• Caroline von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 3. Dezember [1801]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Caroline von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 3. Dezember [1801]
  • Notations: Da der Brief im Druck nur unvollständig wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Datum (Jahr) sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. ‒ Datierung durch Caroline von Schellings Brief vom 23. November 1801.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 370516575
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 223‒226 u. S. 627‒628 (Kommentar).
  • Incipit: „[1] Lieber Freund ich will es in aller Eile noch versuchen einmal mit der Leipziger Post zu schreiben, ob es vielleicht [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36905
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.22,Nr.10
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,7 x 11,6 cm
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Pahl, Florian
[1] Lieber Freund ich will es in aller Eile noch versuchen einmal mit der Leipziger Post zu schreiben, ob es vielleicht früher ankommt, denn die andre scheint ja gewaltig langsam zu verfahren. Es fehlt mir zwar an Zeit, an Federn vor einem Augenblick auch noch an Papier, aber durch alle Hinder nisse durch macht sich die große Dankbarkeit Luft. Du allerliebster Schlegel, hast mich nicht vergessen, hast alles geschickt, und so kluge Gelegenheit dazu ersehn! o wie schäme ich mich daß ich dich in meinem lezten Brief so halb, unmuthig gebeten habe. Aber ich war unmuthig, du must mir verzeihn, wenn dich auch der ganze Brief nicht freute; es war nun eben so allerley über mich gekommen, ist indessen auch schon lange wieder weggegangen und ich habe dazu deinen Mareschino nicht nöthig gehabt, denn ich habe ihn erst heut erhalten. Schelling will sich vor gerührter Erkenntlichkeit ganz von Sinnen thun; der Breslauer hat ihm diesen Morgen [2] schon sein Kopfweh vertrieben. ‒ Eben geht Catel hier weg, der diesen Morgen kam und vorlieb mit uns nahm, wofür er mir erzählen mußte von der Jungfrau und auch von dir. Er will gehört haben daß du der Jungfrau geholfen haben solst, sie angelernt zu ihrer Rolle, (eigentlich hätte sie doch Stunden in der Jungfrauschaft so gut wie im Fechten nehmen müssen) wenn das nun die Kleine erfährt, wird sie da nicht bitterböse? obschon so klein. Ich las in diesen Tagen den Sommernachtstraum und habe mir es recht toll gedacht, wenn die beyden die Hermia und Helena einmal zusammen spielen müsten. ‒ Das Bild vom Ifland hat uns königlich divertirt; sie erkannten es alle gleich ohne die Unterschrift. Schelling hat es an G. geschickt, und auch das andre ist bestellt, so eben habe ich Catel die Shakesp. Exempl. wieder mitgegeben. Das [3] Bildchen ist darin gut, daß es kein verzerrtes Zerrbild ist, und Ifl. Katzenbuckel nur so ganz leise da oben sich erhöhet.
Ich habe mich über deinen lezten Brief herzlich gefreut u bin sehr begierig auf den Nächsten. Catel findet, daß es dir weit über sein Erwarten mit dem zu stande bringen der Vorlesungen geglückt sey ‒ daß nur da es so weit glückte es schade wäre für dich nicht 4 Louisd. gefordert zu haben, dann hättest du alles Vornehmste und vielleicht die Königin gehabt.
Du bist recht gut daß du auch Geld schicken willst. Hoffentlich bekommst du bald alles zusammen, so daß es dich nicht genirt. Auf allen Fall ist hier Brief u Anweisung auf Hufeland von Philipp. Denk dir, das Drehschaf schreibt meinem Bruder einen Brief und schreibt von der Summe die er ihm hiebey übermache, liegt aber kein Geld drin und fast keins drauf.
[4] Von der Hand in den Mund fehlt mirs übrigens nicht, aber ich möchte freylich gern bald 100 rh. haben wegen zu bezahlender Sachen u des Holzes. Auf den Schuldenzettel den ich dir mitgegeben kannst du schon ausstreichen den Wein, den Böttcher, und die Akademische Buchh, die nicht drauf steht. Das alles habe schon durch die Gnade Gottes bezahlt.
Alle deine Aufträge sind nunmehr ausgerichtet, außer deine Bücher dir zu überschicken, womit ich noch anstehe, denn hin und her beträgt es gewiß einige Carolin. Was dir Fr. mitbringen konnte ist eine Kleinigkeit, und unordentlich besorgt glaub ich, da es die V. am andern Tag erst packte und nachschickte, und einige zweyte Theile wieder zu mir zurückgekommen sind. Nun will aber Catel noch wenigstens ein Dutzend Bücher mitnehmen in 14 Tagen, da will ich dir die nöthigsten [5] nach meiner Meynung aussuchen oder du giebst sie mir selbst indeß noch an. Auch dann bleibt noch mehr zurück als in den dir bewußten Coffer geht. ‒ Melde mir nur: ob du die Blätter von deutscher Art p und die Propyläen bey dir hast, ich kann beyde nicht finden und die lezten sind doch nicht einmal im Verzeichniß. Mir ist eingefallen ob sie Tiek von dir bekommen habe.
