Hochzuverehrender Herr von Schlegel
Hochwohlgeborner Herr!
Obwohl die lange von mir gewünschte Gelegenheit, Euer Hochwohlgeboren durch irgend eine Probe zeigen zu können, daß ich vom Studium des Sanskrit noch nicht abgelassen, jetzt endlich sehr nahe ist, indem ich in nicht langer Zeit den Druck von Kálidásaʼs Raghu-Vansa in Text und Uebersetzung vollenden werde, so zwingt mich doch ein Umstand Ihnen noch vor Vollendung desselben mit einer Bitte beschwerlich zu fallen. Ich habe nämlich, um womöglich meinen Aufenthalt in London zu verlängern, mich zu der nächstens zu besetzenden orientalischen Professur am hiesigen Kingʼs College gemeldet, u bin aufgefordert, Zeugnisse über meine Studien in Deutschland beizubringen. Kein Zeugniß dürfte aber wohl hier von dem Einflusse sein, wie das Ihrige, u ich wage daher, Ew. Hochwohlgeboren gehorsamst zu bitten, mir ein solches, so bald es Ihre Zeit erlaubt, zu übersenden.
Ueber meine Ausgabe des Raghu Vansa für die hiesigen Oriental Translation Committee erlaube ich mir noch zu bemerken, daß [2] ich die Worttrennung auf diejenigen Fälle beschränken zu müssen geglaubt, in welchen durch dieselbe kein akṣara zerrissen wird. Der Text wird spätestens in 14 Tagen gedruckt sein, und die Uebersetzung so schnell als möglich nachfolgen. Nach Vollendung des Raghu Vansa werde ich den interessanten Upanischad des Yajur-Veda, Vṛĭhad-Áraṇyaka ebenfalls in Text und Uebersetzung herausgeben.
Ew. Hochwohlgeboren verzeihen mir hoffentlich die Eile, mit welcher ich nach so langem Stillschweigen, Ihnen wieder Nachricht gebe über meine Bemühungen, welche Sie selbst früher zu leiten die Güte hatten.
Mit vielen Grüßen an Herrn Prof. Lassen und den besten Wünschen für Ew. Hochwohlgeboren Wohlergehen und den Fortgang des Hitopadesa und Ramayana habe ich die Ehre mich zu nennen
Ew Hochwohlgeboren
gehorsamer Schüler u
ergebenster Diener
A Stenzler
24. White Lion Street
Pentonville
[1] beantwortet d. 22 sten Jul.
nebst Zeugniß