• Friedrich von Schlegel , Dorothea von Schlegel an August Wilhelm von Schlegel

  • Absendeort: Jena · Empfangsort: Gotha · Datum: 30.09.1800
Editionsstatus: Einmal kollationierter Druckvolltext mit Registerauszeichnung
    Briefkopfdaten
  • Absender: Friedrich von Schlegel, Dorothea von Schlegel
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel
  • Absendeort: Jena
  • Empfangsort: Gotha
  • Datum: 30.09.1800
    Druck
  • Bibliographische Angabe: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 187‒190.
  • Incipit: „[1] Jena den 30ten Sept 1800
    Ich bin nicht wenig in Verlegenheit gewesen den Brief von Fichte an Dich so lange behalten [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.148; Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.29
  • Blatt-/Seitenzahl: 12S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19 x 11,4 cm
    Sprache
  • Deutsch
[1] Jena den 30ten Sept 1800
Ich bin nicht wenig in Verlegenheit gewesen den Brief von Fichte an Dich so lange behalten zu müssen, da ich wußte wie viel Dir daran gelegen wäre. Aus Deinem Brief mußte ich es aber für sehr unsicher halten, ob er Dich noch in B[amberg] treffen würde, und glaubte wenn ich ihn auch auf diesen Fall an Schell[ing] oder Röschl[aub] einschlösse, und diese ihn Dir nachschickten, möchtest Du ihn durch die Langsamkeit der Posten dahin und dorther und durch die Ungewißheit jener wohin sie den Brief addressiren sollten, da Du überall nicht lange bleibst, denselben noch viel später erhalten; und ich zog daher das sichere vor, ihn der Rose mitzugeben. Du erhältst diese wohlbehalten und gesund wieder, es scheint ihr vortheilhaft gewesen zu seyn, daß sie d[er] Lohgerber verabschiedet hat; ob sie aber eben so unschuldig als gesund ist, scheint mir eine andre Frage. Doroth[ea] [2] behauptet es zwar; aber sie hat viel Anfechtung und viel gute Gelegenheit gehabt das zu verlieren, was nie wieder gewonnen werden kann.
Ich schicke das poet[ische] Journal, das erst seit einigen Tagen ausgegeben wird und noch 1 Stück Athen[aeum] mit, für Karl. Dein überflüssiges rechne ich für Moriz.
Es sind unterdessen mehr Bücher an Dich gekommen; der Wallenstein und die Gedichte von Schiller auf Velin; Uebersetzungen von Songs etc. von Beresford, auch der epische Tobias, der auf dem Umschlag des Athen[aeum] angekündigt war. Die beyden letzten Sachen mit Briefen, die aber nur zu den Sachen gehören, ich also nicht mitschicke.
Rose hat auf Deine Rechnung 2 Laubthaler mit auf die Reise bekommen. Alles Verlangte bringt sie mit.
Daß Schlei[ermacher] etwas empfindlich ist, damit mußt Du es nicht so genau nehmen, weil [3] es aus einem guten Princip herkömmt, dem Bestreben sehr ernstlichen Antheil an der ganzen Sache zu nehmen. Nun hat es ihm vielleicht nach d[en] letzten Verhandlungen geschienen, als würde Fichte oder Schell[ing] auf die eigentl[iche] Philosophie Beschlag legen wollen, und damit kann er freylich nicht zufrieden seyn: Du darfst ihn also nur auf irgend eine Art veranlassen, etwas Wichtiges aus diesem Fache zu übernehmen (z.B. Kants LogikFichte’s sonnenklarer Beweis) oder ihn im Allgemeinen daran [erinnern] wie unbeschränkt es ihm bleibt in Deinem Institut alles was er kritisch über die Philos[ophie] leisten möchte, dennoch zu thun trotz jener Arbeiten. – Daß Jakobi, Bardili und Reinhold gleich im ersten Stück vorgenommen werden, ist sehr gut. Ich höre so eben von Frommann daß dieß saubre Kleeblatt zusammen ein Journal herausgeben und ordentlicher Weise ins offne Feld rücken will.