Nun ihr habt T. bekommen, worüber ich sehr froh bin, daß doch endlich alle Noth gestillt ist ‒ außer die über die abgeschabten Kleider, denn das ist wahr er kann sich nicht sehn lassen, er muß gleich von neu auf gekleidet werden, allein wie kann sich die Schwester darüber betrüben, das ist ja so hübsch u lustig.
Schreib mir nur ja wie alles geht. Wegen der Büste der Arnsteiner meynt Catel daß es eher eine Spitzbüberey von der eiteln kleinen verzwickten Juden[6]prinzessin wäre als von Schadow.
Hast du wohl nicht vergessen von S. an Fichte die Anfrage wegen einer Bekantmachung in Absicht der ewigen Litaney daß die doch noch hier wären die ihm damals hätten folgen wollen, zu bestellen?
An Schel. Journal wird schon gedruckt. Er schickt es.
Ich habe Nathan nicht gesehn, das Wetter war gut, ich war wohl, aber die Lust fehlte uns, 1 Carolin dran zu wenden; Sch. sagte mir ein unglücklich Wort das mir sie wenigstens verdarb: es wäre ja doch nur ein Ding anzusehn wie der Mahomet und würde einen nicht kalt noch warm dabey. Sie sollen gut gespielt haben, besonders Graf u Vohß. Es trift sich wohl noch daß ichs sehe. Sch. hat Goeth. gebeten uns wegen des Ion etwas Bestimmtes zu melden. [7] Recht gut ist es ja mit dem Grattenauerschen Saal u Logis. Sage mir lieber Freund wann du mich nun so eigentlich erwartest und herwünschest. Meine Idee ist, um Weinachten komme ich noch nicht, sondern etwa Ende Januar. Ich schreibe das nur vorläufig, wir müssen noch mehr darüber aus machen, und uns auch nach dem Geld richten.
Höre, darf ich die einzelnen Shak. Theile an Schelling verkaufen. Es sind nur noch 2 vom 5 ten und 1 vom 6ten da. Nun habe ich Aushängebogen vom 8ten, schick mir ein Titelblatt dazu so giebts einen vollständigen Exemp Theil. Ich habe schon wieder 3 rh. für Bücher eingenommen. apropos den Fichtischen Nicolai, verkauf ich auch frisch weg.
[8] Lebe wohl, wohl mein lieber guter Schlegel, ich muß enden weil dies weg soll, aber bald schreib ich ordentlicher. Wir grüßen dich herzlich und T. und die B.
Donnerstag
3 Dez.
[1] Lieber Freund ich will es in aller Eile noch versuchen einmal mit der Leipziger Post zu schreiben, ob es vielleicht früher ankommt, denn die andre scheint ja gewaltig langsam zu verfahren. Es fehlt mir zwar an Zeit, an Federn vor einem Augenblick auch noch an Papier, aber durch alle Hinder nisse durch macht sich die große Dankbarkeit Luft. Du allerliebster Schlegel, hast mich nicht vergessen, hast alles geschickt, und so kluge Gelegenheit dazu ersehn! o wie schäme ich mich daß ich dich in meinem lezten Brief so halb, unmuthig gebeten habe. Aber ich war unmuthig, du must mir verzeihn, wenn dich auch der ganze Brief nicht freute; es war nun eben so allerley über mich gekommen, ist indessen auch schon lange wieder weggegangen und ich habe dazu deinen Mareschino nicht nöthig gehabt, denn ich habe ihn erst heut erhalten. Schelling will sich vor gerührter Erkenntlichkeit ganz von Sinnen thun; der Breslauer hat ihm diesen Morgen [2] schon sein Kopfweh vertrieben. ‒ Eben geht Catel hier weg, der diesen Morgen kam und vorlieb mit uns nahm, wofür er mir erzählen mußte von der Jungfrau und auch von dir. Er will gehört haben daß du der Jungfrau geholfen haben solst, sie angelernt zu ihrer Rolle, (eigentlich hätte sie doch Stunden in der Jungfrauschaft so gut wie im Fechten nehmen müssen) wenn das nun die Kleine erfährt, wird sie da nicht bitterböse? obschon so klein. Ich las in diesen Tagen den Sommernachtstraum und habe mir es recht toll gedacht, wenn die beyden die Hermia und Helena einmal zusammen spielen müsten. ‒ Das Bild vom Ifland hat uns königlich divertirt; sie erkannten es alle gleich ohne die Unterschrift. Schelling hat es an G. geschickt, und auch das andre ist bestellt, so eben habe ich Catel die Shakesp. Exempl. wieder mitgegeben. Das [3] Bildchen ist darin gut, daß es kein verzerrtes Zerrbild ist, und Ifl. Katzenbuckel nur so ganz leise da oben sich erhöhet.
