Liebster Freund,
Ich weiß nicht, ob Ihnen Fichte meinen Brief vom vorigen Posttage schon wird mitgetheilt haben. Wo nicht, so ist Ihnen die heutige Sendung gewiß unerwartet; Spaß soll sie Ihnen auf jeden Fall machen, wie ich hoffe. Auf Fichte’s Nachricht, daß Merkel überall in Berlin so ungebührlich von uns rede, beschlossen wir den Menschen exemplarisch zu strafen, – und wie Gott sich immer geringer Mittel und Werkzeuge zu seinen Zwecken bedient, so ist hieraus eine Erweiterung der Deutschen Poesie hervorgegangen nämlich beykommendes Sonetto à la burchiellesca, das Tieck und ich an einem Abend gemeinschaftlich fabrizirt. Den Verfälschungen des Abschreibens vorzubeugen, haben wir eine kleine Auflage von 120 Exemplaren davon veranstaltet. Sie erhalten hier 40, worein Sie sich mit [2] Fichte und Bernhardi theilen mögen. Ich denke, Fichten geben Sie gleich 20, da er am meisten Menschen sieht. Wir wünschen, daß es sich so schnell wie möglich in Berlin verbreiten mag – dabey gehen Sie doch räthlich mit den Exemplaren um, damit Sie nicht genöthigt sind, sogleich Rekruten nachzufodern. Ja es könnte vielleicht nicht schaden, ein wenig rar damit zu thun, – ich fände es pikant, wenn Merkel in dem weitläuftigen Berlin von einem Ende zum andern das Pflaster treten müßte, ehe er dazu gelangen könnte es ansichtig zu werden.
Fichte sagen Sie von mir, ich hätte mirs überlegt, und fände es nicht der Mühe werth, das ihm zum Vorzeigen übersandte schriftliche Dementi gegen Merkel noch drucken zu lassen; da dasselbe durch Böttigers Geflissenheit gewiß überall verbreitet ist, – da es vielmehr die Elendigkeit der bedrängten Lum[3]penhunde ins hellste Licht stellt, die keinen anderen Rath wissen, als sich hinter die Protektion eines Fürsten zu ziehen, – da endlich die Zeit es bald genug widerlegen wird. Ich denke das Sonett selbst ist schon ein recht hübscher Gegenbeweis.
An Fichte hier eine Einlage.
In Ihre Vorschläge wegen der Teufeleyen kann ich nicht ganz eingehen. Wenn wir mit Schiller übel umgehn, so verderben wir unser persönliches Verhältniß mit Goethe, woran mehr gelegen ist, als an allen Teufeleyen der Welt. Etwas gegen Iffland würde nach meinem Verhältniß mit ihm nicht nur feindselig sondern hinterlistig aussehen. Überdieß will ich mir das Theater nicht verschließen. – Bey Herder ist es meine Überzeugung daß der Spaß mit großer Vorsicht angebracht werden muß. –
Aber jetzt muß ich Ihnen sagen [4] daß Sie noch nicht recht eingeteufelt sind, wenn Sie nur auf Bedingungen Teufeleyen machen wollen. Das kommt mir vor wie die Tugend um Lohn üben. Macht Teufeleyen auf wen und wie ihr wollt, wir wollen uns herzlich daran ergötzen, und es giebt gewiß Kenner unter uns in diesem Fache, nur verlangt nicht, daß alles gedruckt werden soll. Was kann auch daran so viel liegen? Die besten Leser haben wir doch vor dem Drucke weg.
Wenn wir etwas von Ihnen über Reinhold bekämen, das wäre freylich erstaunlich wünschenswerth, allein die Langeweile ist Ihnen nicht zuzumuthen. Ich will Ihnen etwas andres vorschlagen: den Brief von Jakobi an Fichte, der nun ja heraus seyn muß – versteht sich, wenn es dem Jakobi gut dabey ergehen kann, sonst wünschte ich es um Fichtes willen nicht. Ich werde [5] noch einige Notizen liefern, so kommt mit denen von Bernhardi doch eine Anzahl zusammen. Dann hoffentlich Teufeleyen – die von Zöllner behauptet Tieck ganz vergessen zu haben. – Frölich ist sehr höflich und wünscht den baldigen Druck des nächsten Stücks. Aus beydem schließe ich auf besseren Absatz des Athenaeums – können Sie nicht dahinter kommen? Die Erscheinung des Stücks wartet auf Friedrichs Dialog von der Poesie, wovon ich freylich nicht sagen kann, wie bald es zu Stande kommen wird.
Leben Sie recht wohl. Nächstens mehr und ordentlicher
Ihr
AW Schlegel
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