[4] Mit Fichte ists und bleibts freylich ein fataler Umstand. Er wird den Woltmann Ungerschen Jahrbüchern nicht auf die Beine helfen, und doch den Deinigen anfangs etwas schaden.
Ich wünsche auch selbst sehr lebhaft in dem ersten Stücke auf irgend eine nicht ganz unbedeutende Art zu erscheinen. Nur rechne nicht auf viel Raum. Das nähere mit nächstem oder mündlich.
Wäre es nun nicht besser Du wähltest einen andern Titel, da jene auch Jahrbücher heißen? – Etwa Annalen der Litteratur oder so; doch ist das nur so ein Einfall.
Nun habe ich eine Bitte an Dich, die in Göttingen zu erfüllen ist. Ich habe Fiorillo da ich ihm den Empfang des M[anu]scr[i]pts meldete, gebeten, mir einige opere volgari des Bocc[accio], wenn sie in Göttingen sind, auf einige Wochen zu schaffen. Sind welche da, und will er es thun, so wird er sie Dir wohl mitgeben und ich möchte Dich denn bitten, mir von Gött[ingen] aus zu [5] melden, welche ich zu hoffen habe, damit ich dann die übrigen in Dresden zu bekommen suchen kann. Das Verzeichniß derer die ich noch nicht kenne, habe ich an Fiorillo geschrieben; doch setze ichs zum Ueberfluß her, wenn Du etwa selbst bey Gelegenheit auf der Bibl[iothek] nachsehn willst: La Teseide, Filostrato, l’amorosa Visione, Urbano. – Ich finde auch in Deinem Dante eine Ausgabe der sämtlichen Werke des Bocc[accio] citirt von diesem Jahrhundert in viel Bänden. Sollte die nicht in Gött[ingen] seyn? – Ich habe seit kurzem noch drey Romane des Bocc[accio], die sich in Weimar gefunden haben, gelesen. Jeder ist auf seine Art interessant, einer aber Fiammetta nicht nur das höchste was ich von Bocc[accio] kenne, und in der Großheit des Styls nicht nur weit über dem Decam[erone] sondern ich möchte sagen über alles was ich im Modernen noch kenne. Man darf es an Schönheit des Geistes neben Galatea, Adonis und Pastor Fido stellen. [6] Du kannst Dir nun leicht denken, wie begierig ich nun nach allem übrigen bin, um so mehr, da ich die welche durchzulesen wohl am schlimmsten seyn möchte, glücklich überstanden habe; und der überall erwünschten Vollständigkeit nun so nahe bin, daß ich die Geschichte seines Geistes schon einigermaßen einsehe; die Fiametta ist aus der Blüthe der männlichen Reife.
Papen versichre der ununterbrochenen Fortdauer meiner Liebe. Vorzüglich seinetwegen könnte ich Dir die Reise nach Hann[over] beneiden. Ich hoffe Du wirst ihn Dir genau ansehn und gründliche Nachricht von ihm mitbringen.
Wegen der Wohnung das haben wir lange überlegt, aber endlich hat es uns nothwendig geschienen, die neue zu beziehen, weil mehr oder minder alles in Unordnung gerathen, auch die Wirthin selbst ganz aufsäßig geworden wäre. Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, mit Dir zusammen zu wohnen, und kommen dagegen mit der Bitte, daß Du es Dir [7] gefallen lassen möchtest, bey uns zu wohnen, nämlich mit mir auf meinem Zimmer, wie wirs ja vorigen Winter auch eine Zeitlang gethan haben, die mir eigentlich die angenehmste während des ganzen Winters gewesen ist. Stube und Kammer ist geräumig genug, daß es völlig eben so gut oder noch besser geht. Was Du von Deinen Möbeln oder Büchern haben willst, da läßt sich ja für 8–12 Gr[oschen] viel aus ein[em] Hause in ein andres schaffen.
