1836
Erlauben Sie mir, mein hochgeehrtester Herr und Freund, da wir so oft Geschäfte mit einander zu verhandeln gehabt, welche die Litteratur oder wenigstens das Bücherwesen betrafen, Ihnen auch einmal mit einer Haushaltungs-Angelegenheiten beschwerlich zu fallen. Ich wünsche nämlich Einen oder Anderthalb Scheffel Teltower Rüben aus Berlin zu erhalten. Meine gewöhnlichen Communications-Mittel sind mir dießmal ausgeblieben, und länger läßt sich die Versendung nicht verschieben, da sie mit Fracht doch ziemlich lange unterweges sind, und später Frostwetter eintreten könnte. Hingegen sind sie wohl in einem Tönnchen oder einer Kiste am besten geschützt. Sie sehen also, es ist Gefahr bei dem Verzuge.
Zu diesem edelsten Erzeugnisse der Brandenburgischen Mark gehört nun, gleichsam als [2] ergänzendes Gegenstück das andre: die Pommerische Spickgans. Sie würden mich ungemein verbinden, wenn Sie mir später zehn bis zwölf Stück senden wollten. Denn für die Versendung der Spickgänse ist die Kälte vortheilhaft. Zwar ist in dieser entfernten Provinzstadt die Civilisation in so fern der Hauptstadt nachgerückt, aber ich de daß dergleichen auch hier zu haben sind; aber ich denke, sie kommen doch besser aus dem Sitze der Monarchie.
Die Auslagen könnte ich ja wohl hier an Hrn Weber erstatten.
Nächstens möchte ich Sie vielleicht einmal, wo nicht vom Shakspeare, doch vom Calderon unterhalten. Aber wenn man die großen Dichter gut übersetzen soll, so muß man auch etwas gutes zu essen haben.
Leben Sie recht wohl, und behalten Sie mich in freundschaftlichem Andenken.
Ganz der Ihrige
AWv Schlegel
[3] [leer]
[4] An
Herrn Buchhändler Reimer
Wohlgeb.
in
Berlin
frei
Schlegel
15 Nov. 1836.