als Grammatiker in Ruhestand gesetzt werden. Indessen da der Rigorismus immer im Zunehmen ist, werden Sie mir in Zukunft doch nicht so ganz entgehen können.
Leben Sie recht wohl. Alle die unsrigen empfehlen sich mit mir.
AWSchlegel
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[1] Jena d. 1. April 1800
Es erfolgen hiebey die Epigramme und Episteln nebst meinen Vorschlägen zurück. In den letzten bedürfen ziemlich viele Verse eine Veränderung, indessen dünkt mich ist sie in den meisten Fällen ohne große Schwierigkeit zu bewerkstelligen. Ich habe im Reineke Fuchs verschiedne Stellen in metrischer Hinsicht durchgegangen, mir scheint der Versbau darin dem in den Episteln am ähnlichsten zu seyn: ich glaube, man würde dabey auf wenige so hartnäckige Verse stoßen wie in den älteren Elegieen und Epigrammen. Es ist in diesem epischen Gange alles weniger gebunden. Freylich wäre es immer noch eine beträchtliche Arbeit, das ganze Gedicht nach Ihren jetzigen metrischen Grundsätzen zu reformiren, wenn man auch wie billig, alle die Licenzen, welche drollige Namen oder andre vertrauliche Redensarten betreffen, zugestände.
[2] Der Chinese in Rom hat, wo ich nicht irre, unter die Venetianischen Epigramme kommen sollen. Ist er mit Fleiß ausgeschlossen oder nur vergessen worden?
Sie erhalten hiebey nebst den zurückverlangten Büchern den ersten Band des Walpole, worin vielleicht einer oder der andre von den Aufsätzen oder auch von meinen Anmerkungen Sie interessirt.
Meine Frau hat seit meiner Zurückkunft noch verschiedne schlimme Tage gehabt, besonders an Krämpfen gelitten. Die Besserung geht nur langsam fort mit beständigen Rückfällen. Durch die überschickten Weine, die sie noch nicht halb aufgebraucht hat, haben Sie ihr eine große Erquickung verschafft. Sie läßt Ihnen den herzlichsten Dank dafür sagen.
Der so angenehm bey Ihnen zugebrachte Tag hat mich außerordentlich aufgeheitert. Empfehlen Sie mich doch bestens H. Prof. Meyer und H. Buri. Kommt dieser gar nicht [3] einmal nach Jena herüber? Auf diesen Fall rechne ich recht sehr darauf ihn bey mir zu sehen.
Ich wünschte, daß ich nun wieder eine neue Sendung von Manuscript zu erwarten hätte. Aber leider wird es jetzt ein Ende haben, und ich fürs erste als Grammatiker in Ruhestand gesetzt werden. Indessen da der Rigorismus immer im Zunehmen ist, werden Sie mir in Zukunft doch nicht so ganz entgehen können.
Leben Sie recht wohl. Alle die unsrigen empfehlen sich mit mir.
AWSchlegel
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