Wegen der Philosophie mache Dir nur wenn es möglich ist, keine Sorge. Worauf es mir eigentlich ankommt, das ist, wie Du leicht denken kannst, den Syllogismus eben so in die Gewalt zu bekommen, wie ichs vorigen Winter mit dem Sylbenmaaß versuchte. Nach einigen innern Anmeldungen hoffe ich es soll mir nach Wunsch gelingen; und da ist es natürlich, daß es mir mehr Geld ein[8]tragen muß als jene Uebung; und wenn ich darauf denke, gleich ein Compendium drucken zu lassen, so ist es, weil ich schon weiß, daß ich [mich] mit der Vorlesung nicht so leicht werde abfinden können, daß das dazu bestimmte nicht auch zum Druck reif wäre. Eigenthümliches wird es über und über genug haben, wenn es noch dazu kömmt und auch auf eine gewisse Eleganz der Methode kannst Du rechnen; übrigens aber war es schon lange meine Meynung in der Philosophie recht gelinde anzufangen. Mit den eigentlichen Werken das ist noch in jeder Rücksicht zu früh. Der jetzige Zustand ist so äusserst asthenisch, daß man nur mit ganz kleinen Dosen von stärkenden Mitteln anfangen darf.
Lebe recht wohl, geliebter Freund und komme bald zu uns; ich habe viel mit Dir zu reden. Beyläufig wollen wir auch vergnügt mit einander leben. Dor[othea] grüßt Dich herzlich. Der Florentin wird nun bald gedruckt. – Grüße Carol[inen] von uns.
Friedrich.

Bey der ganzen Familie suche mein gutes Andenken in Erinnerung zu bringen; besonders bey der Mutter und Karl.
[9]
[Dorothea Veit:]
Ist es nicht lustig daß Ihnen Friedrich ein Inventarium von den Tugenden der Rose mitschickt? ich behaupte aber er hat Unrecht mit seinem Argwohn obgleich – man hat ihr gar nicht übel die cour gemacht.
Goethe ist noch hier. Er scheint nun mit Ernst etwas lernen zu wollen[,] er ist sehr fleißig, läßt sich ein privatissimum nach dem andern lesen. Uebrigens ist er auch sehr lustig, und Friedrich hat neulich den Abend Tete a tete mit ihm gespeißt.
Uebrigens leben wir entsetzlich eingezogen. Die Paulus, und Ritter sind die einzigen fremden Gesichter die ich zu sehen bekomme.
59 Gedichte zur Lucinde sind gemacht! und auch einige prosaische Aufsätze, nemlich einige Aufsätze in Prosa, die aber nichts weniger als Prosaisch sind[.] Gott der Al[l]mächtige helfe uns weiter.
Ich werde das verlangte in diesen Tagen noch abschreiben.
[10]
[1] Jena den 30ten Sept 1800
Ich bin nicht wenig in Verlegenheit gewesen den Brief von Fichte an Dich so lange behalten zu müssen, da ich wußte wie viel Dir daran gelegen wäre. Aus Deinem Brief mußte ich es aber für sehr unsicher halten, ob er Dich noch in B[amberg] treffen würde, und glaubte wenn ich ihn auch auf diesen Fall an Schell[ing] oder Röschl[aub] einschlösse, und diese ihn Dir nachschickten, möchtest Du ihn durch die Langsamkeit der Posten dahin und dorther und durch die Ungewißheit jener wohin sie den Brief addressiren sollten, da Du überall nicht lange bleibst, denselben noch viel später erhalten; und ich zog daher das sichere vor, ihn der Rose mitzugeben. Du erhältst diese wohlbehalten und gesund wieder, es scheint ihr vortheilhaft gewesen zu seyn, daß sie d[er] Lohgerber verabschiedet hat; ob sie aber eben so unschuldig als gesund ist, scheint mir eine andre Frage. Doroth[ea] [2] behauptet es zwar; aber sie hat viel Anfechtung und viel gute Gelegenheit gehabt das zu verlieren, was nie wieder gewonnen werden kann.
Ich schicke das poet[ische] Journal, das erst seit einigen Tagen ausgegeben wird und noch 1 Stück Athen[aeum] mit, für Karl. Dein überflüssiges rechne ich für Moriz.
