• August Wilhelm von Schlegel to Ludwig Tieck

  • Place of Dispatch: Braunschweig · Place of Destination: Berlin · Date: 23.11.1800
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Ludwig Tieck
  • Place of Dispatch: Braunschweig
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 23.11.1800
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 49‒53.
  • Incipit: „[1] Braunschweig, d. 23. November 1800
    Verzeih, liebster Freund, daß ich dir so lange nicht geschrieben habe, Reisen, Zerstreuungen und Beschäftigungen haben [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(7)
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs. m. U.
  • Format: 19,1 x 11,6 cm
    Language
  • German
[1] Braunschweig, d. 23. November 1800
Verzeih, liebster Freund, daß ich dir so lange nicht geschrieben habe, Reisen, Zerstreuungen und Beschäftigungen haben mich abgehalten. Nun hoffe ich bald dich wieder zu sehn und eine Zeitlang mit dir zu leben. Also nur das Nothwendige von Geschäften.
Du weißt, daß Cotta im Ganzen unsre Forderungen eingegangen ist, nur mit der Einschränkung, daß ein Theil von den 100 Louisdor als Grundhonorar festgesetzt, und das übrige erst, wenn der Erfolg der Erwartung entspräche, nachgezahlt werden sollte. Er schlug mir vor, die Summe des Grundhonorars zu bestimmen, dann wolle er die Zahl von Exemplaren bestimmen, nach deren Absatz er das übrige nachzahlen könne. Ich nannte nun, mit Voraussetzung deiner Genehmigung, 60 Louisdor als das Grundhonorar; Cotta ist es zufrieden, und verspricht nach Absatz von 1000 Exemplaren das übrige nachzuzahlen. Dieses scheint mir billig, er muß von einem solchen Taschenbuch wohl 1500 absetzen, wenn er beträchtlichen Vortheil haben soll. Von Schillers Almanach, [2] den er freylich auch wohl noch stärker bezahlt, sind immer 21–2200 Exemplare gedruckt und, ich glaube, auch ziemlich vollständig abgesetzt worden.
Ich betrachte nun also die Sache als völlig in Richtigkeit gebracht. Mit dem Honorar, denke ich, machen wir nun folgende Einrichtung. Das Taschenbuch muß etwa 300 Seiten also 13–14 Duodezbogen à 24 Seiten enthalten. Wir honorirten also etwa unsre und der Freunde Beyträge mit 4 Louisdor per Bogen. Die 40 Louisdor die nachgezahlt werden, wenn es gelingt, theilen wir nachher unter uns. Hat das Taschenbuch gleich einen guten Erfolg, so entschließt er sich nachher wohl, die gesammten 100 Louisdor künftig sogleich zu zahlen, und dann können wir die Beyträge vielleicht noch etwas höher honoriren. Denn auf unhonorirte Beyträge müssen wir schlechthin nicht speculiren, um nicht in das gewöhnliche Musenalmanachswesen zu verfallen. Es muß schlechthin nichts aufgenommen werden, was von einem zweydeutigen [3] halben Talent zeugt, und wir müssen uns die Grobheit nicht verdrießen lassen, wenn man uns so etwas aufdrängen wollte. Wir beyden, dann Hardenberg, Friedrich und Schelling (der sich aber vermuthlich nicht wird nennen wollen), können das Büchlein schon hinreichend anfüllen. Ritter hat sich auch mit poetischen Studien abgegeben, und ich habe Friedrich ermahnt, ihn väterlich anzuleiten: aber da wird wohl fürʼs erste noch nichts zu Stande kommen.
Was das beste ist, so schreibt mir Cotta, Goethen und Schillern würde er gern bey Arbeyten für das Taschenbuch ihre eignen Bedingungen zugestehn. Du weißt vielleicht, daß dießmal kein Schillerscher Musenalmanach erscheint; sollte er nun auch in Zukunft unterbleiben, wie ich vermuthe, (da Schiller sich wahrscheinlich ganz dem Theater widmen will), so werden uns die beyden, was sie an kleinen Sachen hervorbringen, gewiß nicht verweigern und so kann unser Taschenbuch leicht [4] der Musenalmanach par excellence werden. Ich schreibe nächstens an Goethe darüber.
Zum einzigen Kupfer dabey wünschte ich für dießmal Goetheʼs Porträt. Ich werde mich bemühen, nach Burys Bilde, das jetzt in Hannover steht, eine Zeichnung zu bekommen.
