• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Köln · Place of Destination: Wien · Date: 18.03.1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Köln
  • Place of Destination: Wien
  • Date: 18.03.1808
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 519‒522.
  • Weitere Drucke: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Zweiter Teil (Januar 1806 ‒ Juni 1808). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 323‒326.
  • Incipit: „[1] Kölln. Den 18ten März 1808.
    Meinen langen Brief vom 24ten Febr. wirst Du hoffentlich erhalten und alles darin gefunden haben was [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,I,47
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 4 S., hs. m. U
  • Format: 18,8 x 12,4 cm; 7,6 x 12,4 cm
    Language
  • German
  • French
[1] Kölln. Den 18ten März 1808.
Meinen langen Brief vom 24ten Febr. wirst Du hoffentlich erhalten und alles darin gefunden haben was Du zu wissen begehrtest. – Herzlich danke ich Dir indessen für alle neuen Beweise der Freundschaft und der Liebe, die auch Dein letzter Brief enthält. – Erst vor einigen Tagen erhielt ich den Sepulveda und Sandoval; und obgleich nun kein Zaudern und Entschuldigen mehr gilt, so siehst Du doch wohl ein, daß ich nicht versprechen darf, Dir noch nach Wien eine Sendung davon machen zu können. Würden jedoch etwa auch nur zwei Acte binnen den nächsten Wochen fertig, so schickte ich sie gleich. Auf jeden Fall berede es mit Seckendorf, daß Proben davon in dem Prometheus gegeben werden. Dieß ist wohl die beste Art es bekannt zu machen. Freilich darf ich mir die Hände nicht binden lassen, in der Freiheit auch das Ganze bald drucken zu können; obwohl ich nicht große Lust habe, es in der Erscheinung zu zerstückeln, und vielleicht besser thue, mit dem Druck des ersten Stücks (die Proben im Prometheus abgerechnet) zu warten bis auch das zweite fertig ist. – Von der indischen Schrift hatte ich schon vor einigen Tagen den vierten Aushängebogen erhalten; hoffentlich ist das Ganze bald fertig, sie drucken schnell. Nach Deinem nächsten Brief und der Nachricht die er mir von Eurem Bleiben oder Reisen [2] gibt, werde ich mir einen äußersten Termin bestimmen, und dann dem Buchhändler auftragen, die Aushängebogen an Dich zu schicken, so weit sie fertig sind, damit Du sie wenigstens noch einigen selbst zeigen kannst. Er mag sie an die Verlagshandlung des Prometheus addressiren.
Vielleicht ist es recht gut, daß Du für dießmal ohne Vorlesungen davon kommst; und es freut mich nur Recht, daß Du durchaus die gebührende Würde und Stolz behauptet hast. Nicht an Dir war es, Schritte desfalls zu thun, sondern sie mußten Dir alles vorbereiten und zuerst antragen. Es ist in der Aufnahme und Theilnahme die Du bei den Vornehmen fandst, eine solche Mischung von entschiedner und sehr ausgezeichneter Gunst und von geheimer Zurückhaltung, daß ich überzeugt ja vollkommen gewiß bin, es liegt etwas Dir unbekanntes dabei zum Grunde. Entweder ist irgend eine Unvorsichtigkeit vorgefallen, oder es ist gar ein Wink von Fr.[ankreich] her gekommen; und man will der Staël zwar desfalls nichts in den Weg legen, doch auch nichts begünstigen, was sie länger dort halten zu können scheinen muß. – So sehe ich die Sache an. Uebrigens kann man sich jetziger Zeit nicht genug allein auf sich selbst stützen und gründen. So [3] denke ich denn auch; meinen Karl V schreibe ich zur Ehre Gottes und zu unsrer Freude. Die Geschichte von Oesterreich aber für die Welt und die Nachwelt. –
Die Huldigung unter diesen Verhältnissen drucken zu lassen, da mir so böse Absichten untergelegt werden, ist vielleicht kaum rathsam. Das entscheide Du; geschieht es aber so setze ja darüber im Sommer 1806, auch meinen Nahmen darunter, sonst kann es sehr mißverstanden werden. Die Rückkehr des Gefangenen laß aber ja drucken, mit meinem Nahmen dächt ich, wenn es noch nicht geschehen ist; auch hier ist es gut, im Herbst 1807 darüber zu setzen. – Den Prometheus habe ich noch nicht erhalten; was mich auch nicht Wunder nimmt. Alle dergleichen gelangt sehr spät an uns. – Ich denke Seckendorfen, außer den schon erwähnten Proben aus Karl V einen Aufsatz über Opitz dafür zu schicken – an einzelnen Gedichten wird es auch nicht fehlen, so bald der Schnee aufhört und die Sonne wieder warm scheint. Noch möchte ich ihm ein Stück des Primaleone (Du weißt schon ein Rittermährchen nach Art von Lother und Maller aber im Geist sehr verschieden) anbieten. Wenn Du glaubst, daß es ihm Recht ist, so sprich mit ihm darüber. Es versteht sich, daß Du von dem Antheil den meine Frau daran hat, nichts erwähnst. Dieß ist hier auch um so weniger nöthig, da ich es selbst wohl ganz ab- und umschreiben werde, um [4] dem Styl ganz die Sorgfalt und den poetischen Glanz zu geben, der für den Charakter dieser Geschichte wesentlich ist. Gieb mir desfalls einige Antwort.
