Liebster Freund,
Hier schicke ich Dir einen Brief von der Mutter, und auch noch einen andern der durch Versehen von Jena aus an mich gekommen ist.
Für die Besorgung der Correctur danke ich recht sehr; ich habe von Posttag zu Posttag gehofft, das Ganze zu erhalten, da schon wie Du Deinen lezten Brief schriebest, nur noch so wenig zu drucken übrig war. Ich bitte Dich, den Druck noch einmal recht zu betreiben, oder wenn Du dieß nicht kannst, mir wenigstens mit umgehender Post zu melden, wie es damit steht, damit ich von neuem an Unger desfalls schreiben kann. Auch verlange ich sehr nach Aushängebogen, das andre Exempl[ar] gieb Bernhardi’n. – Laß Dir auch von U[nger] die für mich bestimmten Exempl[are] geben [2] sowohl die auf Velin als die gewöhnlichen. Ich werde Dir dann die Vertheilung derselben melden.
Ich höre viel schönes von Deinem Lesen über Poesie. Wie steht es mit der Aufführung des Ion? – Schillers Turandot ist schon lange hier. Das wird etwas erbauliches sein.
Tieck hat eine Zeither etwas gekränkelt, daher ist auch der Octav[ianus] noch nicht fertig. T[ieck] wünschte daß ihn auch Schleierm[acher] hören möchte. War dieser bei der Vorlesung? – Jezt ist T[ieck] wieder ziemlich besser. Charlotte befindet sich auch gut, nach Befinden der Umstände. Alle grüßen Dich.
Friedrich.
Becker hat sich auch sehr nach Dir erkundigt. Er war sehr erbaut von Goethe’s Kunsturtheilanzeige, auch vom Ton derselben; so kommen alle Extreme wieder zusammen – ἑν και παν [hen kai pan].
Mit den Exempl[aren] des Alarkos könnte dann auch der Shakesp[eare] 8. für Charl[otte] und Tieck, und das lezte Velin Don Quixote geschickt werden.