Nun ist also nur übrig, daß wir eifrig für das Taschenbuch sammeln. Noch habe ich zwar nicht vieles ausgeführt, aber eine Menge Gedanken zu Gedichten. Deine Sonette im Journal sind göttlich, ich habe sie oft mit großer Erquickung meines innersten Gemüths gelesen, und finde immer neue Tiefen darin. Fast hat es mir Leid gethan, daß sie nicht für das Taschenbuch aufgehoben worden. Indessen, du lobst die andern Theilnehmer darin, und das würde denn freylich für eine Unschicklichkeit gelten. Ich baue auch auf deine Fruchtbarkeit. Nur bitte ich dich inständigst, jetzt von deinen einzelnen Poesien ja nichts zu verzetteln, sondern alles beysammen zu halten und aufzusparen. Friedrich wird uns mit lyrischen Stücken [5] in Spanischen und Italiänischen Formen versorgen, (ich habe schon eine göttliche kleine Canzone von ihm) Hardenberg mit einheimischem Liedergesange; von dir wünschte ich ganz besonders auch einige Romanzen. Versteht sich die freyen Lieder, Fantasieen, oder die mehr geordneten Lieder, Sonette und was es ist, wird auch willkommen seyn. – Ich werde wohl der einzige seyn, der Gedichte in antiken Formen unter die Modernen mischt: den Plan zu einer zweyten lehrenden Elegie über die Gestirne hatte ich, wie du weißt, lange. Jetzt gehe ich mit einer Idylle in deutschem lokalen Kostüm um. – Meine lyrischen Sachen werden meist alle zu einem Todtenopfer bestimmt seyn. –
Von Schelling (der von Deinen Sonetten ebenfalls sehr bezaubert ist) haben wir den Pfarrer, an dem er noch einiges verändert hat. Er schreibt mir: „Das poetische Taschenbuch wird nun ohne Zweifel bald ganz entschieden seyn. Wie froh wäre [6] ich, mich mit würdigen Beyträgen anschließen zu können. Allein ich befinde mich hier jetzt in einer solchen prosaischen Lage, daß ich schwerlich so bald etwas neues zu Stande bringe. – Ein Lied jedoch kann ich Ihnen anbieten.“ – Bis zum Sommer wird ohne Zweifel noch manches hinzukommen.
Von Hardenberg habe ich noch das Lied an dich über Jakob Böhme; sonst habe ich lange nichts von ihm vernommen.
Das sind so ungefähr die Aussichten. Laß micht vorläufig Bibliothekär und Registrator des Taschenbuchs seyn. Nach Neujahr hoffe ich nach Berlin zu kommen, und da wird unser Beysammenseyn noch manches hervorlocken.
Alsdann wollen wir auch überlegen, ob es besser ist, ganz friedlich mit reiner Poesie anzufangen, oder gemeinschaftlich eine große Teufeley auszubrüten. Die Abgeschmacktheit und Niederträchtigkeit ist groß, wie du aus Falkʼs Taschenbuch und den Rezensionen davon und [7] von deinem Zerbin in der Allgemeinen Literatur Zeitung ersehen haben wirst. Die Frage ist nur, ob der Kampf grade an dieser Stelle fortgeführt werden soll, oder ob wir lieber ganz in unsrer Welt daheim bleiben sollen.
Ich habe auf meine eigne Hand einmal einen Streich ausgeführt, nämlich mit der Kotzebueschen Posse, die jetzt gedruckt wird und die du nächstens erhalten wirst. Ich bin sehr begierig, wie sie dir gefallen mag. Für das Taschenbuch wäre der Spaß viel zu weitläuftig gewesen, denn es werden an die sechs Bogen; auch dürfte es nicht veralten, da Kotzebue nun schon eine Weile her wieder im Glück ist.
Noch eins; Cotta überläßt es uns, den Druck des Taschenbuchs selbst zu wählen. Lateinische Lettern wirst du nicht wollen; es bleibt also nur die Wahl zwischen gewöhnlichen Deutschen und Ungerschen. Ich bin für die letzten. Wie hübsch nehmen sich Goetheʼs neuste Gedichte aus!
Dein 4ter Band Don Quixote ist ja nun auch wohl fertig. Soltauʼs Angriff auf mich in der Allgemeinen Literatur Zeitung wirst du wohl gelesen haben. Ob [8] er mit der Beschuldigung gegen dich, den alano betreffend, Recht hat, weiß ich nicht, da ich das Original nicht in Händen habe.
