Ein Urtheil in Ihrem Proceß ist immer noch nicht erfolgt, ich habe Salzmann zwar nicht selbst gesprochen, Paulus hatte ihn aber gestern noch gesehen und versicherte, er würde es mitgetheilt haben, wenn er es gehabt hätte. Doch kann es nun nicht lange mehr ausbleiben.
Der Brief an Gabler ist bestellt, er wird sogleich nach den Festtagen ein Avertissement einrücken lassen, das ich vorher sehe oder selbst aufsetze. Der Zusatz, den Sie angeben, ist allerdings gut, nur einen vorläufigen Wink zu geben.
Übrigens haben Sie nur Geduld, Schütz kann seinen Demüthigungen nicht entgehen. Jetzt habe ich die sämtlichen Akten meiner Verunglimpfungs-Sache an Goethe auf sein Verlangen geschickt. Er hatte die Vertheidigung gegen Ihre Schrift noch gar nicht gelesen. – Entweder ich erhalte mein Recht, so wird alsdann der Verweis, den Schütz erhalten, in allen öffentlichen Blättern sogleich bekanntgemacht; oder er findet Protektion, so werde [2] ich alsdann vermuthlich nicht zum Injurienproceß schreiten, sondern eine eigne Brochüre geben, worin ich alle seine gegen Sie gebrauchten Chicanen aufdecken kann, und ihn so prostituiren und lächerlich machen will, wie es noch gar nicht geschehen seyn soll. Lassen Sie ihm also die Freude, daß die Leipziger Magister seine Antworten, wie mir Frommann erzählt, voll von attischem Salze finden.
Gewinne ich meine Verunglimpfungssache, so können Sie ihn immer noch von neuem einreiben; freylich müssen Sie dann wohl warten bis Sie Ihren Injurienproceß gewonnen haben. Genug Schütz ist auf jeden Fall zwischen uns in einer wahren Zwickmühle.
Den zweyten Theil der Vertheidigung schicke ich nicht mit, denn nun haben Sie das Blatt, worin er enthalten, doch gewiß.
Die Ursachen, welche die Verbreitung Ihrer Schrift etwas verhindert oder beschränkt haben, scheinen mir hauptsächlich folgende: die Erscheinung, gar zu kurz vor der Messe; der doppelte Abdruck (dieser gab wenigstens den Buchhändlern einen Vorwand, wenn sie das physikalische Journal nahmen, die Brochüre nicht noch besonders ˹zu nehmen˺), und endlich [3] daß Gabler mit seinem Vermögen und Handel nicht so steht, daß er etwas mit Gewalt durchtreiben und andre Buchhändler gradezu nöthigen könnte. Die Erscheinung so kurz vor der Messe hat gemacht, daß es nicht überall hin versandt werden konnte und durfte, so zB. ist es in Halle verschiedentlich gefodert worden aber nicht zu haben gewesen. – Frölich aus Berlin versicherte mich, im ersten Augenblicke hätten 200 Ex. dort abgesetzt werden können, wenn man sie gehabt hätte. Bey ihm seyen in ein paar Stunden an die 20 Leute gewesen, die darnach gefragt, ungeachtet er gar keinen ausgebreiteten Sortimentshandel führe. Es waren überhaupt nur 20 Exemplare hingeschickt. – Frölichs Angabe mag übertrieben seyn, indessen ist es gewiß, daß sehr viel auf den dringenden Moment der Neugierde ankommt, ist dieser erst vorüber so leiht es einer dem andern, so geht zB. jedes neue Stük des Athen. in wenigen Exemplaren durch ganz Berlin.
Daß Gabler eine so gar kleine Auflage hätte drucken lassen, habe ich Mühe zu glauben für so redlich ich ihn sonst halte. Es kann [4] Ihnen eigentlich nicht unlieb seyn, wenn er eine größere Anzahl gedrukt hätte, denn er wird sich dann um so mehr mit dem Vertrieb bemühen.
Übrigens entscheidet sein Absatz gar nicht über den Grad der Gelesenheit des Buchs, besonders beym besseren Publicum. Was kann Ihnen mit Lesern gedient seyn, die nach Lesung der Antworten glauben können, es sey nicht nöthig Ihre Schrift nun noch zu lesen?
Goethe hat in Leipzig über die Sache fast nur leicht u lustig gesprochen, Ihre Schrift hat er im Ganzen sehr gelobt, doch gemeynt, manches darin fodre Leser, die schon auf dem wahren Punkte ständen, und sey für die Wirkung nach außen noch nicht überzeugend genug vorgetragen. Unter andrem wünschte er, die Wendung mit dem Widerwillen wäre nur Einmal gebraucht worden.
Tieck wird die ALZ. in seinem poetischen Journal auch nicht schonen. Er hat Hufelanden freundschaftlichst derbe Wahrheiten darüber gesagt. – Sobald etwas vorfällt, melde ichs
Ihr AWSchlegel
An H[errn] Prof. Schelling