Frommann schreibt mir, aber als Geheimniß, daß Goethe jetzt den standhaften Prinzen einstudiren lasse. Dieß geschieht wahrscheinlich Eurer Ankunft zu Ehren. Werner scheint mir nichts zu sein als ein noch verwirrterer Abdruck vom Kotzebue. – Die U.[nger] klagt wie immer und seufzt nach Shakespear – was freilich auch halb Deutschland mit ihr thut.
Herzlich freut es mich, Deine Liebe für das Theater erwachen zu sehen. Ich glaube, dieß wäre Deine eigentliche Sphäre in der Du gewiß eben so sehr als Schiller herrschen kannst. Als er recht anfing mit dem Wallenstein, war er auch schon nicht ganz jung mehr; alle seine Philosophie und Geschichte und frühern Versuche waren denn doch nur Studien. Deine Uebersetzungen des Shakspeare und Calderon sind auch für Dich gewiß herrliche Studien, besser als jene, und Vorbereitung zu eignen dramatischen Arbeiten. Aber freilich müßtest Du ein Theater zur äußern Anregung immer vor Augen haben; auch darfst Du nun freilich nicht länger mehr säumen! – Mit der dramatischen Bearbeitung des Niebelungenliedes, das behagt mir nicht. Es ist kein dramatischer Stoff, zum Festspiel zu ernst [5] und historisch und heroisch, zum Trauerspiel aber nicht historisch genug. Und andre Gattungen als diese beiden kenne ich nicht – das historische Trauerspiel – und das mythisch zauberisch romantische Festspiel – und erkenne auch daß sie streng auseinandergehalten werden müssen, wenn aus unserm Theater etwas werden soll. Das Gemengsel was Kotzebue und Werner aus beiden machen, und worin auch Schiller hie und da verfällt, würde auch unter der Hand des größten Dichters nichts als eine scheinbar universelle im Grunde aber doppelt unbefriedigende Mischung werden können. Deine andern Ideen gefallen mir aber sehr; in der ältern österreichischen Geschichte sind einige sehr schöne romantische Gegenstände.
Mit der Kritik bin ich wie Du sehn wirst, Deinem Wunsche zuvorgekommen; denn wiewohl der eingesandten Recensionen bis jetzt nur vier sind – von Goethe, Hagens Volkslieder, Müllers Vorlesungen, Fichtes neuere Schriften so werden sie doch gewiß kräftig in den Zeitgeist eingreifen.
Neuerdings heißt es daß eine große Universität hieher komme. Doch das geht nun so ab und zu; unterdessen steht es immer im Ganzen gleich nothdürftig mit uns. Das einzige Gute dabei ist noch, daß ich mich so leicht nicht aus der Fassung bringen lasse, was nehmlich das stete [6] fort Arbeiten betrift. Indessen hast Du sehr Recht der Staël durchaus keine Veranlassung zu geben sich meiner in dieser Rücksicht zu erinnern; denn sie glaubt vielleicht ohnehin schon, daß ich sehr in ihrer Schuld sei.
Die Direction der Jenaischen Litteratur Zeitung hat auf eine Anweisung von mir 21 Laubthaler ausgezahlt; ob das zu Zahlende nun noch mehr beträgt, darüber habe ich noch keine Nachricht. Ich danke Dir indessen nochmals für Deine freundschaftliche Güte.