Das Verdrießliche ist, daß er uns mit den Novellen wirklich zuvorgekommen. Die ersten Bogen habe ich in Händen, sie werden hier bey Vieweg gedruckt, und sind vielleicht um ein weniges besser, wie sein Don Quixote. Er ist doch, wie es scheint, ein wenig in sich gegangen. – Es wird nun für uns schwer halten einen Verleger zu finden, und wir werden unsern Plan mit dem ganzen Cervantes vielleicht erst in Jahren ausführen können.
Mich verlangt sehr, von dem Fortgang deiner eignen Arbeiten, Sternbald und Gartenwochen, etwas zu hören.
Ich habe mich herzlich gefreut über den Preis, den dein Bruder gewonnen, und es thut mir nun doppelt leid, daß er nicht nach Deutschland kommt, um das Monument ausführen zu können. Melde mir seine Addresse, ich wollte gern einen schon vor langer Zeit von ihm empfangenen Brief beantworten. [9]
Ich höre, daß Goethe und Schiller einen Preis für das beste Intriguenstück ausgesetzt haben. Öffentlich bekannt gemacht ist es vermuthlich noch nicht. Hast du nicht Lust, diesen Preis zu gewinnen? Es wäre hauptsächlich nur, um einmal etwas mit éclat aufs Theater zu bringen.
Das Elend mit den Nachahmern wird nun erst noch recht angehn. In Kochens Archiv, das in der Allgemeinen Literatur Zeitung angekündigt wird, ist nichts als Religion und Sonette. Mit dem Memnon ist es auch eine schlechte Freude.
Ich hoffe, daß du diesen Winter vollkommen gesund bist, und nichts von der verwünschten Gicht verspürst. Ich bin es vermittelst einer guten Diät, wozu ich starkes Bier, Wein und Liqueur rechne, was ich dir auch bestens anrathe. – Caroline kränkelt immerfort, jeder kleine Zufall bringt ihre ganze Schwäche zum Vorschein. Sie grüßt mit mir dich und deine [10] liebe Frau von Herzen. Dorotheechen küße in meinem Namen.
An Bernhardi viele Empfehlungen. Ich bin auf seine Sprachlehre sehr begierig. Leb recht wohl.
Dein
A. W. Schlegel.
Du wirst schon durch Schleiermacher wissen, daß die Jahrbücher fürʼs erste noch nicht zur Ausführung kommen, und auch die Ursachen, die sich jetzt in den Weg stellen. Es dauert mich nur um der guten Sache willen, nicht für meine Person, denn ich habe alle Hände voll von lieberen Arbeiten als den kritischen. Das bleiben doch immer nur Arbeiten, man muß Werke ausführen.
Melde mir Deine Addresse genau!
[1] Braunschweig, d. 23. November 1800
Verzeih, liebster Freund, daß ich dir so lange nicht geschrieben habe, Reisen, Zerstreuungen und Beschäftigungen haben mich abgehalten. Nun hoffe ich bald dich wieder zu sehn und eine Zeitlang mit dir zu leben. Also nur das Nothwendige von Geschäften.
Du weißt, daß Cotta im Ganzen unsre Forderungen eingegangen ist, nur mit der Einschränkung, daß ein Theil von den 100 Louisdor als Grundhonorar festgesetzt, und das übrige erst, wenn der Erfolg der Erwartung entspräche, nachgezahlt werden sollte. Er schlug mir vor, die Summe des Grundhonorars zu bestimmen, dann wolle er die Zahl von Exemplaren bestimmen, nach deren Absatz er das übrige nachzahlen könne. Ich nannte nun, mit Voraussetzung deiner Genehmigung, 60 Louisdor als das Grundhonorar; Cotta ist es zufrieden, und verspricht nach Absatz von 1000 Exemplaren das übrige nachzuzahlen. Dieses scheint mir billig, er muß von einem solchen Taschenbuch wohl 1500 absetzen, wenn er beträchtlichen Vortheil haben soll. Von Schillers Almanach, [2] den er freylich auch wohl noch stärker bezahlt, sind immer 21–2200 Exemplare gedruckt und, ich glaube, auch ziemlich vollständig abgesetzt worden.
