Die Nachricht von Gotters Tode, mein verehrtester Freund, konnte uns zwar nicht sehr unerwartet kommen; schon am Sonnabend hatten wir gehört, er liege in einem hoffnungslosen Zustande – indessen hat sie meine Frau doch sehr betrübt, da sie ihn seit so langer Zeit gekannt, und eine genaue Freundin von Mad. Gotter ist. –
Es thut mir von Herzen leid, daß wir des Besuchs verlustig geworden sind, den Sie Jena zugedacht hatten. Wenn Sie ihn nur vor Ostern nachhohlen, denn alsdann reisen wir nach Dresden und würden Sie also verfehlen.
Unsre Frage wegen des Terenz bezog sich bloß auf unser lebhaftes Interesse an jedem Fortschritte, der im Fache der alten Literatur gemacht wird. Könnten Sie nur recht bald Muße dazu finden!
Wie Klopstocks Oden in der neuen Ausgabe verändert erscheinen werden, weiß ich freylich nicht. In der ältern Ausgabe giebt es verschiedne Stellen, die ich nicht ganz verstehe. – Ob sich Klopstock indeß zu Noten verstehen wird, scheint mir sehr zweifelhaft. Sein Grundsatz, der leider seinen Schriften großen Abbruch gethan hat, ist, von seinen Lesern viel zu fodern. Die einzigen Erläuterungen die er je, so viel ich weiß, zu seinen Gedichten gegeben, betreffen die Nordische Mythologie.
Man hat mir versichert, was Herders Unzufriedenheit mit der Recension verursacht, sey nicht irgend ein ausgesprochner Tadel sondern eine Anspielung, die er in der zuletzt angeführten Stelle aus Balde, gegen sich zu finden geglaubt. Wenn dem so ist, so bin ich freylich sehr unschuldig daran, dergleichen hätte mir nicht einmal im Traum einfallen können. Der Geist, worin die ganze Recension geschrieben ist, muß diesen Verdacht für jeden unbefangnen Leser aufs vollkommenste widerlegen.
Es freut mich, Sie in einem so ritterlichen Zweykampfe mit meinem Bruder begriffen zu sehen. Ich liebe ein mannhaftes Lanzenbrechen; es ist keine Gefahr, daß sich die Personen darüber entzweyen, wenn es beyden nur um die Sache, um Erforschung der Wahrheit zu thun ist.
Mein Bruder ist fleißig an der Redaction seiner Geschichte der Griechischen Poësie: ich wünsche sehr, sie erscheinen zu sehen, denn sie wird ein viel größeres Publicum finden, als die Abhandlung über das Studium. Auch haben seine Ideen in dem, seit er jene schrieb, verflossnen Zeitraume von zwey Jahren noch beträchtlich reifer werden können.
Ist Hr. Falk wieder in Weimar? Leben Sie recht wohl, mein werthester Freund, und kommen Sie ja bald einmal nach Jena. Viele Empfehlungen von meiner Gattin
Ganz der Ihrige
A. W. Schlegel
[Nachschrift Carolinens:] die noch ein Anliegen hinzufügt. Könten Sie mir wohl ohne Beschwerde das Heft des Merkur schicken, in welchem die Künstler von Schiller stehn? Er hat es selbst nicht und war nicht gewiß ob es im Jahrgang 88 oder 89 befindlich ist. Sie würden mir eine große Gefälligkeit damit erzeigen. Dagegen verspreche ich Ihnen, daß Sie nun auch nicht die Mühe haben sollen mir le cœur devoilé zukommen zu laßen, nachdem der Merkur ein so schwarzes Zeichen davon ausgehängt. Meine arme Freundin in G.[otha] bekümmert mich sehr.