Ich lege hier ein Paar Zeilen an H. v. Hammer bei. Es wäre mir sehr lieb, wenn er mein Werk in irgend einer gelehrten Zeitung anzeigte. Ich habe diesen Wunsch auch einigermaßen in dem Briefe zu erkennen gegeben. Doch kannst Du ihn mündlich vielleicht noch unterstützen. – Das nächstemal lege ich vielleicht einen Brief an Hormayr bei, wenn Du meinst. – Frage doch auf der Bibliothek nach Deutschen Manuscripten von Meister Eckard und Henricus Suso. –
Ist S.[ophie] B.[ernhardi] in Wien? In Deinem letzten Briefe erwähnst Du dessen und aller dieser Verhältnisse gar nicht weiter, da mich Dein voriger Brief erst recht unruhig darüber gemacht hatte. Du solltest doch suchen ihr einen Verleger für Florio und Blancheflur zu schaffen. Mich sollte es recht freuen, wenn etwas von ihr da wäre, das man mit gutem Gewissen recht entschieden loben und das allgemein gefallen könnte. – Die besten Grüße von meiner Frau.
Dein treuer Bruder
Friedrich
[7]
Sobald das Werk über Indien fertig ist, wünschte ich daß Du Dir Mühe gäbest einen Extrait davon in dem Publiciste etwa zu veranstalten. Wirst Du das in der Entfernung können? – Recht schön wäre es, wenn wir einmal wieder einen poetischen Allmanach zusammen herausgeben könnten! Findet sich Gelegenheit dazu in Wien oder sonst bei Buchhändlern, so versäume sie ja nicht. Vorrath und poetische Lust und Laune haben wir ja genug.
[8] Die Recension des Journal de lʼEmpire von Deiner Comparaison mußt Du nothwendig lesen. Es steht unter andern darin cʼest un Allemand très fin que Mr. Schlegel! – –
Wenn es Dir keine Beschwerde macht, so möchte ich Dich bitten, einen großen schönen Kupferstich von der Stephanskirche nach der letzten Krönung erschienen (bei Artaria) zu kaufen. Du würdest unsre Freunde sehr durch diese Besorgung verpflichten. – Schreib mir auch immer so genau Du kannst, über den weitern Weg Deiner Reise. Sehn müssen wir uns doch. Ich muß aber die Anstalten etwa dazu im voraus machen.
[1] Kölln. Den 18ten März 1808.
Meinen langen Brief vom 24ten Febr. wirst Du hoffentlich erhalten und alles darin gefunden haben was Du zu wissen begehrtest. – Herzlich danke ich Dir indessen für alle neuen Beweise der Freundschaft und der Liebe, die auch Dein letzter Brief enthält. – Erst vor einigen Tagen erhielt ich den Sepulveda und Sandoval; und obgleich nun kein Zaudern und Entschuldigen mehr gilt, so siehst Du doch wohl ein, daß ich nicht versprechen darf, Dir noch nach Wien eine Sendung davon machen zu können. Würden jedoch etwa auch nur zwei Acte binnen den nächsten Wochen fertig, so schickte ich sie gleich. Auf jeden Fall berede es mit Seckendorf, daß Proben davon in dem Prometheus gegeben werden. Dieß ist wohl die beste Art es bekannt zu machen. Freilich darf ich mir die Hände nicht binden lassen, in der Freiheit auch das Ganze bald drucken zu können; obwohl ich nicht große Lust habe, es in der Erscheinung zu zerstückeln, und vielleicht besser thue, mit dem Druck des ersten Stücks (die Proben im Prometheus abgerechnet) zu warten bis auch das zweite fertig ist. – Von der indischen Schrift hatte ich schon vor einigen Tagen den vierten Aushängebogen erhalten; hoffentlich ist das Ganze bald fertig, sie drucken schnell. Nach Deinem nächsten Brief und der Nachricht die er mir von Eurem Bleiben oder Reisen [2] gibt, werde ich mir einen äußersten Termin bestimmen, und dann dem Buchhändler auftragen, die Aushängebogen an Dich zu schicken, so weit sie fertig sind, damit Du sie wenigstens noch einigen selbst zeigen kannst. Er mag sie an die Verlagshandlung des Prometheus addressiren.
