Liebster bester Schlegel!
So eben erhalte ich erst Ihren Brief vom 9n – Um nun keinen Augenblick zu verlieren antworte ich nach Vorschrift auf Ihre Fragen ganz Lakonisch
1.) Ich lebe noch und bin nach einer sehr langwierigen Krankheit wieder ganz wohl.
2.) Noch bin ich in Ordingen und werde auch wahrscheinlich noch eine kleine Weile hier bleiben müßen.
3.) Unter den gewöhnlichen Vorfallenheiten des Menschlichen Lebens wußte ich mir nicht leicht etwas angenehmeres zu denken als den, noch einmal wieder zu sehen, den ich unter allen meinen Jugend Freunden am meisten liebte – und noch liebe – dem ich so manche selige Stunde verdanke – deßen ich mich bei den wenigen heitern Augenblicken meines einsamen Lebens immer mit der lebhaftesten Theilnahme – mit dem frohesten WiederGefühle errinnere – den alle meine Freunde und Bekannte aus meinen häufigen Beschreibungen so pünktlich und genau kennen müßen als er sich mir selbst immerhin vergegenwärtigt.
4.) Um mir nun die Freude des Wiedersehns so lange zu genießen wie möglich – und Sie zugleich,, wenn Sie wirklich so eilig sein müßen wie Sie sagen nicht aufzuhalten, gedenke ich meinen lieben lieben Schlegel bis Koblenz zu begleiten. Ich werde Sie bis dahin mit meinem eigenen Fahrzeuge bringen.
[2] Bestellen Sie also in Kleve auf der Post den Plaz blos bis Urdingen und nicht bis Kölln – Mit meinem Fahrzeuge reisen wir schneller und bequemer und sind allein.
Wenn es in meinen Kräften steht Dir lieber bester Schlegel! einen Dienst zu leisten; so sei versichert daß ein wenig Beschwerde mich gewiß davon nicht abhalten soll – und ich denke nicht daß Schlegel schon so viel Holländer geworden ist, daß er dieß von mir befürchten kann – Sei also versichert daß du auf mich ganz zehlen kanst – Ich umarme dich in Gedanken und zehle die Stunden bis du kömmst.
In größter Eile
M–
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