Ich hoffe mein am 27ten April über Paris abgesandter Brief an die Staël ist glücklich angekommen. Ich höre von Uginet, daß Ihr Mitte Juni wieder in C.[oppet] sein werdet und wünsche sehr von der glücklichen Ankunft zu hören.
Ich bin sehr fleißig und denke nun wieder mehres drucken zu lassen; zunächst ein poetisches Taschenbuch, das bei der Ungern erscheint. Es wird fast ganz von mir selbst sein und enthält, Romanzen von Karl dem Großen und Roland, die ich nach dem Turpin gedichtet habe, dann eine bearbeitete Auswahl aus der auch Dir bekannten Trutznachtigall, die meine Frau während meiner Abwesenheit nebst andern alten Liederbüchern gesammelt hatte; dann gebe ich wohl ein paar poetische Briefe über Kunstsachen die ich auf meiner Reise gesehn, und andre noch vorräthige vermischte Gedichte. Sehr lieb aber wäre es mir auch etwas von Dir zu haben. Hat also die Reise nach Italien irgend ein Sonett, Lied oder Romanze hervorgebracht so gedenke meiner. Nur aber muß es gleich [2] sein, wo möglich mit umgehender Post nachdem Du diesen Brief erhalten. Denn Johannis ist vor der Thür.
Ueber mein hiesiges Wesen ist noch gar nichts bestimmt; Fourcroy ist nun gar nach dem mittäglichen Frankreich gereißt, und so werden wir wohl in langer Zeit nichts von ihm hören und immer vergeblich auf Entscheidung warten. Es fängt an, mir Langeweile zu machen.
Von Deutschland weiß ich eben nicht viel neues; weder von Charlotte noch aus Hannover habe ich Briefe. – Daß Schiller am 9ten May gestorben sei, werdet Ihr wissen. Er hätte doch immer auf seine Weise fortleben mögen. Nun wird Voß zum Schiller avançiren, nämlich bei Goethen. Ich fürchte der alte Herr wird nun ganz versteinen, oder überlebt es nicht lange.
Von Steffens ist eine Naturphilosophie im Meßcatalog angezeigt; von Müller der vierte Theil der Schweizergeschichte; von Goethe eine Schrift betitelt, Winkelmann und die Kunst des achtzehnten Jahrhunderts.
[3] Ich denke noch oft an die schönen Berge und Täler der Schweiz, an den See und das Schloß. Eure Reise ist in ungünstige Zeit gefallen, und fast all zu kurz gewesen. Was macht der Bildhauer in Rom? Schreibst Du ihm, so grüß ihn herzlich von mir.
Vor allen Dingen aber empfiehl mich der Staël auf das angelegentlichste. Ich wünsche von Herzen daß es ihr wohl geht. Ihr werdet nun wohl den ganzen Sommer in Coppet bleiben. Grüße die Kinder, und schick mir bald irgend ein erfreuliches Gedicht.
Friedrich S.[chlegel]
Viele Grüße von meiner Frau. Sie hat während meiner Abwesenheit Spanisch gelernt, und ließt fleißig im Calderone. – Was ist schöner als die Puente de Mantible? Die ist mehr werth als die ganze Französische und Englische Litteratur.
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