Vielleicht ist es recht gut, daß Du für dießmal ohne Vorlesungen davon kommst; und es freut mich nur Recht, daß Du durchaus die gebührende Würde und Stolz behauptet hast. Nicht an Dir war es, Schritte desfalls zu thun, sondern sie mußten Dir alles vorbereiten und zuerst antragen. Es ist in der Aufnahme und Theilnahme die Du bei den Vornehmen fandst, eine solche Mischung von entschiedner und sehr ausgezeichneter Gunst und von geheimer Zurückhaltung, daß ich überzeugt ja vollkommen gewiß bin, es liegt etwas Dir unbekanntes dabei zum Grunde. Entweder ist irgend eine Unvorsichtigkeit vorgefallen, oder es ist gar ein Wink von Fr.[ankreich] her gekommen; und man will der Staël zwar desfalls nichts in den Weg legen, doch auch nichts begünstigen, was sie länger dort halten zu können scheinen muß. – So sehe ich die Sache an. Uebrigens kann man sich jetziger Zeit nicht genug allein auf sich selbst stützen und gründen. So [3] denke ich denn auch; meinen Karl V schreibe ich zur Ehre Gottes und zu unsrer Freude. Die Geschichte von Oesterreich aber für die Welt und die Nachwelt. –
Die Huldigung unter diesen Verhältnissen drucken zu lassen, da mir so böse Absichten untergelegt werden, ist vielleicht kaum rathsam. Das entscheide Du; geschieht es aber so setze ja darüber im Sommer 1806, auch meinen Nahmen darunter, sonst kann es sehr mißverstanden werden. Die Rückkehr des Gefangenen laß aber ja drucken, mit meinem Nahmen dächt ich, wenn es noch nicht geschehen ist; auch hier ist es gut, im Herbst 1807 darüber zu setzen. – Den Prometheus habe ich noch nicht erhalten; was mich auch nicht Wunder nimmt. Alle dergleichen gelangt sehr spät an uns. – Ich denke Seckendorfen, außer den schon erwähnten Proben aus Karl V einen Aufsatz über Opitz dafür zu schicken – an einzelnen Gedichten wird es auch nicht fehlen, so bald der Schnee aufhört und die Sonne wieder warm scheint. Noch möchte ich ihm ein Stück des Primaleone (Du weißt schon ein Rittermährchen nach Art von Lother und Maller aber im Geist sehr verschieden) anbieten. Wenn Du glaubst, daß es ihm Recht ist, so sprich mit ihm darüber. Es versteht sich, daß Du von dem Antheil den meine Frau daran hat, nichts erwähnst. Dieß ist hier auch um so weniger nöthig, da ich es selbst wohl ganz ab- und umschreiben werde, um [4] dem Styl ganz die Sorgfalt und den poetischen Glanz zu geben, der für den Charakter dieser Geschichte wesentlich ist. Gieb mir desfalls einige Antwort.
Frommann schreibt mir, aber als Geheimniß, daß Goethe jetzt den standhaften Prinzen einstudiren lasse. Dieß geschieht wahrscheinlich Eurer Ankunft zu Ehren. Werner scheint mir nichts zu sein als ein noch verwirrterer Abdruck vom Kotzebue. – Die U.[nger] klagt wie immer und seufzt nach Shakespear – was freilich auch halb Deutschland mit ihr thut.
Herzlich freut es mich, Deine Liebe für das Theater erwachen zu sehen. Ich glaube, dieß wäre Deine eigentliche Sphäre in der Du gewiß eben so sehr als Schiller herrschen kannst. Als er recht anfing mit dem Wallenstein, war er auch schon nicht ganz jung mehr; alle seine Philosophie und Geschichte und frühern Versuche waren denn doch nur Studien. Deine Uebersetzungen des Shakspeare und Calderon sind auch für Dich gewiß herrliche Studien, besser als jene, und Vorbereitung zu eignen dramatischen Arbeiten. Aber freilich müßtest Du ein Theater zur äußern Anregung immer vor Augen haben; auch darfst Du nun freilich nicht länger mehr säumen! – Mit der dramatischen Bearbeitung des Niebelungenliedes, das behagt mir nicht. Es ist kein dramatischer Stoff, zum Festspiel zu ernst [5] und historisch und heroisch, zum Trauerspiel aber nicht historisch genug. Und andre Gattungen als diese beiden kenne ich nicht – das historische Trauerspiel – und das mythisch zauberisch romantische Festspiel – und erkenne auch daß sie streng auseinandergehalten werden müssen, wenn aus unserm Theater etwas werden soll. Das Gemengsel was Kotzebue und Werner aus beiden machen, und worin auch Schiller hie und da verfällt, würde auch unter der Hand des größten Dichters nichts als eine scheinbar universelle im Grunde aber doppelt unbefriedigende Mischung werden können. Deine andern Ideen gefallen mir aber sehr; in der ältern österreichischen Geschichte sind einige sehr schöne romantische Gegenstände.
