• Henriette Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Amsterdam · Date: 06.09.1791
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Henriette Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: 06.09.1791
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.49
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19,1 x 11,5 cm
  • Incipit: „[1] 1791 den 6ten Sep
    Schon über 3 Wochen in Hannover zu seyn, und dir noch nicht geschrieben zu haben, scheint [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] 1791 den 6ten Sep
Schon über 3 Wochen in Hannover zu seyn, und dir noch nicht geschrieben zu haben, scheint eine Nachläßigkeit zu seyn, die einer Entschuldigung bedarf! und die habe ich dann auch vor mich. 8 Tage nach meiner Ankunft wurde ich krank, nachdem ich daß ganze vergangene Jahr so gesund als vergnügt durchlebt hatte; es war wahrscheinlich eine Folge der großen Hitze und eine kleine Erkältung welches mich einen Anstoß von der Ruhr zuzogen, welches aber doch recht bald übergieng, 8 Tage war ich zu Bette, und noch itzt habe ich die Kräfte und die Munterkeit welche ich vorher hatte nicht wieder, die itzige schöne Herbstwitterung wird aber gewiß bald alles wieder gut machen.
Daß ich mich nun hier auch wieder recht vergnügt und zufrieden fühle wirst du leicht glauben, zuletzt in Zerbst, ob ich schon auch da sehr vergnügt war, wandelte mich doch oft eine Sehnsucht nach Haus an. Die Freude des Wiedersehens war groß! und noch ein mahl können wir alle in diesem Herbste auf eine ähnliche Freude hoffen, Du hälst glaubst daß ein Besuch von Lottchen noch in so weiten Felde sey, was wirst Du da zu sagen, daß Sie schon in 4 Wochen hier [2] seyn wird! Zwar welches die Freude etwa[s] veringert ohne ihren Mann; (den ich recht sehr lieb gewonnen, weil es wirklich ein vortreflicher Mann ist, der Lottchen ganz glücklich macht) da Lottchen sah daß mit ihm gar fürs erste, so lange seyn alter Chef lebt nicht daran zu gedenken so hat sie nicht eher geruhet, bis sie einen Plan ersonnen, um so kommen zu können! Sie geht aus Hand in Hand, von Bruder zu Bruder begleitet bis Hannover. Von Dresden bis L. nimmt sie eine Schwester von Neumanns und der Dieken mit, wodurch sie der Dyken eine Freundschaft erzeigt, von da bringt sie Fritz bis Zerbst versteht sich auf ihre eigenen Kosten, von da holt Cruse sie ab bis Braunschweig, wo sie wohl einen Tag bey Gärtners logiren wird, und von da holt Carl sie hierher, wo sie denn wohl den 4ten oder 5ten Oktober seyn wird. Schade daß es dann schon so spät im Herbste ist besonders die Rückreise, 3 Wochen wird sie wohl in Hannover bleiben. Ob wir nun bey der Gelegenheit unser Haus noch von mehreren voll kriegen werden ist noch nicht ausgemacht; in Harburg hätten sie wohl große Lust dazu mit [3] der ganzen Familie zu kommen; Minchens Gesundheit, und die Finançen sind da haupteinwendungen; wenn meine Eltern ihnen die Reise auch etwas erleichtern, ganz können sie die Unkosten doch nicht auf sich nehmen, da doch die Zeit über großer Aufwand seyn wird. Mein Bruder allein daß wäre wohl am ersten practicable, aber er mag es wohl für unbillig halten zweymahl ohne die Familie zu reisen. Aus Zerbst habe ich auch Carolinchen Schindler, oder