• Henrik Steffens an August Wilhelm von Schlegel

  • Absendeort: Kopenhagen · Empfangsort: Berlin · Datum: 21.11.1803
Editionsstatus: Einmal kollationierter Druckvolltext mit Registerauszeichnung
    Briefkopfdaten
  • Absender: Henrik Steffens
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel
  • Absendeort: Kopenhagen
  • Empfangsort: Berlin
  • Datum: 21.11.1803
  • Anmerkung: Empfangsort erschlossen.
    Druck
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliographische Angabe: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 179.
  • Incipit: „[1] Kopenhagen d. 21 Nov. 1803
    Sie werden mir, ohne allen Zweifel, sehr böse sein. Indessen haben Sie wenig Ursache, denn – [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36979
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.26,Nr.75
  • Blatt-/Seitenzahl: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,5 x 12,2 cm
    Sprache
  • Deutsch
[1] Kopenhagen d. 21 Nov. 1803
Sie werden mir, ohne allen Zweifel, sehr böse sein. Indessen haben Sie wenig Ursache, denn – erstens war es Ihnen viel leichter das Versprechen des baldigen Schreibens zu halten, als mir, der ich eine Reise machte, in Holstein Geschäfte hatte, eine junge Frau dazu – ihren Brief erst in Kopenhagen vorfand etc. etc. etc. Zweitens ist That besser denn Opfer, und ich habe, weil ich die Recension ausarbeitete, keine Zeit gehabt Ihnen darüber zu schreiben. Meine Recension wird aber von der gewöhnlichen Form sehr abweichen. Es wird ein Aufsatz, in welchem ich mich unmittelbar an Schelling selber wende. Ich sehe die ganze naturphilosophische Discussion, als eine Dialog an, wo die Reihe, das Wort zu führen, grade an mir ist – auch wird die Darstellung, die Sprache u.s.w. ganz anders wie sonst. Sollte Goethe nichts dagegen haben? Im Strudel ganz heterogener Geschäfte schrieb ich ihm jüngst ein paar eilige Zeilen. Ich arbeite Tag und [2] Nacht an dieser Kritik, und thue was ich vermag um etwas einigermaßen schickliches und nicht ganz gewöhnliches hervorzubringen. In drey bis vier Wochen hoffe ich denn fertig zu sein.
Ich studiere, außer Jordanus Brunus und Plato in dieser Zeit vorzüglich den Plotin, und muß Ihnen sagen, daß ich mich durch die Frage, ob ich ein griechisches – noch oben drein sehr gewöhnliches Wort verstünde, höchst beleidigt gefunden habe. Denn seit drittehalb Jahr lese ich griechisch, und seit zwey griechische Philosophen.
Sobald etwas über Jordanus Brunus – und ehestens muß es wohl geschehen – auf dem Papier ist, schicke ich es Ihnen.
Auf die fortgesezte Übersezung des Calderon bin ich sehr begierig. Ich habe die göttlichen Stücke, die schon übersezt sind jezt erst recht studiert. In diesem Augenblick will ich Ihre Vorlesungen in Europa lesen, Sie verzeihen daher, daß ich schließe. Doch [3] hoffe ich binnen kurzer Zeit einen wirklichen Brief schreiben zu können.
Grüßen Sie alle Freunde in BerlinKnorring, Buri, Fichte, Bernhardi und seine treffliche Frau von mir und Hanne, die mir auch aufträgt Ihnen besonders zu grüßen.
Ich schreibe – per Jovem – ehestens einen starken Brief. Der Ihrige
H. Steffens
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[1] Kopenhagen d. 21 Nov. 1803
Sie werden mir, ohne allen Zweifel, sehr böse sein. Indessen haben Sie wenig Ursache, denn – erstens war es Ihnen viel leichter das Versprechen des baldigen Schreibens zu halten, als mir, der ich eine Reise machte, in Holstein Geschäfte hatte, eine junge Frau dazu – ihren Brief erst in Kopenhagen vorfand etc. etc. etc. Zweitens ist That besser denn Opfer, und ich habe, weil ich die Recension ausarbeitete, keine Zeit gehabt Ihnen darüber zu schreiben. Meine Recension wird aber von der gewöhnlichen Form sehr abweichen. Es wird ein Aufsatz, in welchem ich mich unmittelbar an Schelling selber wende. Ich sehe die ganze naturphilosophische Discussion, als eine Dialog an, wo die Reihe, das Wort zu führen, grade an mir ist – auch wird die Darstellung, die Sprache u.s.w. ganz anders wie sonst. Sollte Goethe nichts dagegen haben? Im Strudel ganz heterogener Geschäfte schrieb ich ihm jüngst ein paar eilige Zeilen. Ich arbeite Tag und [2] Nacht an dieser Kritik, und thue was ich vermag um etwas einigermaßen schickliches und nicht ganz gewöhnliches hervorzubringen. In drey bis vier Wochen hoffe ich denn fertig zu sein.
Ich studiere, außer Jordanus Brunus und Plato in dieser Zeit vorzüglich den Plotin, und muß Ihnen sagen, daß ich mich durch die Frage, ob ich ein griechisches – noch oben drein sehr gewöhnliches Wort verstünde, höchst beleidigt gefunden habe. Denn seit drittehalb Jahr lese ich griechisch, und seit zwey griechische Philosophen.
Sobald etwas über Jordanus Brunus – und ehestens muß es wohl geschehen – auf dem Papier ist, schicke ich es Ihnen.
Auf die fortgesezte Übersezung des Calderon bin ich sehr begierig. Ich habe die göttlichen Stücke, die schon übersezt sind jezt erst recht studiert. In diesem Augenblick will ich Ihre Vorlesungen in Europa lesen, Sie verzeihen daher, daß ich schließe. Doch [3] hoffe ich binnen kurzer Zeit einen wirklichen Brief schreiben zu können.
Grüßen Sie alle Freunde in BerlinKnorring, Buri, Fichte, Bernhardi und seine treffliche Frau von mir und Hanne, die mir auch aufträgt Ihnen besonders zu grüßen.
Ich schreibe – per Jovem – ehestens einen starken Brief. Der Ihrige
H. Steffens
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