• Philipp Joseph von Rehfues to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Römlinghoven · Place of Destination: Bonn · Date: 15.10.1842
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Philipp Joseph von Rehfues
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Römlinghoven
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 15.10.1842
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36842
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.19,Nr.77
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 21,8 x 13,8 cm
  • Incipit: „[1] Haus Römlingshofen, d. 15. Octob.
    1842.
    Ihr gütiges Schreiben vom 6ten, mein innig und hochverehrter Freund, ist mir in Darmstadt zugekommen. [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Strobel, Jochen
[1] Haus Römlingshofen, d. 15. Octob.
1842.
Ihr gütiges Schreiben vom 6ten, mein innig und hochverehrter Freund, ist mir in Darmstadt zugekommen. Mit Theilnahme habe ich daraus ersehen, in welcher Bewegung Sie inzwischen gelebt haben. Hoffentlich ist sie Ihnen, wie sonst gut bekommen, und die darauf gefolgte Stille um so behaglicher geworden. Ich hoffe, Sie in der ganzen Rüstigkeit wieder zu sehen, die Ihnen so lange treu bleibt, als sie ernstlich wollen, und wünsche nur, daß Ihr Hauswesen durch die Wiederherstellung eines seiner nothwendigsten Räder Ihnen keine Sorge mehr machen möge.
Am 12ten Abends von Frankfurt hier angekommen, ist die Weinlese mit allen [2] ihren Freuden und Leiden über uns hergefallen. Wir hatten gehofft, die Trauben am Stocke zu verkaufen und keine Vorbereitungen zur eigenen Bewirthschaftung gemacht. So fehlte es an allen Enden und Orten und noch eben komme ich von einem Gange zurück, wo ich einige Kelter-Geräthschaften selbst geholt habe, weil alle meine Leute zu dringend beschäftigt sind.
Vorläufig habe ich Ihnen durch das Körbchen Quitten nur ein Lebenszeichen geben wollen. Sagen Sie mir, wie viele Sie nöthig haben; wir werden Ihnen wahrscheinlich unser Ihr ganzes Bedürfniß abgeben können.
Anbei der besondre Abdruck aus den [3] Contemporains illustres. Ich wollte noch ein andres Exemplar kaufen, vergaß es aber, wie Manches Andre. Ein Aufenthalt von nicht ganz drei Wochen ist für Paris zu kurz, als daß man nicht das Nöthigste vergessen könnte.
Den Abend vor unsrer Abreise aus Babylon ist uns noch eine sehr angenehme Ueberraschung geworden. Als wir aus dem Jardin des plantes zurückkehrten, saß Jemand in der Loge des Portier und schrieb an einem Gruße für uns. Es war Alex. von Humboldt, der uns in den wenigen Stunden, die ihm vor der Abreise nach Eu vergönnt waren, auf[4]gesucht hatte, und beinah von uns aus in den Reisewagen dahin gestiegen ist. Er machte mir die Freude, das Erfreulichste von Ihnen zu berichten.
Ich weiß noch nicht, wann ich in die Stadt kommen kann, da ich hier durchaus nöthig bin. Mein erster Gang wird sein, mich selbst von Ihrem Wohlbefinden zu überzeugen. Meine Frau trägt mir alles Verbindliche für Sie auf und ich binn mit alltgewohnter Verehrung
herzlichst der Ihrige
Jv. Rehfues.
[1] Haus Römlingshofen, d. 15. Octob.
1842.
Ihr gütiges Schreiben vom 6ten, mein innig und hochverehrter Freund, ist mir in Darmstadt zugekommen. Mit Theilnahme habe ich daraus ersehen, in welcher Bewegung Sie inzwischen gelebt haben. Hoffentlich ist sie Ihnen, wie sonst gut bekommen, und die darauf gefolgte Stille um so behaglicher geworden. Ich hoffe, Sie in der ganzen Rüstigkeit wieder zu sehen, die Ihnen so lange treu bleibt, als sie ernstlich wollen, und wünsche nur, daß Ihr Hauswesen durch die Wiederherstellung eines seiner nothwendigsten Räder Ihnen keine Sorge mehr machen möge.
Am 12ten Abends von Frankfurt hier angekommen, ist die Weinlese mit allen [2] ihren Freuden und Leiden über uns hergefallen. Wir hatten gehofft, die Trauben am Stocke zu verkaufen und keine Vorbereitungen zur eigenen Bewirthschaftung gemacht. So fehlte es an allen Enden und Orten und noch eben komme ich von einem Gange zurück, wo ich einige Kelter-Geräthschaften selbst geholt habe, weil alle meine Leute zu dringend beschäftigt sind.
Vorläufig habe ich Ihnen durch das Körbchen Quitten nur ein Lebenszeichen geben wollen. Sagen Sie mir, wie viele Sie nöthig haben; wir werden Ihnen wahrscheinlich unser Ihr ganzes Bedürfniß abgeben können.
Anbei der besondre Abdruck aus den [3] Contemporains illustres. Ich wollte noch ein andres Exemplar kaufen, vergaß es aber, wie Manches Andre. Ein Aufenthalt von nicht ganz drei Wochen ist für Paris zu kurz, als daß man nicht das Nöthigste vergessen könnte.
Den Abend vor unsrer Abreise aus Babylon ist uns noch eine sehr angenehme Ueberraschung geworden. Als wir aus dem Jardin des plantes zurückkehrten, saß Jemand in der Loge des Portier und schrieb an einem Gruße für uns. Es war Alex. von Humboldt, der uns in den wenigen Stunden, die ihm vor der Abreise nach Eu vergönnt waren, auf[4]gesucht hatte, und beinah von uns aus in den Reisewagen dahin gestiegen ist. Er machte mir die Freude, das Erfreulichste von Ihnen zu berichten.
Ich weiß noch nicht, wann ich in die Stadt kommen kann, da ich hier durchaus nöthig bin. Mein erster Gang wird sein, mich selbst von Ihrem Wohlbefinden zu überzeugen. Meine Frau trägt mir alles Verbindliche für Sie auf und ich binn mit alltgewohnter Verehrung
herzlichst der Ihrige
Jv. Rehfues.
· Konzept , 15.10.1842
· Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek
· S 1392 : 83
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