Mit der Kritik bin ich wie Du sehn wirst, Deinem Wunsche zuvorgekommen; denn wiewohl der eingesandten Recensionen bis jetzt nur vier sind – von Goethe, Hagens Volkslieder, Müllers Vorlesungen, Fichtes neuere Schriften so werden sie doch gewiß kräftig in den Zeitgeist eingreifen.
Neuerdings heißt es daß eine große Universität hieher komme. Doch das geht nun so ab und zu; unterdessen steht es immer im Ganzen gleich nothdürftig mit uns. Das einzige Gute dabei ist noch, daß ich mich so leicht nicht aus der Fassung bringen lasse, was nehmlich das stete [6] fort Arbeiten betrift. Indessen hast Du sehr Recht der Staël durchaus keine Veranlassung zu geben sich meiner in dieser Rücksicht zu erinnern; denn sie glaubt vielleicht ohnehin schon, daß ich sehr in ihrer Schuld sei.
Die Direction der Jenaischen Litteratur Zeitung hat auf eine Anweisung von mir 21 Laubthaler ausgezahlt; ob das zu Zahlende nun noch mehr beträgt, darüber habe ich noch keine Nachricht. Ich danke Dir indessen nochmals für Deine freundschaftliche Güte.
Ich lege hier ein Paar Zeilen an H. v. Hammer bei. Es wäre mir sehr lieb, wenn er mein Werk in irgend einer gelehrten Zeitung anzeigte. Ich habe diesen Wunsch auch einigermaßen in dem Briefe zu erkennen gegeben. Doch kannst Du ihn mündlich vielleicht noch unterstützen. – Das nächstemal lege ich vielleicht einen Brief an Hormayr bei, wenn Du meinst. – Frage doch auf der Bibliothek nach Deutschen Manuscripten von Meister Eckard und Henricus Suso. –
Ist S.[ophie] B.[ernhardi] in Wien? In Deinem letzten Briefe erwähnst Du dessen und aller dieser Verhältnisse gar nicht weiter, da mich Dein voriger Brief erst recht unruhig darüber gemacht hatte. Du solltest doch suchen ihr einen Verleger für Florio und Blancheflur zu schaffen. Mich sollte es recht freuen, wenn etwas von ihr da wäre, das man mit gutem Gewissen recht entschieden loben und das allgemein gefallen könnte. – Die besten Grüße von meiner Frau.
Dein treuer Bruder
Friedrich
[7]
Sobald das Werk über Indien fertig ist, wünschte ich daß Du Dir Mühe gäbest einen Extrait davon in dem Publiciste etwa zu veranstalten. Wirst Du das in der Entfernung können? – Recht schön wäre es, wenn wir einmal wieder einen poetischen Allmanach zusammen herausgeben könnten! Findet sich Gelegenheit dazu in Wien oder sonst bei Buchhändlern, so versäume sie ja nicht. Vorrath und poetische Lust und Laune haben wir ja genug.
[8] Die Recension des Journal de lʼEmpire von Deiner Comparaison mußt Du nothwendig lesen. Es steht unter andern darin cʼest un Allemand très fin que Mr. Schlegel! – –
Wenn es Dir keine Beschwerde macht, so möchte ich Dich bitten, einen großen schönen Kupferstich von der Stephanskirche nach der letzten Krönung erschienen (bei Artaria) zu kaufen. Du würdest unsre Freunde sehr durch diese Besorgung verpflichten. – Schreib mir auch immer so genau Du kannst, über den weitern Weg Deiner Reise. Sehn müssen wir uns doch. Ich muß aber die Anstalten etwa dazu im voraus machen.
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