Ich betrachte nun also die Sache als völlig in Richtigkeit gebracht. Mit dem Honorar, denke ich, machen wir nun folgende Einrichtung. Das Taschenbuch muß etwa 300 Seiten also 13–14 Duodezbogen à 24 Seiten enthalten. Wir honorirten also etwa unsre und der Freunde Beyträge mit 4 Louisdor per Bogen. Die 40 Louisdor die nachgezahlt werden, wenn es gelingt, theilen wir nachher unter uns. Hat das Taschenbuch gleich einen guten Erfolg, so entschließt er sich nachher wohl, die gesammten 100 Louisdor künftig sogleich zu zahlen, und dann können wir die Beyträge vielleicht noch etwas höher honoriren. Denn auf unhonorirte Beyträge müssen wir schlechthin nicht speculiren, um nicht in das gewöhnliche Musenalmanachswesen zu verfallen. Es muß schlechthin nichts aufgenommen werden, was von einem zweydeutigen [3] halben Talent zeugt, und wir müssen uns die Grobheit nicht verdrießen lassen, wenn man uns so etwas aufdrängen wollte. Wir beyden, dann Hardenberg, Friedrich und Schelling (der sich aber vermuthlich nicht wird nennen wollen), können das Büchlein schon hinreichend anfüllen. Ritter hat sich auch mit poetischen Studien abgegeben, und ich habe Friedrich ermahnt, ihn väterlich anzuleiten: aber da wird wohl fürʼs erste noch nichts zu Stande kommen.
Was das beste ist, so schreibt mir Cotta, Goethen und Schillern würde er gern bey Arbeyten für das Taschenbuch ihre eignen Bedingungen zugestehn. Du weißt vielleicht, daß dießmal kein Schillerscher Musenalmanach erscheint; sollte er nun auch in Zukunft unterbleiben, wie ich vermuthe, (da Schiller sich wahrscheinlich ganz dem Theater widmen will), so werden uns die beyden, was sie an kleinen Sachen hervorbringen, gewiß nicht verweigern und so kann unser Taschenbuch leicht [4] der Musenalmanach par excellence werden. Ich schreibe nächstens an Goethe darüber.
Zum einzigen Kupfer dabey wünschte ich für dießmal Goetheʼs Porträt. Ich werde mich bemühen, nach Burys Bilde, das jetzt in Hannover steht, eine Zeichnung zu bekommen.
Nun ist also nur übrig, daß wir eifrig für das Taschenbuch sammeln. Noch habe ich zwar nicht vieles ausgeführt, aber eine Menge Gedanken zu Gedichten. Deine Sonette im Journal sind göttlich, ich habe sie oft mit großer Erquickung meines innersten Gemüths gelesen, und finde immer neue Tiefen darin. Fast hat es mir Leid gethan, daß sie nicht für das Taschenbuch aufgehoben worden. Indessen, du lobst die andern Theilnehmer darin, und das würde denn freylich für eine Unschicklichkeit gelten. Ich baue auch auf deine Fruchtbarkeit. Nur bitte ich dich inständigst, jetzt von deinen einzelnen Poesien ja nichts zu verzetteln, sondern alles beysammen zu halten und aufzusparen. Friedrich wird uns mit lyrischen Stücken [5] in Spanischen und Italiänischen Formen versorgen, (ich habe schon eine göttliche kleine Canzone von ihm) Hardenberg mit einheimischem Liedergesange; von dir wünschte ich ganz besonders auch einige Romanzen. Versteht sich die freyen Lieder, Fantasieen, oder die mehr geordneten Lieder, Sonette und was es ist, wird auch willkommen seyn. – Ich werde wohl der einzige seyn, der Gedichte in antiken Formen unter die Modernen mischt: den Plan zu einer zweyten lehrenden Elegie über die Gestirne hatte ich, wie du weißt, lange. Jetzt gehe ich mit einer Idylle in deutschem lokalen Kostüm um. – Meine lyrischen Sachen werden meist alle zu einem Todtenopfer bestimmt seyn. –
Von Schelling (der von Deinen Sonetten ebenfalls sehr bezaubert ist) haben wir den Pfarrer, an dem er noch einiges verändert hat. Er schreibt mir: „Das poetische Taschenbuch wird nun ohne Zweifel bald ganz entschieden seyn. Wie froh wäre [6] ich, mich mit würdigen Beyträgen anschließen zu können. Allein ich befinde mich hier jetzt in einer solchen prosaischen Lage, daß ich schwerlich so bald etwas neues zu Stande bringe. – Ein Lied jedoch kann ich Ihnen anbieten.“ – Bis zum Sommer wird ohne Zweifel noch manches hinzukommen.
Von Hardenberg habe ich noch das Lied an dich über Jakob Böhme; sonst habe ich lange nichts von ihm vernommen.
Das sind so ungefähr die Aussichten. Laß micht vorläufig Bibliothekär und Registrator des Taschenbuchs seyn. Nach Neujahr hoffe ich nach Berlin zu kommen, und da wird unser Beysammenseyn noch manches hervorlocken.