die Tante Schlegeln gebeten mitzukommen, woher ich auch noch keine Antwort; Tante Caroline wenn Sie wieder wohl ist wird hier seyn, und vielleicht auch Cruse auf ein paar Tage! Kommen diese alle so wird es wie du denken kannst recht lebhaft in unserm Hause werden, und doch werden wir dich und Fritze recht vermissen! Daß ich dich nicht noch vorher habe sehen können ist mir recht nahe gegangen, zumahl da ich schon darauf gerechnet dich hier zu finden, und diesen Winter mit dir zu verleben! Wenn es dir nur recht wohl und glücklich geht, so muß ich mich darüber trösten; auch kann es ja vielleicht möglich seyn daß wir uns wiedersehen ehe wir es denken; fest wirst du dein enga[4]gement doch wohl nur auf bestimte Zeit machen, mir deuch daß könte dir doch bey deiner Beförderung die meine Eltern so sehnlich wünschen hinderlich seyn. Fritzen habe ich noch 12 Tag[e] in Leipzig gesehn und diese Zeit sehr vergn[ügt] mit ihm hin gebracht; doch von dem sowie vo[r] allem was meine Reise betrifft nächstens wei[t]läuftiger. Fritz meint es itzt ganz eifrig mit seinem Jura, er schrieb letzt, und war sehr satisfait von dem was ihm der Apellationsrath Kind gesagt, der auf seiner Reise nach dem Bade durch Carlsb L. gekommen. Er hätte F[ritz] Rath gegeben wegen seines studierens, wäre [so] genau von allem seinem thun und lassen zufrieden unterrichtet gewesen, und hätte zufrieden dami[t] geschienen. Heute hat uns dein Brief un[d] Reisejournal große Freude gemacht, da w[ir] schon recht lange mit großer Sehnsucht B[rie]fen entgegen sahen. Gottlob daß du wohl bist! Ich schicke dir hier auch einen Brief von Carolinen, sie hat mir deinen Brief a[n] ihr mitgetheilt, der mir viel Freude gemacht es war ein sehr interessanter allerliebster Brief. Itzt Bisher habe ich noch Carolinen nicht so genießen können wie wir beyde es wünschen, ihre Cousinen die Demoisell Kaysers sind da, die reisen am Ende dieser Woche wieder ab; Sie scheint mir nicht so heiter als sonst, ist es ihre Gesundheit, oder vielleicht andere Unzufriedenheit, ich weis es noch nicht. Leb wohl mein be[3]ster, schreib uns bald wieder, ich werde so oft als möglich schreiben, nur must du auch zu weilen Nachsicht haben, da ein jeder von den abwesenden Ge[2]schwistern Ansprüche auf häufige Briefe von mir macht, und ich, doch auch sonst noch einige Correspondenzen von meiner Reise mitgebracht; auch zuweilen die Geschäfte [1] [...] sind, welches auch wohl in künftiger Woche der Fall seyn wird, bey [...] und denn Anstalten, zu dem Besuche Henriette Schlegel.
[1] 1791 den 6ten Sep
Schon über 3 Wochen in Hannover zu seyn, und dir noch nicht geschrieben zu haben, scheint eine Nachläßigkeit zu seyn, die einer Entschuldigung bedarf! und die habe ich dann auch vor mich. 8 Tage nach meiner Ankunft wurde ich krank, nachdem ich daß ganze vergangene Jahr so gesund als vergnügt durchlebt hatte; es war wahrscheinlich eine Folge der großen Hitze und eine kleine Erkältung welches mich einen Anstoß von der Ruhr zuzogen, welches aber doch recht bald übergieng, 8 Tage war ich zu Bette, und noch itzt habe ich die Kräfte und die Munterkeit welche ich vorher hatte nicht wieder, die itzige schöne Herbstwitterung wird aber gewiß bald alles wieder gut machen.