Es sind unterdessen mehr Bücher an Dich gekommen; der Wallenstein und die Gedichte von Schiller auf Velin; Uebersetzungen von Songs etc. von Beresford, auch der epische Tobias, der auf dem Umschlag des Athen[aeum] angekündigt war. Die beyden letzten Sachen mit Briefen, die aber nur zu den Sachen gehören, ich also nicht mitschicke.
Rose hat auf Deine Rechnung 2 Laubthaler mit auf die Reise bekommen. Alles Verlangte bringt sie mit.
Daß Schlei[ermacher] etwas empfindlich ist, damit mußt Du es nicht so genau nehmen, weil [3] es aus einem guten Princip herkömmt, dem Bestreben sehr ernstlichen Antheil an der ganzen Sache zu nehmen. Nun hat es ihm vielleicht nach d[en] letzten Verhandlungen geschienen, als würde Fichte oder Schell[ing] auf die eigentl[iche] Philosophie Beschlag legen wollen, und damit kann er freylich nicht zufrieden seyn: Du darfst ihn also nur auf irgend eine Art veranlassen, etwas Wichtiges aus diesem Fache zu übernehmen (z.B. Kants LogikFichte’s sonnenklarer Beweis) oder ihn im Allgemeinen daran [erinnern] wie unbeschränkt es ihm bleibt in Deinem Institut alles was er kritisch über die Philos[ophie] leisten möchte, dennoch zu thun trotz jener Arbeiten. – Daß Jakobi, Bardili und Reinhold gleich im ersten Stück vorgenommen werden, ist sehr gut. Ich höre so eben von Frommann daß dieß saubre Kleeblatt zusammen ein Journal herausgeben und ordentlicher Weise ins offne Feld rücken will.
[4] Mit Fichte ists und bleibts freylich ein fataler Umstand. Er wird den Woltmann Ungerschen Jahrbüchern nicht auf die Beine helfen, und doch den Deinigen anfangs etwas schaden.
Ich wünsche auch selbst sehr lebhaft in dem ersten Stücke auf irgend eine nicht ganz unbedeutende Art zu erscheinen. Nur rechne nicht auf viel Raum. Das nähere mit nächstem oder mündlich.
Wäre es nun nicht besser Du wähltest einen andern Titel, da jene auch Jahrbücher heißen? – Etwa Annalen der Litteratur oder so; doch ist das nur so ein Einfall.
Nun habe ich eine Bitte an Dich, die in Göttingen zu erfüllen ist. Ich habe Fiorillo da ich ihm den Empfang des M[anu]scr[i]pts meldete, gebeten, mir einige opere volgari des Bocc[accio], wenn sie in Göttingen sind, auf einige Wochen zu schaffen. Sind welche da, und will er es thun, so wird er sie Dir wohl mitgeben und ich möchte Dich denn bitten, mir von Gött[ingen] aus zu [5] melden, welche ich zu hoffen habe, damit ich dann die übrigen in Dresden zu bekommen suchen kann. Das Verzeichniß derer die ich noch nicht kenne, habe ich an Fiorillo geschrieben; doch setze ichs zum Ueberfluß her, wenn Du etwa selbst bey Gelegenheit auf der Bibl[iothek] nachsehn willst: La Teseide, Filostrato, l’amorosa Visione, Urbano. – Ich finde auch in Deinem Dante eine Ausgabe der sämtlichen Werke des Bocc[accio] citirt von diesem Jahrhundert in viel Bänden. Sollte die nicht in Gött[ingen] seyn? – Ich habe seit kurzem noch drey Romane des Bocc[accio], die sich in Weimar gefunden haben, gelesen. Jeder ist auf seine Art interessant, einer aber Fiammetta nicht nur das höchste was ich von Bocc[accio] kenne, und in der Großheit des Styls nicht nur weit über dem Decam[erone] sondern ich möchte sagen über alles was ich im Modernen noch kenne. Man darf es an Schönheit des Geistes neben Galatea, Adonis und Pastor Fido stellen. [6] Du kannst Dir nun leicht denken, wie begierig ich nun nach allem übrigen bin, um so mehr, da ich die welche durchzulesen wohl am schlimmsten seyn möchte, glücklich überstanden habe; und der überall erwünschten Vollständigkeit nun so nahe bin, daß ich die Geschichte seines Geistes schon einigermaßen einsehe; die Fiametta ist aus der Blüthe der männlichen Reife.
