[1] Geliebter Bruder, mit herzlichem Danke übersende ich Dir hiebey die Bescheinigung über das mir vorerst gütigst überlassene Darlehn. Auch erfolgt hiebey das Verzeichniß Deiner aus Berlin mir übersandten Papiere. Es fand sich darunter nur ein versiegeltes Packet, und zwar nicht zum besten versiegelt, wiewohl ich nicht behaupten kann, daß es geöffnet gewesen, nur vorn die Siegel etwas abgestumpft: Ich habe es geöffnet, um nachzusehen, ob etwas von dem, was Du vorzüglich wünschest sich darin finde. Leider ist dieses aber nicht der Fall. Es hat sich weder etwas von Auguste Böhmer, noch die Correspondenz von Schiller und Göthe, noch auch Deine Matrickel als Student, Dein Jenaisches Doctordiplom, Deine Bestellung als Professor in Jena, Deine Bestellung als Rath des Fürsten von Schwarzburg Rudolstadt, so wie auch nicht die beyden Rechnungen des Schneiders Wüst und Schusters Landefeld darin vor[2]gefunden. Dies versiegelt gewesene Packet habe ich von neuem versiegelt, und den Kasten wieder zunageln lassen, bis auf andere Anweisung von Dir. – Wegen des Begräbniß muß ich noch ein Wort zu dem Briefe meiner Frau hinzufügen. Das Begräbniß unsrer seligen Eltern ist zwar ein Erbbegräbniß, aber kein ausgemauertes Erbbegräßniß. Dazu kostet der Platz ohne die Kosten der Ausmauerung für 2 Personen 44 r. Ein Monument kann nur auf ein ausgemauertes gesetzt werden, weil sonst das Begräbniß einsincken würde. Dieses kann also nicht weiter geschehn. Es könnte also nur, wenn dazu noch Platz vorhanden wäre, nur zur Seite des Begräbnißes gesetzt werden. Die Erlaubniß dazu kömmet ohne nur 5 bis 6 r. zu einem Monument mittler Größe. Eine Ausmauerung ist sodann nicht nöthig, sondern nur ein steinernes Fundament, damit es durch die Schwere nicht sinkt. – Künftige Woche muß ich den CriminalSitzungen als Geschworener beywohnen, wo mehrere wichtige Fällen vorkommen werden. Deiner brüderlichen Liebe empfiehlt sich
K. Schlegel.
[1] Friedrich u seine Frau haben der Mutter wenige Wochen vor ihrem Tode recht hübsche Briefe geschrieben