Daß ich mich nun hier auch wieder recht vergnügt und zufrieden fühle wirst du leicht glauben, zuletzt in Zerbst, ob ich schon auch da sehr vergnügt war, wandelte mich doch oft eine Sehnsucht nach Haus an. Die Freude des Wiedersehens war groß! und noch ein mahl können wir alle in diesem Herbste auf eine ähnliche Freude hoffen, Du hälst glaubst daß ein Besuch von Lottchen noch in so weiten Felde sey, was wirst Du da zu sagen, daß Sie schon in 4 Wochen hier [2] seyn wird! Zwar welches die Freude etwa[s] veringert ohne ihren Mann; (den ich recht sehr lieb gewonnen, weil es wirklich ein vortreflicher Mann ist, der Lottchen ganz glücklich macht) da Lottchen sah daß mit ihm gar fürs erste, so lange seyn alter Chef lebt nicht daran zu gedenken so hat sie nicht eher geruhet, bis sie einen Plan ersonnen, um so kommen zu können! Sie geht aus Hand in Hand, von Bruder zu Bruder begleitet bis Hannover. Von Dresden bis L. nimmt sie eine Schwester von Neumanns und der Dieken mit, wodurch sie der Dyken eine Freundschaft erzeigt, von da bringt sie Fritz bis Zerbst versteht sich auf ihre eigenen Kosten, von da holt Cruse sie ab bis Braunschweig, wo sie wohl einen Tag bey Gärtners logiren wird, und von da holt Carl sie hierher, wo sie denn wohl den 4ten oder 5ten Oktober seyn wird. Schade daß es dann schon so spät im Herbste ist besonders die Rückreise, 3 Wochen wird sie wohl in Hannover bleiben. Ob wir nun bey der Gelegenheit unser Haus noch von mehreren voll kriegen werden ist noch nicht ausgemacht; in Harburg hätten sie wohl große Lust dazu mit [3] der ganzen Familie zu kommen; Minchens Gesundheit, und die Finançen sind da haupteinwendungen; wenn meine Eltern ihnen die Reise auch etwas erleichtern, ganz können sie die Unkosten doch nicht auf sich nehmen, da doch die Zeit über großer Aufwand seyn wird. Mein Bruder allein daß wäre wohl am ersten practicable, aber er mag es wohl für unbillig halten zweymahl ohne die Familie zu reisen. Aus Zerbst habe ich auch Carolinchen Schindler, oder die Tante Schlegeln gebeten mitzukommen, woher ich auch noch keine Antwort; Tante Caroline wenn Sie wieder wohl ist wird hier seyn, und vielleicht auch Cruse auf ein paar Tage! Kommen diese alle so wird es wie du denken kannst recht lebhaft in unserm Hause werden, und doch werden wir dich und Fritze recht vermissen! Daß ich dich nicht noch vorher habe sehen können ist mir recht nahe gegangen, zumahl da ich schon darauf gerechnet dich hier zu finden, und diesen Winter mit dir zu verleben! Wenn es dir nur recht wohl und glücklich geht, so muß ich mich darüber trösten; auch kann es ja vielleicht möglich seyn daß wir uns wiedersehen ehe wir es denken; fest wirst du dein enga[4]gement doch wohl nur auf bestimte Zeit machen, mir deuch daß könte dir doch bey deiner Beförderung die meine Eltern so sehnlich wünschen hinderlich seyn. Fritzen habe ich noch 12 Tag[e] in Leipzig gesehn und diese Zeit sehr vergn[ügt] mit ihm hin gebracht; doch von dem sowie vo[r] allem was meine Reise betrifft nächstens wei[t]läuftiger. Fritz meint es itzt ganz eifrig mit seinem Jura, er schrieb letzt, und war sehr satisfait von dem was ihm der Apellationsrath Kind gesagt, der auf seiner Reise nach dem Bade durch Carlsb L. gekommen. Er hätte F[ritz] Rath gegeben wegen seines studierens, wäre [so] genau von allem seinem thun und lassen zufrieden unterrichtet gewesen, und hätte zufrieden dami[t] geschienen. Heute hat uns dein Brief un[d] Reisejournal große Freude gemacht, da w[ir] schon recht lange mit großer Sehnsucht B[rie]fen entgegen sahen. Gottlob daß du wohl bist! Ich schicke dir hier auch einen Brief von Carolinen, sie hat mir deinen Brief a[n] ihr mitgetheilt, der mir viel Freude gemacht es war ein sehr interessanter allerliebster Brief. Itzt Bisher habe ich noch Carolinen nicht so genießen können wie wir beyde es wünschen, ihre Cousinen die Demoisell Kaysers sind da, die reisen am Ende dieser Woche wieder ab; Sie scheint mir nicht so heiter als sonst, ist es ihre Gesundheit, oder vielleicht andere Unzufriedenheit, ich weis es noch nicht. Leb wohl mein be[3]ster, schreib uns bald wieder, ich werde so oft als möglich schreiben, nur must du auch zu weilen Nachsicht haben, da ein jeder von den abwesenden Ge[2]schwistern Ansprüche auf häufige Briefe von mir macht, und ich, doch auch sonst noch einige Correspondenzen von meiner Reise mitgebracht; auch zuweilen die Geschäfte [1] [...] sind, welches auch wohl in künftiger Woche der Fall seyn wird, bey [...] und denn Anstalten, zu dem Besuche Henriette Schlegel.
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