Ich habe mich über deinen lezten Brief herzlich gefreut u bin sehr begierig auf den Nächsten. Catel findet, daß es dir weit über sein Erwarten mit dem zu stande bringen der Vorlesungen geglückt sey ‒ daß nur da es so weit glückte es schade wäre für dich nicht 4 Louisd. gefordert zu haben, dann hättest du alles Vornehmste und vielleicht die Königin gehabt.
Du bist recht gut daß du auch Geld schicken willst. Hoffentlich bekommst du bald alles zusammen, so daß es dich nicht genirt. Auf allen Fall ist hier Brief u Anweisung auf Hufeland von Philipp. Denk dir, das Drehschaf schreibt meinem Bruder einen Brief und schreibt von der Summe die er ihm hiebey übermache, liegt aber kein Geld drin und fast keins drauf.
[4] Von der Hand in den Mund fehlt mirs übrigens nicht, aber ich möchte freylich gern bald 100 rh. haben wegen zu bezahlender Sachen u des Holzes. Auf den Schuldenzettel den ich dir mitgegeben kannst du schon ausstreichen den Wein, den Böttcher, und die Akademische Buchh, die nicht drauf steht. Das alles habe schon durch die Gnade Gottes bezahlt.
Alle deine Aufträge sind nunmehr ausgerichtet, außer deine Bücher dir zu überschicken, womit ich noch anstehe, denn hin und her beträgt es gewiß einige Carolin. Was dir Fr. mitbringen konnte ist eine Kleinigkeit, und unordentlich besorgt glaub ich, da es die V. am andern Tag erst packte und nachschickte, und einige zweyte Theile wieder zu mir zurückgekommen sind. Nun will aber Catel noch wenigstens ein Dutzend Bücher mitnehmen in 14 Tagen, da will ich dir die nöthigsten [5] nach meiner Meynung aussuchen oder du giebst sie mir selbst indeß noch an. Auch dann bleibt noch mehr zurück als in den dir bewußten Coffer geht. ‒ Melde mir nur: ob du die Blätter von deutscher Art p und die Propyläen bey dir hast, ich kann beyde nicht finden und die lezten sind doch nicht einmal im Verzeichniß. Mir ist eingefallen ob sie Tiek von dir bekommen habe.
Nun ihr habt T. bekommen, worüber ich sehr froh bin, daß doch endlich alle Noth gestillt ist ‒ außer die über die abgeschabten Kleider, denn das ist wahr er kann sich nicht sehn lassen, er muß gleich von neu auf gekleidet werden, allein wie kann sich die Schwester darüber betrüben, das ist ja so hübsch u lustig.
Schreib mir nur ja wie alles geht. Wegen der Büste der Arnsteiner meynt Catel daß es eher eine Spitzbüberey von der eiteln kleinen verzwickten Juden[6]prinzessin wäre als von Schadow.
Hast du wohl nicht vergessen von S. an Fichte die Anfrage wegen einer Bekantmachung in Absicht der ewigen Litaney daß die doch noch hier wären die ihm damals hätten folgen wollen, zu bestellen?
An Schel. Journal wird schon gedruckt. Er schickt es.
Ich habe Nathan nicht gesehn, das Wetter war gut, ich war wohl, aber die Lust fehlte uns, 1 Carolin dran zu wenden; Sch. sagte mir ein unglücklich Wort das mir sie wenigstens verdarb: es wäre ja doch nur ein Ding anzusehn wie der Mahomet und würde einen nicht kalt noch warm dabey. Sie sollen gut gespielt haben, besonders Graf u Vohß. Es trift sich wohl noch daß ichs sehe. Sch. hat Goeth. gebeten uns wegen des Ion etwas Bestimmtes zu melden. [7] Recht gut ist es ja mit dem Grattenauerschen Saal u Logis. Sage mir lieber Freund wann du mich nun so eigentlich erwartest und herwünschest. Meine Idee ist, um Weinachten komme ich noch nicht, sondern etwa Ende Januar. Ich schreibe das nur vorläufig, wir müssen noch mehr darüber aus machen, und uns auch nach dem Geld richten.
Höre, darf ich die einzelnen Shak. Theile an Schelling verkaufen. Es sind nur noch 2 vom 5 ten und 1 vom 6ten da. Nun habe ich Aushängebogen vom 8ten, schick mir ein Titelblatt dazu so giebts einen vollständigen Exemp Theil. Ich habe schon wieder 3 rh. für Bücher eingenommen. apropos den Fichtischen Nicolai, verkauf ich auch frisch weg.
[8] Lebe wohl, wohl mein lieber guter Schlegel, ich muß enden weil dies weg soll, aber bald schreib ich ordentlicher. Wir grüßen dich herzlich und T. und die B.
Donnerstag
3 Dez.
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