Alsdann wollen wir auch überlegen, ob es besser ist, ganz friedlich mit reiner Poesie anzufangen, oder gemeinschaftlich eine große Teufeley auszubrüten. Die Abgeschmacktheit und Niederträchtigkeit ist groß, wie du aus Falkʼs Taschenbuch und den Rezensionen davon und [7] von deinem Zerbin in der Allgemeinen Literatur Zeitung ersehen haben wirst. Die Frage ist nur, ob der Kampf grade an dieser Stelle fortgeführt werden soll, oder ob wir lieber ganz in unsrer Welt daheim bleiben sollen.
Ich habe auf meine eigne Hand einmal einen Streich ausgeführt, nämlich mit der Kotzebueschen Posse, die jetzt gedruckt wird und die du nächstens erhalten wirst. Ich bin sehr begierig, wie sie dir gefallen mag. Für das Taschenbuch wäre der Spaß viel zu weitläuftig gewesen, denn es werden an die sechs Bogen; auch dürfte es nicht veralten, da Kotzebue nun schon eine Weile her wieder im Glück ist.
Noch eins; Cotta überläßt es uns, den Druck des Taschenbuchs selbst zu wählen. Lateinische Lettern wirst du nicht wollen; es bleibt also nur die Wahl zwischen gewöhnlichen Deutschen und Ungerschen. Ich bin für die letzten. Wie hübsch nehmen sich Goetheʼs neuste Gedichte aus!
Dein 4ter Band Don Quixote ist ja nun auch wohl fertig. Soltauʼs Angriff auf mich in der Allgemeinen Literatur Zeitung wirst du wohl gelesen haben. Ob [8] er mit der Beschuldigung gegen dich, den alano betreffend, Recht hat, weiß ich nicht, da ich das Original nicht in Händen habe.
Das Verdrießliche ist, daß er uns mit den Novellen wirklich zuvorgekommen. Die ersten Bogen habe ich in Händen, sie werden hier bey Vieweg gedruckt, und sind vielleicht um ein weniges besser, wie sein Don Quixote. Er ist doch, wie es scheint, ein wenig in sich gegangen. – Es wird nun für uns schwer halten einen Verleger zu finden, und wir werden unsern Plan mit dem ganzen Cervantes vielleicht erst in Jahren ausführen können.
Mich verlangt sehr, von dem Fortgang deiner eignen Arbeiten, Sternbald und Gartenwochen, etwas zu hören.
Ich habe mich herzlich gefreut über den Preis, den dein Bruder gewonnen, und es thut mir nun doppelt leid, daß er nicht nach Deutschland kommt, um das Monument ausführen zu können. Melde mir seine Addresse, ich wollte gern einen schon vor langer Zeit von ihm empfangenen Brief beantworten. [9]
Ich höre, daß Goethe und Schiller einen Preis für das beste Intriguenstück ausgesetzt haben. Öffentlich bekannt gemacht ist es vermuthlich noch nicht. Hast du nicht Lust, diesen Preis zu gewinnen? Es wäre hauptsächlich nur, um einmal etwas mit éclat aufs Theater zu bringen.
Das Elend mit den Nachahmern wird nun erst noch recht angehn. In Kochens Archiv, das in der Allgemeinen Literatur Zeitung angekündigt wird, ist nichts als Religion und Sonette. Mit dem Memnon ist es auch eine schlechte Freude.
Ich hoffe, daß du diesen Winter vollkommen gesund bist, und nichts von der verwünschten Gicht verspürst. Ich bin es vermittelst einer guten Diät, wozu ich starkes Bier, Wein und Liqueur rechne, was ich dir auch bestens anrathe. – Caroline kränkelt immerfort, jeder kleine Zufall bringt ihre ganze Schwäche zum Vorschein. Sie grüßt mit mir dich und deine [10] liebe Frau von Herzen. Dorotheechen küße in meinem Namen.
An Bernhardi viele Empfehlungen. Ich bin auf seine Sprachlehre sehr begierig. Leb recht wohl.
Dein
A. W. Schlegel.
Du wirst schon durch Schleiermacher wissen, daß die Jahrbücher fürʼs erste noch nicht zur Ausführung kommen, und auch die Ursachen, die sich jetzt in den Weg stellen. Es dauert mich nur um der guten Sache willen, nicht für meine Person, denn ich habe alle Hände voll von lieberen Arbeiten als den kritischen. Das bleiben doch immer nur Arbeiten, man muß Werke ausführen.
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