Papen versichre der ununterbrochenen Fortdauer meiner Liebe. Vorzüglich seinetwegen könnte ich Dir die Reise nach Hann[over] beneiden. Ich hoffe Du wirst ihn Dir genau ansehn und gründliche Nachricht von ihm mitbringen.
Wegen der Wohnung das haben wir lange überlegt, aber endlich hat es uns nothwendig geschienen, die neue zu beziehen, weil mehr oder minder alles in Unordnung gerathen, auch die Wirthin selbst ganz aufsäßig geworden wäre. Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, mit Dir zusammen zu wohnen, und kommen dagegen mit der Bitte, daß Du es Dir [7] gefallen lassen möchtest, bey uns zu wohnen, nämlich mit mir auf meinem Zimmer, wie wirs ja vorigen Winter auch eine Zeitlang gethan haben, die mir eigentlich die angenehmste während des ganzen Winters gewesen ist. Stube und Kammer ist geräumig genug, daß es völlig eben so gut oder noch besser geht. Was Du von Deinen Möbeln oder Büchern haben willst, da läßt sich ja für 8–12 Gr[oschen] viel aus ein[em] Hause in ein andres schaffen.
Wegen der Philosophie mache Dir nur wenn es möglich ist, keine Sorge. Worauf es mir eigentlich ankommt, das ist, wie Du leicht denken kannst, den Syllogismus eben so in die Gewalt zu bekommen, wie ichs vorigen Winter mit dem Sylbenmaaß versuchte. Nach einigen innern Anmeldungen hoffe ich es soll mir nach Wunsch gelingen; und da ist es natürlich, daß es mir mehr Geld ein[8]tragen muß als jene Uebung; und wenn ich darauf denke, gleich ein Compendium drucken zu lassen, so ist es, weil ich schon weiß, daß ich [mich] mit der Vorlesung nicht so leicht werde abfinden können, daß das dazu bestimmte nicht auch zum Druck reif wäre. Eigenthümliches wird es über und über genug haben, wenn es noch dazu kömmt und auch auf eine gewisse Eleganz der Methode kannst Du rechnen; übrigens aber war es schon lange meine Meynung in der Philosophie recht gelinde anzufangen. Mit den eigentlichen Werken das ist noch in jeder Rücksicht zu früh. Der jetzige Zustand ist so äusserst asthenisch, daß man nur mit ganz kleinen Dosen von stärkenden Mitteln anfangen darf.
Lebe recht wohl, geliebter Freund und komme bald zu uns; ich habe viel mit Dir zu reden. Beyläufig wollen wir auch vergnügt mit einander leben. Dor[othea] grüßt Dich herzlich. Der Florentin wird nun bald gedruckt. – Grüße Carol[inen] von uns.
Friedrich.

Bey der ganzen Familie suche mein gutes Andenken in Erinnerung zu bringen; besonders bey der Mutter und Karl.
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[Dorothea Veit:]
Ist es nicht lustig daß Ihnen Friedrich ein Inventarium von den Tugenden der Rose mitschickt? ich behaupte aber er hat Unrecht mit seinem Argwohn obgleich – man hat ihr gar nicht übel die cour gemacht.
Goethe ist noch hier. Er scheint nun mit Ernst etwas lernen zu wollen[,] er ist sehr fleißig, läßt sich ein privatissimum nach dem andern lesen. Uebrigens ist er auch sehr lustig, und Friedrich hat neulich den Abend Tete a tete mit ihm gespeißt.
Uebrigens leben wir entsetzlich eingezogen. Die Paulus, und Ritter sind die einzigen fremden Gesichter die ich zu sehen bekomme.
59 Gedichte zur Lucinde sind gemacht! und auch einige prosaische Aufsätze, nemlich einige Aufsätze in Prosa, die aber nichts weniger als Prosaisch sind[.] Gott der Al[l]mächtige helfe uns weiter.
Ich werde das verlangte in diesen Tagen noch abschreiben.
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